„Die Menschen in dieser Region“, plaudert Alexandre Barroso, „sind offen, lebensfroh, genießerisch, Besucher spüren das und genießen es.“ Der Mann weiß, wovon er spricht. Zu Kinderzeiten machte Barroso mit seinen Eltern Urlaub im Norden Portugals, heute ist er als Golfdirektor im Vidago Palace selbst Gastgeber. Nach einer herrlichen Runde über den Platz des Belle-Epoque-Hotels sitzen wir auf der Terrasse des trutzigen Sandstein-Clubhauses und blinzeln bei portugiesischen Tapas in die nachmittägliche Oktobersonne. Schönes Journalistenleben!
Golf und Wasser aus der Heilquelle
Ein paar Stunden zuvor hat unser Bus die mediale Reisegruppe vor der imposanten hellroten Fassade des Schlosses „abgeladen“. Bags aus dem Gepäckraum, Golfschuhe an, ab zum ersten Abschlag. Während sich zwischen uralten Bäumen der letzte Morgendunst verflüchtigt und den Blick auf das Farbenspiel der Blätter freigibt – ja, auch in Portugal hat‘s „Indian Summer“ –, nehmen wir den Parcours in Angriff. Bei der Sanierung der Gesamtanlage vor fünf Jahren wurden die Bahnen des ursprünglichen Neun-Loch-Platzes von 1936 ebenfalls neu arrangiert. Sie führen jetzt als Auftaktquartett durch den Park, dann öffnet sich das Bild, es geht raus ins Gelände, das speziell auf der Back Nine ziemlich hügelig wird.
Beim Rückweg zum Hotel bleibt sogar noch Zeit für einen Trunk aus der hauseigenen Thermalquelle, die seit dem 17. Jahrhundert sprudelt. Nicht jedes Heilwasser schmeckt so mineralisch erfrischend, unbedingt probieren! Inklusive Golf natürlich. Der Gin Tonic im prächtigen Salon neben der Bar vor dem Abendessen war aber auch nicht schlecht…
Vidago Palace, keine 30 Kilometer von der Grenze zu Spanien entfernt, ist die zweite golferische Station dieses Pressetrips. „Olimar“ hat eingeladen. Der familiengeführte Reiseveranstalter begann 1972 mit Charterflügen für portugiesische Gastarbeiter, längst maßschneidern sie in Köln allerdings Reisen für ganz Südeuropa, der Kunde kann zwischen Themen wie „Golf“, „Gourmet“, „Wellness“ oder „Familie“ wählen und auch kombinieren lassen. Portugal jedoch ist Spezialgebiet und Herzensangelegenheit geblieben, die Bausteine unserer Genusstour sind vom Feinsten.
Blick auf das abendliche Porto
„The Yeatman“, hieß es schon im Reiseprogramm, sei das derzeit angesagteste Hotel in Porto. Vor Ort weiß man, warum. Terrassenförmig über den berühmten Portweinkellereien am Fluss Douro erbaut, offenbart das „erste Wein-Hotel der Welt“ (Eigenwerbung) stets und überall den Blick auf die gegenüber liegende Altstadt der Metropole des Nordens. Der Blick auf Porto im abendlichen Lichterglanz, bevorzugt bei einem Portwein-Cocktail auf der „Yeatman“-Terrasse, vielleicht zur Einstimmung auf die kulinarischen Zaubereien des besternten Küchenchefs Ricardo Costa, ist unbedingt zu empfehlen.
Am nächsten Morgen geht‘s für uns Acht nach Amarante ins Landesinnere. Amarante Golf ist ein ziemliches Auf und Ab, einige der engen Fairways würden, schneebedeckt, gut zur Slalompiste taugen. Dafür versöhnt abends das kuschelige Refugium Casa da Calçada im Städtchen Amarante mit der golferischen Berg- und Talfahrt auch auf der Scorekarte.
Rund 5.000 Golfurlauber bringt allein „Olimar“ jährlich nach Portugal, diejenigen nicht eingerechnet, bei denen Golf nur ein Baustein ihrer Reisekombination ist. Wer sich beim Gedanken an den äußersten Südwesten Europas freilich auf die Algarve und den Großraum Lissabon beschränkt, der verpasst was. Portugals Norden ist natürlich urwüchsiger, der landschaftliche Reiz indes nicht minder einehmend, die Gastfreundschaft sowieso.
Links-Juwel am Atlantik
Das Beste kommt bekanntermaßen zum Schluss. Jedenfalls für den Golf-Puristen. Die Rede ist vom Estela Golf Club, einem Links-Juwel 45 Kilometer nördlich von Porto, das sich über drei Kilometer durch die Dünen am Atlantik erstreckt und seine schottischen Vorbilder nicht scheuen muss. „Heute würde das nicht mehr genehmigt“, sagt Präsident Alexandre Quintas E Sousa über die auch in Portugal mittlerweile hohen Umweltauflagen.
In der Tat verlaufen manche Bahnen des in den 1990er-Jahren angelegten Platzes derart nah am Atlantik, dass die Gischt fast ins Gesicht sprüht, bei strahlendem Sonnenschein, Blickachsen zum Niederknien und permanentem Wellenrauschen machen wir uns auf eine unvergessliche Runde, Estela allein ist schon einen Abstecher in Portugals Norden wert.
Portwein und die Altstadt
Fehlen noch die Tips Nummer vier und fünf. Porto ohne einen Besuch der Kellereien in Vila Nova de Gaia auf der anderen Seite des Douro „adeus“ zu sagen, käme wohl einer Unterlassungssünde gleich. Inklusive Portwein-Verkostung selbstverständlich, „White“, „Ruby“ und „Tawny“, so viel Zeit muss sein. Und dann ist da noch Portos Altstadt selbst, der Bummel durch die pittoresken Gassen ein Muss. Schauen Sie sich mal in der Bahnhofshalle, im Börsenpalast „Palacio da Bolsa“ sowie in den Restaurants und Kneipen auf der historischen Hafenmeile um. Saúde!