In Deutschland gibt es aktuell gut 700 Golfanlagen: Kurzplätze oder 54-Loch-Ensembles, kostengünstige Betriebe und exklusive Refugien, hergerichtete Äcker ebenso wie aufwändig gestaltete Spielwiesen. Allen ist gemein, dass hinter den Kulissen jeden Tag sorgfältig gewirtschaftet werden muss.
Der Deutsche Golf Verband (DGV) weist in seinem aktuellen Betriebsvergleich (Stand 2012/124 Teilnehmer) für eine 18-Loch-Anlage durchschnittliche Betriebskosten von 883.096 Euro aus. Ohne Abschreibungen, Zinsen und Steuern. Dem stehen im Mittel Erträge von 926.843 Euro gegenüber. Im Ergebnis ist das bestenfalls eine schwarze Null. Und der Kapitaldienst ist im Aufwand noch nicht eingerechnet.
“Gut gemanagte Golfanlage kann langfristig profitabel laufen”
“Die Anfangsinvestitionen für einen Golfplatz sind einfach zu hoch, als dass sie sich schnell amortisieren würden”, hat Alexander Freiherr von Spoercken (Lüdersburg), der Vorstandschef des Bundesverbands Golfanlagen (BVGA), mal gesagt. Der Bau einer Golfanlage kostet mindestens etliche hunderttausend Euro, selbst wenn‘s ganz einfach sein soll. Aufwändigere Plätze mit allem, was dazugehört, gehen in die Millionen. Bei stadtnahen Anlagen, egal welcher Qualität, schlagen Pachtkosten und Auflagen aller Art besonders kostenintensiv zu Buche. Investitionen und Kredite verlangen über Jahre nach Tilgung.
Bei allen Betrachtungen sind die Relationen zu berücksichtigen: Ein schlicht und preiswert gebauter Platz mit Service-Mindeststandard kann nur angemessene Gebühren (Mitgliedsbeiträge, Greenfees) erheben. Eine qualitativ hochwertige Anlage in 1-a-Lage mit dem entsprechenden Zusatzangebot hingegen darf im Markt hochpreisig agieren. Dafür liegen die Betriebskosten gemäß aktuellem DGV-Betriebsvergleich in der Spitze schon mal bei rund 1,9 Millionen Euro pro Jahr.
„Eine gut gemanagte Golfanlage mit innovativem Marketing-Mix kann langfristig profitabel laufen. Aber eine Goldgrube wird sie – abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen – nie sein“, weiß Dr. Reinhard Koss (Stuhr/Bremen). Als Sachverständiger für Wirtschaftlichkeitsbewertungen von Golfanlagen hat er tagtäglich im Auftrag von Banken, Investoren und Betreibern die Zahlen des Golfbetriebs vor Augen.
Die drei „M“ als größte Kostenfaktoren
Unabhängig von Produkt, Angebot und Preispolitik ist die Verhältnismäßigkeit letztlich stets gleich. Größte Kostenfaktoren sind die drei „M“: Menschen, Maschinen, Material. Der DGV nennt für eine 18-Loch-Anlage durchschnittliche Personalkosten von 347.838 Euro. Das sind fast 40 Prozent des gesamten Betriebsaufwands. Die meisten Mitarbeiter entfallen auf das Greenkeeping. Der DGV hat für eine 9-Loch-Anlage 2,7 Vollzeit-Greenkeeper erfragt. Für eine 18-Loch-Anlage sind laut Dr. Koss mindestens sechs Greenkeeping-Mitarbeiter anzusetzen.
Wer über die Kosten des Maschinenparks nachdenkt, braucht bloß die täglichen Gruselmeldungen in Sachen Energie- und Treibstoffkosten zu übertragen. Und der jährliche Aufwand für Dünger, Saatgut, Sand und andere Baustoffe sowie Bewässerung bewegt sich, gerade bei älteren Anlagen mit hohem Pflegeaufwand, mittlerweile im sechsstelligen Bereich. Tendenz weiter steigend. So verwundert es nicht, wenn Dr. Koss bestätigt, dass zwischen 35 und 50 Prozent der Betriebskosten auf den Bereich Greenkeeping entfallen.
Ein großer Posten sind auch die in jüngster Zeit extrem gestiegenen Pachtbeträge. Die Bandbreite reicht von 190 bis fast 4.000 Euro und liegt durchschnittlich bei 1.056,92 Euro pro Hektar und Jahr.
800 Vollzahler zur Kostendeckung
Die Habenseite ist schnell gegengerechnet. Die Golf-Experten des Wirtschaftsprüfer-Netzwerks KPMG haben im Schnitt einen Mitgliedsbeitrag von 100 Euro/Monat ermittelt (ohne Aufnahmegebühr). Der BVGA nennt aus seinem Bereich für 2011 einen Netto-Jahresbeitrag von 1.087 Euro pro Erwachsenem.
Eine 18-Loch-Anlage braucht da mindestens 800 Mitglieder, um wenigstens die Betriebskosten zu decken. Und zwar Vollzahler! Bei den Anlagen im DGV-Betriebsvergleich haben indes nur 55,4 Prozent der Golfer eine Vollmitgliedschaft. Dieser Wert lässt sich getrost auf die gesamte hiesige Golflandschaft verallgemeinern. Für viele Anlagen kommt es so auf jeden zusätzlichen Euro an: Aus der werblichen Vermarktung, aus dem Betrieb der Driving Range und vor allem durch Greenfees. Aktuell liegen die Preise bei 48,76 Euro an Wochentagen und 61,56 Euro an Wochenende und Feiertagen.
Der DGV hat analysiert, dass bei einem 18-Loch-Platz auf jede gespielte Runde (Mitglieder und Greenfee) durchschnittlich Aufwendungen von 38,45 Euro entfallen. Die Erträge im Betriebshaushalt liegen im Schnitt bei 40,71 Euro. Im Greenfee-Bereich allerdings ohne Berücksichtigung all der üblichen Rabatte, Boni etc. Nach Angaben des BVGA erlösen die deutschen Golfanlagen tatsächlich durchschnittlich nur 62 Prozent des regulären Greenfee-Listenpreises (Stand 2011). Der Netto-Umsatz liege damit bei rund 34 Euro pro gespielter Runde. Damit ist auch die Greenfee-Sparte in der jetzigen Struktur vielfach eher ein Verlustgeschäft.
Ich kann nur beipflichten: in der Regel werden in Frankreich Golfplätze einfach über angegliederte Hotels finanziert. Baukosten von über 30 Mio € für einen Golfplatz kann man eben nur mit durchaus elitären Preisen (ohne Altersstaffelung), hohen Tagespreisen für Tagesgäste sowie Getränkeverkauf und teuren Hotelzimmern finanzieren.
Leider sind die Hotels bei Golfplätzen in Frankreich aber auch immer als vermeintliche Cashcows zu erkennen und liegen vom Standard weit unter dem, was man normalerweise von einem Hotel im 5* Bereich ohne Golfplatz erwarten könnte.
Golfplatzbetreiber sind halt keine Hoteliers..
Ich schlafe deswegen im guten Hotel – auswärts – und gehe dann zum Top Golfplatz.
Das entspricht natürlich nicht dem, was die Betreiber geplant hatten…
Ich denke, man sieht es auch an den Bauzahlen:
es gibt eine große Industrie um den Verkauf von Golfplätzen.
Da werden den Investoren Dinge vorgerechnet, die sich nicht bewahrheiten können.
zu meinem Vorredner : So wie in Frankreich kann mans auch machen…da geht der Preis für die Mitgliedschaft gestaffelt nach Alter. Hier Etretat wunderschöner Platz in der Normandie. Das sind übrigens Jahresmitgliedschaften und keine Greenfeepreise. Was hier der Spieler von 22 Jahren im Jahr bezahlt legt man in St.Leon Rot für eine Runde am WE hin.
ANNUAL SUBCRIPTION
Memberships
Individual
+ 40 years old 1 467
37/40 years old compl. 988
31/36 years old compl. 765
26/30 years old compl. 546
20/25 years old compl. 208
-20 years old 141
-18 years old 141
Derartige Strukturen und Mitgliedschaftsmodelle, wenngleich sicherlich nicht ganz so differenziert, gibt es durchaus auch im deutschen Golf, Carlo. Aber grundsätzlich ist der Hinweis sehr treffend. Wie schon zuvor angemerkt: Mit Blick auf die Zukunft des Sports sind hierzulande die Innovationsbereitschaft der Anlagenbetreiber, aber nicht zuletzt ein Umdenken innerhalb der gesamten Golf-Szene gefragt.
Na wie machen die das nur in Frankreich, Belgien, Holland, Schweden, Italien usw. Überall dort ist Golfspielen zu weitaus günstigeren Preis möglich. In Deutschland ist man einfach nicht bestrebt das „gemeine“ Volk zum Golfspiel zu bringen sondern einem elitären Kreis eine Rückzugsmöglichkeit zu gewähren! Die Mitgliederzahlen stagnieren oder gehen gar zurück. Der deutsche Golfer ist 54 und hat auch ein solches Handicap.
Von gar öffentlichen städtischen Plätzen wie in den USA oder einem wirklichen Breitensport sind wir meilenweit entfernt. Aber das versucht man ja auch durch die gesalzenen Preise zu vermeiden. Man möchte gern unter sich bleiben und jammert über die ausbleibenden neuen Mitglieder. Mein Tipp: Preis auf mindestens 200 Euro im Monat erhöhen, dann kann der Platz auch von 350 Leutchen finanziert bleiben und man bleibt unter sich.
In der Tat, Kinglouis, hat Golf in anderen Ländern ein anderes Image, herrschen dort eine andere Mentalität und teilweise auch andere Strukturen. Hierzulande sind mit Blick auf die Zukunft des Sports sicherlich die Innovationsbereitschaft der Anlagenbetreiber, aber nicht zuletzt ein Umdenken innerhalb der gesamten Golf-Szene erforderlich.
Die Greenfees der Gastspieler sind eine nicht zu vernachlässigende ,zusätzliche Einnahmequelle.Wenn das Problem mit dem Hologramm nicht wäre.Denn die meisten Mitglieder unseres Clubs spielen nur dort wo kein erhöhtes Greenfee auf Grund des fehlenden Hologramms erhoben wird.Hier ist der Schuss eindeutig nach hinten gegangen und da gehört er auch hin.Wer die Frequenz von Gastspielern steigern möchte und nur hier liegt eine steigerungsfähige Mehreinnahme,der muss auch faire Konditionen schaffen und keine Hindernisse wie das erhöhte Greenfee für fehlende Hologramme.Diese Kröte werden auf Dauer die Hologramm-Protagonisten schlucken müssen. Einen guten Tag noch und ein schönes Spiel !
Die Hologramm-Debatte, Herr Dr. Laschka, wird fraglos zu Recht geführt. Unbenommen der generellen Wirkung auf das Image des Sports ist das Hologramm-Verfahren aber kein Automatismus: Es liegt in der Wirtschaftshoheit der Anlagen, wie sie damit umgehen.
Auch Ihnen schönes Spiel!