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Die US-Basketballstars bei Olympischen Spielen: Nur Gold und Golf im Sinn

11. Aug. 2024 von Michael F. Basche in Köln Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Steph Curry (oben) und Michael Jordan eint nicht nur der Erfolg im Basketball, sondern auch die Leidenschaft für Golf. (Alle Bilder: Getty)

Steph Curry (oben) und Michael Jordan eint nicht nur der Erfolg im Basketball, sondern auch die Leidenschaft für Golf. (Alle Bilder: Getty)

„Gott“ war sprachlos. Kein Wunder, bei so einer schrägen Frage. Es ist Ende Juli 1992 in der Olympiastadt Barcelona – das Dream Team hält Hof. In der eigens für diese erste Pressekonferenz geöffneten Messehallen hören der Autor und 3.000 andere Medienmenschen den ersten der per Los ausgewählten Fragesteller, einen Kollegen aus Japan: „Wie fühlt man sich, wenn man Gott ist?“ Unten auf dem Podium schaut der angesprochene Michael Jordan seine Kumpels ratlos an, müht sich dann um ein paar Sprachhülsen.

Jordan, Johnson, Pippen, Barkley, Bird …

Die amerikanischen Basketball-Superstars sind gekommen, um auch mal Olympiasieger zu werden. Erstmals in der seit 1936 währenden olympischen Basketballgeschichte hat ein Allstar-Team der National Basketball-Association (NBA) die Vereinsrivalitäten hintan gestellt – weitgehend jedenfalls – und sich für dieses Ziel zusammengerauft. Immerhin gilt es die Schmach von Seoul 1988 wettzumachen, als ausgerechnet die damalige Sowjetunion gewann und die USA bloß Dritte wurden, was für eine Blamage. Also sitzen die Zwölf nun dort unten auf dem Podium im Blitzlichtgewitter und fremdeln tatsächlich ein bisschen mit dem Hype, der ihnen entgegenschlägt: „His Airness“ Jordan, Earvin „Magic“ Johnson, die „Kobra“ Scottie Pippen, Charles „The Bread Truck“ Barkley, Larry Bird und und und – ein nachgerade legendäres Line-up, das es in dieser Güte nie wieder gegeben hat.

Klassenfahrt mit vertraglich gesichertem Golf-Recht

Für die hochdekorierten Helden der NBA ist der Trip nach Good Old Europe eine Art Klassenfahrt. Sie sind mit Kind und Kegel unterwegs, residieren erst in der City von Barcelona, flüchten dann vor dem Trubel in ein hermetisch abgeschottetes Luxushotel außerhalb der katalanischen Metropole, genießen Dolce Vita am Pool, und haben nur Gold und Golf im Sinn. Überflieger Michael Jordan hat sich eigens das Recht in den Vertrag schreiben lassen, beim Trainingslager in Monaco und während des olympischen Turniers nach Belieben und eigenem Gutdünken die Schläger schwingen zu dürfen und nutzte das weidlich aus, spielte häufig mehrere Runden am Tag. Dass er damals ein Match gegen Headcoach Chuck Daly verloren hat, wurmt ihn bis heute.

 

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Die Gegner sind allenfalls Kanonenfutter

Zwischendurch fahren die US-Korbjäger mal rüber in die olympische Basketballhalle und putzen mit geradezu aufreizender Lässigkeit und durchschnittlich 44 Punkten Unterschied weg, was ihnen Auslosung und Rooster bescheren. Während Dalys Dutzend jedes Mal mindestens 100 Punkte macht und nicht ein Mal eine Auszeit nimmt, sind die Gegner allenfalls Kanonenfutter, egal wie sie heißen; Deutschland beispielsweise kriegt in der Vorrunde eine 68:111-Abfuhr, Kroatien im Finale eine 85:117-Lehrstunde. Am Ende war es die zehnte Goldmedaille eines amerikanischen Männer-Basketballteams bei Olympia, quasi im Vorbeigehen mitgenommen.

 

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17. Goldmedaille insgesamt, die fünfte in Folge

Derart einfach hatten es ihre Nachfolger bei den Olympischen Spielen von Paris 2024 nicht. LeBron James und Co. mussten sich ganz schön strecken, um im Halbfinale Serbien (95:91) und am Samstagabend im Endspiel den Gastgeber Frankreich (98:87) in die Knie zu zwingen und dem US-Basketball das 17. Gold in den Korb zu legen, das fünfte in Folge. Sie wollten es ebenso lässig angehen, bauten auf die „volle Kapelle“ mit Vorturner James, Stephen Curry, Kevin Durant, Anthony Davis, Anthony Edwards, Bam Adebayo oder Devin Booker – und hätten sich beinahe blamiert. Allenfalls in den Schlussminuten wirkten die Partien, als machte der eigentlich haushohe Favorit endlich Ernst.

LeBron James mag der „King“ sein, aber er ist halt kein Golfer

Dem Eliteensemble aus der NBA war in Frankreich ein ähnlicher Hype entgegengeschlagen wie seinerzeit dem Dream Team, daher logierte man samt Tross und Entourage gleichermaßen abgesondert und abgeschirmt. Was Wunder, wird LeBron James doch als legitimer Erbe von Michael Jordan angesehen, von manchen gar als ebenbürtiger Anwärter auf den Titel des Größten aller Zeiten. Aber das sollen die Basketballer ruhig unter sich ausmachen. James mag zwar der „King“ sein, aber er spielt halt kein Golf.

Dreier um Dreier: Steph Curry hielt Gegner auf Distanz

Doch dafür gibt’s ja Steph Curry. Der war in beiden finalen Spielen seines Olympia-Debüts der „Man of the Match“, choreografierte die Angriffe und hielt die Morgenluft witternden Gegner halbwegs auf Distanz, indem er Dreier um Dreier versenkte. „Ich war selbst von mir beeindruckt“, gab er hinterher zu. Insgesamt 60 Punkte in aufeinander folgenden Partien sind noch keinem US-Basketballer bei Olympia gelungen; die acht Dreier im Endspiel sind zudem Rekord für ein olympisches Finale. Nicht von ungefähr gilt der Point Guard von den Golden State Warriors als bester Weitwerfer der Welt.

„Chef“ Curry ist GOAT Jordan beim Handicap klar voraus

Auf dem Golfplatz ist der Mann mit dem Spitznamen „Chef“ kaum weniger zielsicher. Nicht bloß wegen seines Hole-in-one beim Gewinn des VIP-Turniers American Century Championship vergangenes Jahr am Lake Tahoe in Nevada. Curry wird aktuell mit einem Handicap von +1,3 geführt und rangiert damit vor dem GOAT Michael Jordan, der sich vergangenes Jahr mal „eine miese Vier“ attestiert und es mittlerweile wohl wieder auf 1,9 gebracht hat.

Unterschiedlicher Ansatz bei der Golfleidenschaft

Beim Olympiagold liegt Jordan dafür trotzdem noch 1 up, wurde er doch bereits 1984 in Los Angeles damit dekoriert, als die Amerikaner letztmals eine Collegeauswahl den Lorbeer einsammeln ließen. In Sachen Golfbegeisterung freilich geben sich beide nichts, haben gleichwohl einen völlig unterschiedlichen Ansatz. Jordan, mittlerweile 61 Jahre alt und 3,2 Milliarden Dollar schwer, hat in Hobe Sound/Florida seinen eigenen Golfplatz – The Grove XXIII, beziffert nach seiner etatmäßigen Rückennummer –, gibt regelmäßig den Edelfan und Motivator beim Ryder Cup und darf sich bereits auf eine Einladung seines Freundes Keegan Bradley für Bethpage Black 2025 freuen.

Investor bei TMRW und Teameigner in der TGL

Curry wiederum zeigte seine Schlag-Fertigkeit seit 2012 bei besagter American Century Championship, die er nur dieses Jahr wegen der Olympiavorbereitung ausließ, bei VIP-Events, sogar auf der Korn Ferry Tour und zuletzt in Abu Dhabi, bei der Tingeltour auf dem Weg nach Paris.


„Paris ist nicht Barcelona. Steph Curry und ich sind nicht Michael Jordan und Chuck Daly, der Chefcoach des Dream Teams. Wir werden ganz sicher nicht jeden Tag Golf spielen, und sowieso keine 36 Loch am Stück. Diese Zeiten sind lange vorbei. Wir haben 2024 und alle Hände voll zu tun mit Basketball, trotz unseres tollen Kaders.“

US-Cheftrainer Steve Kerr, gleichzeitig Currys Headcoach bei den Golden State Warriors, vor dem olympischen Turnier


Er gehört überdies zum Investorenpool von TMRW Sports, der Firma von Tiger Woods und Rory McIlroy, deren Stadionspektakel TGL im Januar 2025 Premiere feiert, und engagiert sich dort außerdem als Team-Eigner. Gemeinsam mit Finanzmanager und Sportunternehmer Marc Lasry (Avenue Sports) sowie den Korbjäger-Kollegen Klay Thompson und Andre Iguodala schickt Curry dann für San Francisco die Mannschaft von The Bay Golf Club ins Rennen: Ludvig Åberg, Wyndham Clark, Min Woo Lee und Shane Lowry.

Underrated Golf Tour ermöglich Außenseitern die Turnierteilhabe

Der 36-Jährige frönt jedoch bei seiner Passion für das Spiel nicht nur dem Ego oder geschäftlichen Interessen, er gilt nicht von ungefähr als „Menschlichster aller Superstars“ (NBC Sports). Seine 2022 ins Leben gerufene Underrated Golf Tour bietet Talenten aus weniger begünstigten sozialen Schichten und aus ethnischen Minderheiten eine kostenlose Turnierteilhabe; Anreise, Unterkunft und Essen werden bezahlt. „Ich habe die Dachmarke Underrated 2019 mit dem Ziel gegründet, gesellschaftliche Vielfalt zu feiern und Außenseitern zu helfen“, sagt Curry. „Gerade wegen meiner Leidenschaft für Golf kann ich die Augen nicht vor den Ungerechtigkeiten verschließen, die da mit im Spiel sind. Underrated Golf ermöglicht den Zugang zu einer für viele eher unzugänglichen Sportart, sorgt für Chancengleichheit und verdeutlicht die Rolle des Sports für eine erfolgreiche Lebensentwicklung.“

Ganz klar, da hat einer doch mehr als nur Gold und Golf im Sinn.

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