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PGA Tour

Die PGA Tour, ihre Corona-Blase und die Redensart vom Kind im Brunnen

25. Jun. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Jay Monahan nimmt auf einer Pressekonferenz zur aktuellen Entwicklung Stellung. (Foto: Getty)

Jay Monahan nimmt auf einer Pressekonferenz zur aktuellen Entwicklung Stellung. (Foto: Getty)

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Insgesamt vier positive Tests, sechs Ausfälle teils namhafter Spieler – und Commissioner Jay Monahan tischt tatsächlich am Vorabend der Travelers Championship in einem eiligen Statement folgende Floskel auf: „Tatsache ist, dass wir alle lernen müssen, mit Covid-19 zu leben.“ Ach was.

Große US-Ligen schauen auf das Golf-Experiment

Die PGA Tour ist vor der dritten Station ihres Restart-Turnier-Quartetts endgültig von den bitteren Begleitumständen einer Welt im Corona-Würgegriff eingeholt worden. Sie muss sich fragen lassen, was falsch läuft beim auf 37 Seiten fixierten und vollmundig beschworenen Hygienekonzept, mit dem der Golf-Circuit vor drei Wochen als erste der großen US-Ligen – und von den anderen garantiert genau beobachtet – den Spielbetrieb wieder aufgenommen hat?

Die Akteure und der Alltag

Nick Watney, der die RBC Heritage auf dem von Urlaubern überlaufenen Hilton Head Island verlassen musste, war mit seinem Caddie munter im Supermarkt einkaufen. Cameron Champ reiste individuell zur Travelers nach Connecticut an und brachte Symptome mit. Ricky Elliott und Ken Comboy, die ihre Chefs Graeme McDowell und Brooks Koepka sowie dessen Bruder Chase durch positiven Tests zum Rückzug zwangen, nahmen vorher gemeinsam an der Beerdigung eines Bekannten teil. Heritage-Sieger Webb Simpson verzichtete wegen eines Corona-Falls in der Familie, weilte also offenkundig zwischendurch zuhause und keineswegs im Tour-Flieger. Nicht falsch verstehen: Das ist Alltag, wie ihn jedermann hat. Und jedermann kann es treffen. Darum geht es nicht.

Löchrig wie ein Schweizer Käse

Es geht vielmehr um die hehren Ansprüche, mit denen die Tour in den Restart gegangen ist. Um das Narrativ von „The Bubble“, der Blase, die den Tross inmitten der Pandemie hermetisch gegen die Außenwelt abschirmen und im Innenverhältnis steuern sollte. Der Kokon freilich ist löchrig wie ein eidgenössisches Milchprodukt, nur gehört das beim Schweizer Käse zum Erfolgsrezept.

Die Spieler scheren sich nicht um Hotels, Essensservice, Reisemöglichkeiten oder Abstandsanweisungen, sie reisen und wohnen stattdessen vielfach individuell, begrüßen sich per Faustkontakt, stehen dicht beieinander und quatschen, wühlen im Bag des Mitspielers und machen Probeschwünge mit fremden Schlägern – man ist ja unter sich. Die Organisation selbst ist lasch, ließ die ehernen Vorschriften zu bloßen Empfehlungen verkommen, je näher der Restart rückte; und bei der Heritage beispielsweise Watney trotz seiner Bekanntgabe verdächtiger Symptome sogar in den Übungsbereich, bis das Testergebnis vorlag – ohne Mundschutz.

Echte Blase sei nie machbar gewesen

Es brauchte offenkundig solche Test-Tatsachen, um sich daran zu erinnern, dass das Virus nicht weg ist, nur weil man geschlossene Gesellschaft praktiziert; um sich wieder bewusst zu machen, dass sich Corona nicht aussperren lässt. Und einzuräumen, dass eine echte Blase nie machbar gewesen sei. Man hätte vielleicht einfach mal auf US-Bundesstaaten wie Texas, Arizona, Florida oder Kalifornien schauen können, wo die Corona-Fallzahlen erschreckende neue Höhen erreichen. Bloß zur Erinnerung: Texas, die Charles Schwab Challenge in Fort Worth, war Schauplatz des Restart-Auftakts.

The Show must go on!

Jetzt zieht Monahan Zügel wieder stramm, die er nie hätte schleifen lassen dürfen, kündigt neue Teststrukturen und strikte Sanktionen bei Verstößen gegen die Bestimmungen der Tour an. Die US-Medien feiern ihn dafür als resolut; unsereinem indes kommt da vor allem die Redensart vom Brunnen in den Sinn, der erst gedeckelt wird, nachdem das Kind hineingefallen ist.

Der „Commish“ formuliert derweil Durchhalteparolen: „Ich bin besorgt, aber voll Vertrauen in unsere Programme und Abläufe und in unsere Fähigkeit, die PGA Tour vernünftig zu betreiben, solange wir so fleißig sind, wie wir uns das vorgenommen haben“. In Kurzform: The Show must go on! Das geht allerdings nur, wenn sich auch im Profigolf-Paralleluniversum jeder ans Drehbuch hält. Alles andere mag man sich (noch) nicht ausmalen …

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