Ein altes Sprichwort sagt: „Es kommt weniger darauf an, wie du Golf spielst, sondern mit wem.“ Das gilt kaum mehr als im Ryder Cup, bei dem gerade die Europäer in jüngerer Vergangenheit gezeigt haben, wie erfolgreich Korpsgeist gegenüber Individualität sein kann. Beide Teamchefs haben gewiss die Stärken und Schwächen ihrer „Schäfchen“ im Sinn, ganz besonders aber werden sie auf die Kongenialität der Spielpartner vertrauen.
McIlroy und McDowell zusammen scheinen gesetzt
Für Europas Kapitän José Maria Olazábal scheint diese Aufgabe leichter, seine Cracks gelten samt und sonders als bodenständig und teamfähig. Vor allem ein Duo dürfte gesetzt sein: Die nordirischen Kumpel Rory McIlroy und Graeme McDowell harmonierten schon bei der Seve Trophy 2009 und lieferten beim Ryder Cup 2010 in Wales mit einem Sieg, einer Niederlage und einem geteilten Match eine ausgeglichene Viererbilanz ab.
Ziemlich wahrscheinlich ist auch die Paarung Ian Poulter und Justin Rose. 2008 gingen die beiden, die England schon im World Cup mehrfach vertreten haben, drei Mal zusammen ans Tee und stemmten sich mit zwei gewonnenen Matches gegen die europäische Niederlage.
Donald und Westwood können fast mit jedem
Die Qual der Partnerwahl hat Olazábal bei seinen Ryder-Cup-„Schlachtrössern“ Luke Donald und Lee Westwood. Nicht nur, weil beide eine exzellente gemeinsame Historie haben: Donald und Westwood können fast mit jedem. Besonders gut freilich mit Sergio Garcia. Für Donald und den Spanier stehen vier Siege in vier Spielen zu Buche; Westwood bringt es mit Garcia auf 5:2-Punkte. Donald wäre mit seinem famosen kurzen Spiel auch der Richtige, um Longhitter Nicolas Colsaerts beim Ryder-Cup-Debüt zu unterstützen.
Der belgische Rookie wird zudem als potentieller Partner von Martin Kaymer gehandelt. Die beiden verstehen sich gut, wie der Belgier Golf Post im Interview verriet: „Martin ist witzig. Er scherzt auf dem Platz und ist ein angenehmer Spielpartner.“ Es ist aber unwahrscheinlich, dass Olazábal den an seiner Form laborierenden Kaymer und „Frischling“ Colsaerts schon bei den Auftakt-Foursomes gemeinsam an den Start schickt. Als Kaymers Anfangspartner würde eher Westwood taugen; die beiden spielten vor zwei Jahren einen Sieg und ein Unentschieden ein.
Bleiben Peter Hanson, Paul Lawrie und Francesco Molinari. Alle drei drängen sich nicht für bestimmte Paarungen auf und empfehlen sich vor allem für Duette untereinander.
Stricker als „Pick“ für Woods
Auf amerikanischer Seite muss Kapitän Davis Love III gleich vier Debütanten Erfolg versprechend kombinieren. Zuvorderst jedoch gilt es, das menschliche Moment zu beachten. In allzu schlechter Erinnerung ist 2004, als Hal Sutton die Egozentriker Tiger Woods und Phil Mickelson vereinte, was mit zwei Niederlagen desaströs ausging.
So gilt die Berufung von Steve Stricker vornehmlich als „Pick“ für Tiger Woods, der schon etliche Ryder-Cup-Partner verschlissen hat, aber mit Stricker 2010 zwei Siege einfuhr. Als Alternativen an Woods‘ Seite gelten die Presidents-Cup-Partner Jim Furyk, der sich ansonsten wohl um einen der Rookies, womöglich Jason Dufner, kümmern darf, sowie Dustin Johnson. Manche Beobachter erwarten gar ein Zusammenspiel von Longhitter Johnson mit dem Super-Putter und frischgekürten FedExCup-Gewinner Brandt Snedeker.
Der zweite schwierige Kandidat im US-Team ist Phil Mickelson. 2008 und 2010 wurde „Leftie“ gern den jeweiligen Ryder-Cup-Rookies zugeordnet. Entsprechender Bedarf besteht auch in Medinah; es bietet sich Trainingsrunden-Partner Keegan Bradley an.
Anhaltspunkte aus den Bibelrunden
Ein für Davis Love III nicht unerheblicher Aspekt der Pärchenbildung könnte die tiefe Religiosität einiger US-Ryder-Cupper sein, die er regelmäßig bei den Bibel-Abenden der PGA-Tour trifft. Zach Johnson und sein möglicher Partner Matt Kuchar gehören dazu, ebenso Bubba Watson und Webb Simpson, die schon beim Presidents Cup 2011 ein schlagkräftiges Duo bildeten.
Wie auch immer die jeweiligen Startaufstellungen ausfallen, beide Kapitäne werden die erste Foursome-Session als Gradmesser für weitere Entscheidungen heranziehen. Wo man hinhört, wird erwartet, dass es beim 39. Ryder Cup „Spitz auf Knopf“ zugeht – schon ein einziger personeller Fehlgriff kann den Ausschlag geben.