Der Golfschwung ist erst einmal ein individuelles Bewegungsmuster. Ob Pro oder Amateur, der Golfer schwingt in seiner natürlichen Schwungtendenz – links, rechts oder eher geradeaus. Jeder kann nun einen kontrollierten Kurvenflug des Balles, auch gegen seine individuelle Schwungneigung, erlernen. Damit aus dem nuancierten Rechts- nach Links-Ballflug kein Horror-Hook wird, ein paar Gedanken und Tipps zum Draw. (Der Autor ist Rechtshänder. Für Linkshänder sind die Beobachtungen spiegelverkehrt zu verstehen.)
Golf "at its best" mit einem Draw
Das modernste Equipment ist auf Fehlerverzeihung und Länge ausgerichtet, um das Spiel zu erleichtern. Sogenannte Blades werden eher niedrigen Handicappern empfohlen, sind aber in Sachen "Shotshaping" nicht zu übertreffen. Aus puristischer Sicht machen diese Schläger Sinn. Mit etwas Mut und Übung lässt sich die Vielfältigkeit des eigenen Spiels auf ein neues Level heben, gerne auch auf Kosten einiger Meter. Wenn man, gleich welchen Handicaps, sagen kann: "die Eiche ist im Weg, ich spiele einen Draw", und der Schlag gelingt – dann ist das Golf "at its best", selbst wenn die Putts einfach nicht fallen wollen.
Wichtige Tipps für Set-Up und Schwung
Klappt der Draw, ist er der kraftvollste und zumeist auch weiteste Schlag, da dem Ball zusätzlich ein Vorwärtsdrall – ähnlich eines Topspins – mitgegeben wird. Dabei sind ein paar Dinge im Setup und Schwung zu beachten. Mike Kolloff, Teaching Pro Berlin Blankenburg: "Entgegen alter Lehrmeinung ist der Schlägerkopf beim Ballkontakt leicht geöffnet und der Golfer ist wie gewohnt, parallel zum Ziel, ausgerichtet. Geschwungen wird auf einen Pfad von innen nach außen, beim Treffmoment erhält der Ball so, aus Kombination mit dem offenen Schlägerblatt und dem Fertigrotieren des Oberkörpers seinen Seitwärts- und Vorwärtsdrall – alle Topspieler spielen den Draw auf diese Weise. Die Gefahr besteht darin, dass beim Blocken, also nicht Fertigrotieren des Körpers, die Schlagfläche offen bleibt und der Ball nach rechts weggeht."
Fuß leicht nach hinten schafft Platz für Hüftrotation
Tigers Coach Sean Foley empfiehlt daher, etwas flacher und um den Körper herum zu schwingen, um sicher von innen nach außen an den Ball zu kommen – genau genommen mit einem um zwei Grad geöffneten Schlägerblatt, bei vier Grad Abweichung von der Ziellinie.
Ein Drill, der früher zu den Standardtipps für einen Draw gehörte, ist, den rechten Fuß wenige Zentimeter nach hinten zu versetzen. Das erleichtere das Erlernen des Schwungpfades und schaffe Platz für die Hüftrotation.
Etwas Ballgefühl und Glaube an den eigenen Schwung
Neben diesem Zurücksetzen des Fußes hieß es lange, sich leicht rechts vom Ziel auszurichten, aber mit geschlossenem Blatt in Richtung avisiertes Ziel zu schwingen. Funktioniert auch, aber aus eigener Erfahrung besteht die Gefahr zu überdrehen und der Schlag verkommt durch die zusätzliche Rotation des Körpers und dem geschlossenen Schlägerblatt leicht zu einem fürchterlichen Hook.
Es hilft sicher, sich einer Vorstellung vom Fußball zu entlehnen. Der Ball wird mit den Fuß, ob Innen- oder Außenrist, in Kurven getreten – nicht zuletzt sei an Manni Kaltz und die Bananenflanke erinnert. Ähnlich verhält es sich nun mit dem Golfschläger und dem Golfball, dem Fade oder Draw. Etwas Ballgefühl, der Glaube an den eigenen Schwung und mutiges Versuchen ist sicher notwendig - die Technik allerdings ist nicht mehr als eine Basis.