Vergangene Woche gab der Deutsche Golf Verband in Stuttgart die neuesten Zahlen zur Enwicklung der Golf-Club-Mitglieder bekannt. Das von DGV-Präsident Claus Kobold hervorgehobene Wachstum von 0,5 Prozent mag zwar erfreulich sein, doch eine genauere Analyse der Zahlen fördert Besorgniserregendes zu Tage. Kinder, Jugendliche und Frauen werden in deutschen Golfanlagen weniger. Nur ältere Herren verhindern ein Schrumpfen der Mitgliederzahlen.
Wollte man es positiv formulieren, sollte man sich an Claus Kobold halten. Das größte Wachstum seit vier Jahren proklamierte der DGV-Präsident auf der Jahres-Pressekonferenz vergangenen Donnerstag. Dies sei "insbesondere vor dem Hintergrund europaweit vielfach rückläufiger Mitgliederzahlen im Golf bemerkenswert". Man könnte sogar noch einen draufsetzen und sagen, es gab noch nie so viele organisierte Golfer, es sind ganz genau 643.158, wie 2016. Beides stimmt.
Netto bleibt nicht viel übrig
Auch im Vergleich mit anderen Sportarten im Deutschen Olympischen Sportbund braucht der DGV den Vergleich nicht zu scheuen. Hier ist jeder vorn dabei, dessen Mitgliederzahl nicht schrumpft. Die Not der anderen macht die eigene Stagnation aber nicht besser. Dabei sind im letzten Jahr 52.427 Menschen in Golf Clubs eingetreten. Eigentlich eine beachtliche Zahl. Doch Austritte, deren Gründe vom DGV nicht erfasst werden, fressen den Zugewinn fast gänzlich auf. Dem Zuwachs stehen 49.450 Austritte gegenüber, sodass ein Netto-Wachstum von 2.977 neuen Golfern bleibt. Im Durchschnitt macht das vier neue Mitglieder pro Club.
Es sind vornehmlich ältere Herren, die das Plus zustande bringen. Während die Zahl von Frauen, die Mitglied in einem Golf Club sind, sogar insgesamt gesunken ist, macht bei den Männern die Gruppe der über 50-Jährigen das wett, was bei den Jüngeren wegbricht. Den größten Zuwachs gibt es bei über 60-Jährigen. In der Altersgruppe bis 18 Jahre sinken die Zahlen seit 2011. 2010 gab es noch 52.881 Club-Golfer unter 19, 2016 sind es nur noch 43.953 Kinder und Jugendliche. Immerhin scheinen junge Erwachsene (19-26 Jahre) dem Golfsport treu zu bleiben - hier sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stabil.
130.000 Golfer verschwinden aus der Statistik
Nun ist nicht jeder, der Golf spielt, auch Mitglied in einem Club und vom DGV zum Stichtag der Erfassung registriert worden. Insgesamt seien es 777.000 Menschen, die in unterschiedlicher Form an Golfanlagen gebunden seien, heißt es in einer vom DGV und der Vereinigung clubfreier Golfer (VcG) vorgelegten Studie. Die Diskrepanz entsteht aus der nicht mehr zeitgemäßen Erhebung der Mitgliederzahlen, für die das Präsidium des DGV ("Das Problem ist uns bewusst.") deshalb in Stuttgart eine Überarbeitung ankündigte. Einmal jährlich, zum 30. September, fragt der Verband bei den Golfanlagen und -betreibern bisher die Zahlen ab. Wer beispilsweise eine drei- oder sechmonatige Mitgliedschaft pflegt, die vor dem Stichtag abläuft, verschwindet aus der Statistik.
Nun sei einmal dahingestellt, ob der deutsche Golfsport in der Breite Zuwachs braucht, oder nicht. Unerlässlich ist, für Nachwuchs zu sorgen. Marcus Neumann, Vorstand Sport im DGV, berichtete auf der Jahrespressekonferenz, dass mittlerweile fast ein Drittel der neuen Kinder und Jugendlichen im Golfsport über das Projekt "Abschlag Schule" aquiriert werden. Deshalb werde nun auch daran gearbeitet, die Schüler nicht nur den Golf Clubs zuzuführen, sondern auch die Lehranstalten untereinander zu vernetzen, um im Sinne des Breitensports Angebote zu machen. Wenn man zukünftig auch noch jungen Menschen auf Golfplätzen begegnen möchte, wird man "Abschlag Schule" unter Umständen noch stärker fördern müssen.
"Gemeinsam golfen 2017" - Die letzte Chance auf Wachstum?
Am meisten erhofft sich der DGV aber von der Brancheninitiative "Gemeinsam golfen 2017". Das von der VcG ins Leben gerufene Projekt, das von Unternehmen der Golfbranche, Golfanlagen und Medien (unter anderem Golf Post) unterstützt wird, soll 2017 zu einem echten Anstieg der Mitgliederzahlen führen und damit leisten, was die Werbekampagne "Golf. Mitten ins Glück" nicht geschafft hat. Golfer können dank der neuen Initiative einen Freund mit auf den Platz nehmen und dieser darf das Golfspiel dann hautnah und selbst erfahren. Keine Fernseh- und Plakatwerbung kann vermitteln, was das Erlebnis des Golfspielens mit einem Freund leistet.
"Wenn die Initiative ["Gemeinsam golfen 2017", Anm. d. Red.] nicht zu einem spürbaren Anstieg oder einer spürbaren Veränderung führt", ist sich auch DGV-Präsident Kobold im Golf Post Interview sicher, "dann ist unser Markt schwierig und vielleicht sogar ausgetrocknet im Sinne größerer Zuwächse als bis jetzt." Das klingt nach Vertrauen in das Projekt. Andererseits aber auch nach dem Griff zum letzten Strohhalm.
Über Geld redet man nicht sondern man hat es! Bei den bisherigen Kommentatoren war dies offensichtlich kein Thema. Neben den Beiträgen von 150 € monatlich und dem Clubbeitrag von rd 200 €,p.a. Caddieschrank 90 € und Köeiderschrank 50 € zahlen meine Frau und ich fast 4000 € jährlich.Nicht eingerechnet das Startgebühren für die Turniere. Im Moment laufen drei Turniere für 45 € und je 30 € was für uns bei Teilnahme 210 € zusätzlich bedeuten würde. Jetzt mal ganz ehrlich, wer hier von einem möglichen Volkssport phantasiert hat den Blick für die gegebene Realität verloren. Man muss froh sein dass es die 600.000 betuchten Mitglieder giebt die die Golfplätze finanzieren. Vor diesem Hintergrund ist es auch verständlich dass die Jugend wegbleibt – die kann es sich schlicht und ergreifend nicht leisten-..
Der DGV lügt sich seit Jahren in die eigenen Taschen. Erst gründet man einen VCG um Golf für die breite Masse zu öffnen, als man dann merkt dass viele Golfspieler dieses günstige Angebot ihrer Mitgliedschaft in einem Golfclub vorziehen, schreibt man die Golfanlagen an, diese sollen doppeltes Greenfee von VcG Mitgliedern verlangen. Dann führt man unsäglich diskriminierende Mitgliederausweise ein, die die Golfspieler/innen in zwei Welten teilt. Man versucht alles, die Mehrheit der Golfspieler in Deutschland, nämlich die Spieler die nicht in einem Golfclub vollzahlendes Mitglied sind, auszuschliessen. Nun beweihräuchert man sich wieder mit steigenden Mitgliederzahlen, wohlwissend dass genau so viele Mitglieder ausgetreten sind. Die Krönung ist nun die regelrechte Hetzjagd auf VcG und Fernmitglieder seit Einführung des goldenen R auf dem Mitgliedsausweis. Aktuelles Beispiel eines Golfclubs hier im Allgäu: Fernmitglieder haben kein Spielrecht, VcG unter der Woche 100 €, Wochenende 150€. Die meisten Golfclubs tragen das e.V. im Namen. Dieses Zeichen eines eingetragenen Vereins, setzt die Förderung des Sports für die Allgemeinheit voraus. Wenn dies nicht erfolgt, sollten sich diese Golfanlagen privatisieren, dann brauchen Sie keine Gäste annehmen. Allerdings müssen sie dann auch Steuern zahlen wie jeder andere Unternehmer auch und sie unterliegen dann auch dem bestehenden Antidiskriminierungsgesetz.
Golfclubs und der Verband der so verfährt, brauchen sich nicht zu wundern dass Deutschland in Europa abgeschlagen da steht.
Mitglieder bekomme ich nicht indem ich anderstdenkende ausschließe oder die Einstiegshürden so hoch setze, dass ja niemand kommt. Lasst euch endlich vernünftige Dinge einfallen, die dem Deutschen Golfsport wirklich helfen. So schadet ihr nur der schönsten Sache der Welt. Auf dauer werde ich mit über 60 jährigen Mitgliedern keine Golfanlage betreiben können. Das Beispiel Tennis ist dafür ein sehr gutes Lehrbeispiel wie es nicht funktioniert.
betr.: Mitgliederzahlen
wenn es denn hauptsächlich die „alten Männer“ sind, die die Mitgliederzahlen einigermaßen konstant halten frage ich mich, warum niemand den möglicherweise tatsächlichen Grund erwähnt: diese alten Männer haben noch das nötige Kleingeld, um diesen wunderbaren Sport weiter zu betreiben .. liebe Leute: Golf ist nach wie vor für die breite Masse unserer Bevölkerung einfach zu teuer!! Die Situation erinnert mich an die frühen 60er Jahre im Tennissport: für Otto Normalverbraucher erst gaaanz langsam erschwinglich und Breitensport nachdem Boris und Steffi diesen Nimbus der „Reichen und Schönen“ weggefegt hatten und die Mitgliedschaften in Clubs und Anlagen dann tatsächlich für Jedermann zu wuppen war. Hat es dem Tennis geschadet?? Lasst Euch Modelle einfallen, die Neumitglieder aus der Mitte der Bevölkerung auch bezahlen können – dann wird auch dieser wunderbare Sport den ihm gebührenden Zulauf an sportbegeisterten Mitgliedern erleben.
Ich bin ein „alter Mann“ jenseits der 70 und habe im Juni 2016 erst mit Golf angefangen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen im Verein wundere ich mich nicht, dass sich 950.000 Golfer nicht binden wollen! Mitglieder gerne, aber Integration in den Verein? Fast unmöglich, erst kein HCP und dadurch wenig Gelegenheit am Club-Alltag teil zu nehmen. Altmitglieder sind wenig aufgeschlossen!
Hallo Herr Hennig,
da hat unser DGV-Präsident aber sehr lange gebraucht, um herauszufinden, daß „der Deutsche Golfer“ immer älter wird. Ein Besuch auf irgendeinem Golfplatz in das Deutschland zeigt das doch auch. Und, spätestens wenn man sich die Mitglieds-Liste irgendeines Golfclubs in Deutschland anguckt, sieht man, daß rund 75 Prozent der Mitglieder über 50 Jahre alt sind! Das weiss doch jeder, der in Deutschland golft. Aber, was ist das Problem? Warum soll es nicht auch eine Randsportart bei uns in Deutschland geben, in der überwiegend Ältere unterwegs sind?
Lieber Herr Lüders,
das im Golfsport überwiegend Ältere unterwegs sind, ist gar kein Problem. Die Frage ist nur, ob dadurch auch die Zukunft der Clubs gesichert ist (mal ganz abgesehen vom Leistungs- und Spitzensport).
Ich habe dazu in meinem Blog schon mal ein paar Gedankenfetzen zu Papier gebracht aber hier gern noch was dazu.
Auf Golf.de steht, das es neben den Mitgliedsgolfern noch über 950.000 Golfer gibt, die sich nicht binden wollen. Das bedeutet doch faktisch, das der DGV und die Clubs das falsche Angebot machen oder das der DGV und die Clubs nicht das sind, was die Mehrzahl der Golfer möchte.
Vor Jahren wurde schon von über 4 Millionen Golfinteressierten gesprochen. Wie man sieht, ist Clubgolf für viele davon nicht die erste Wahl. Und das ist sicher auch ein teil der über 49.000 Austritte.
@C. Kobold: …„dann ist unser Markt schwierig und vielleicht sogar ausgetrocknet im Sinne größerer Zuwächse als bis jetzt.“
Falsch, der DGV setzt auf das falsche Pferd! Anders kann er aber nicht, weil sonst keine Mitgliedsbeiträge rein kommen. man wird sich also weiter mit Händen und Füßen gegen freie Golfer wehren.
Zu der neuen Kampagne, „Gemeinsam golfen 2017„.
Wenn die Hauptzielgruppe der alten Kampagne die 55+ jährigen waren, dann wird das nicht besser mit der neuen.
Wenn ein 60jähriger jemanden auf den Platz mit nimmt, dann wird das sicher kein 19jähriger, kein 25jähriger und auch kein 30jähriger sein. Vielmehr wird der Trend weiter zu „mehr 55+“ gehen.
Abhilfen kann da nur eine offensive Kinder und Jugendarbeit bringen, verbunden mit Stadtnahen Anlagen die ohne Einschränkungen von Jedermann genutzt werden können. Und bestenfalls sollte man die noch mit Öffis erreichen können.
950.000 freie Golfer und ein Verband und Clubs, die sich mit Händen und Füßen gegen diese. Da muss man sich doch an den Kopf fassen….
bis denne
„Dank alter Männer“ …was für eine Überschrift. Statistisch gehöre ich wohl auch dazu, aber ich finde den Ausdruck „alte Männer“ für unangebracht. So fühle ich mich bei weitem nicht und auch meine körperliche Situation ist mehr wie gut. Das wird wahrscheinlich auch auf viele andere zutreffen. Also bitte etwas mehr Respekt vor „alten Männern“. ?
Lieber Reiner,
selbstverständlich haben wir höchsten Respekt vor jeder Altersgruppe. Manchmal muss man zugespitzt formulieren, damit man Aufmerksamkeit generiert. Im Text ist ja dann auch immer von älteren Herren die Rede. Ich hoffe, das kommt Ihnen mehr entgegen.
Liebe Grüße und danke für das Feedback
Tobias Hennig (vom Team Golf Post)
mehr „als“ gut !
In den letzten fünf Jahren (von 2011 auf 2016) stieg der Anteil der über 50-jährigen Golfer von 54% auf jetzt 62%. Der Anteil der Frauen nahm im selben Zeitraum dagegen ab. Fazit: Golf in Deutschland ist mehr denn je ein „Altherrensport“. Und nun sollen die älteren Herren es in die Hand nehmen, jüngere Interessenten auf die Golfplätze zu bringen? Was für ein Strohhalm ist das denn?
Lieber Herr Billion,
die Brancheninitiative „Gemeinsam golfen 2017“ zielt vor allem auf Golfer, die selbst noch nicht so lange aktiv sind und vielleicht in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis keine Golfer haben. Das dürfte eher auf jüngere Spieler zutreffen und ist damit m.M.n. durchaus ein geeignetes Mittel, um neue Golfer zu gewinnen und v.a. auch die Zielgruppe unter 40 zu stärken.
Ich (,der ich noch 29 bin,) werde auf jeden Fall versuchen, einige meiner Freunde und Bekannten im Zuge von „Gemeinsam golfen 2017“ von der Attraktivität des Golfsports zu überzeugen.
Sportliche Grüße
Tobias Hennig (Team Golf Post)