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European Tour

Das Jahr 2024 der Golfprofis in Schwarz-rot-gold: Ein deutsches Dilemma

31. Dez. 2024

Stephan Jäger, Marcel Siem und Matti Schmid (v.l.). (Foto: Getty)

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Gut, dass es Stephan Jäger gibt. Der 35-Jährige gewann in diesem ablaufenden Jahr die Houston Open und rangiert aktuell auf Platz 53 der Weltrangliste.Wie bei Olympia in Paris hält er im OWGR mit Matti Schmid die deutschen Fahnen hoch, der sich ebenfalls der PGA Tour verschrieben hat.

Aber, um im Bild zu bleiben, die schwarz-rot-goldene Trikolore hängt nicht nur wegen des 26. Platzes von Le Golf National eher schlaff im Golfwind. Jäger ist zwar in München geboren, wuchs allerdings in den USA auf und absolvierte auf der anderen Seite des großen Teichs die gesamte bisherige Golflaufbahn. Dank seines deutschen Passes muss er heuer herhalten, um die Bilanz der deutschen Männer im Golfjahr 2024 aufzupolieren.

 

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Klägliches Ergebnis bei der Qualifying School

Diesbezüglich gab und gibt es ansonsten kaum Anlass zum Jubeln. Oder zu einem optimistischen Ausblick auf die Saison 2025. Mit Schmitt liegt der zweitbeste Deutsche auf Platz 103. des Rankings, Yannik Paul und Marcel Siem folgen als 173. beziehungsweise 174., Thomas Rosenmüller immerhin verbesserte sich im Lauf des Jahres von Platz 516 auf 181. Dennoch: Das fällt alles unter ferner liefen, und der Rest rangiert jenseits der 300er-Marke.

Nicht minder kläglich fällt das Ergebnis der diesjährigen Qualifying School zur DP World Tour aus: Von 49 angetretenen deutschen Aktiven schaffte gerade mal einer überhaupt den Cut, Amateur Tiger Christensen. Im kommenden Jahr hat nur noch ein Sextett die Tourkarte, dazu kommen die mit einer Medical Exemption ausgestatteten Jannik De Bruyn und Alexander Knappe.

Fehlanzeige auch im Kandidatenkreis für den Ryder Cup

Zur Erinnerung: Die Deutschen waren zu Zwölft in die Saison 2024 gestartet, ausgestattet mit dem Rückenwind der Turniertitel von Marcel Siem (Hero Indian Open 2024) und Nick Bachem (Jonsson Workwear Open 2024) sowie Maximilian Kiefer (D+D Real Czech Masters 2023) und Yannik Paul (Mallorca Golf Open) aus den Vorjahren.

Doch lediglich Dauerbrenner Siem vermochte den Schwung bei der Italian Open erneut in einen Sieg umzusetzen. Ansonsten verlief die Saison für die Deutschen vergleichsweise desaströs. Jäger und Siem sind die Ausnahmen, die das Dilemma bestätigen. Dazu passt der Blick übers Aufgebot für die Ryder-Cup-Generalprobe Team Cup kommende Woche im Abu Dhabi Golf Resort: Unter den Kandidaten für den Kontinentalwettbewerb im September in den USA ist ebenfalls kein Deutscher, nicht mal im erweiterten Kreis der Aspiranten. Natürlich nicht, möchte man fast sagen.

 

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Bei Dänen, Franzosen, Schweden funktioniert es doch auch

Aber warum funktioniert das bei anderen Nationen? Bei den Dänen, Franzosen, Schweden? Weil Golf dort in der Öffentlichkeit einen anderen Stellenwert hat als in Deutschland, wo es im breiten Ansehen um das Image des Spiels nach wie vor nicht zum Besten steht? Weil die Verbände bei den Nachbarn noch mal anders arbeiten, fördern und fordern als hierzulande? Weil das Klischee von den satten Profis doch nicht bloß ein Klischee ist und deren Erfolgshunger schon mit allerlei Annehmlichkeiten wie maßgeschneiderten Luxuskarossen gepampert wird, bevor sich wirklicher Erfolg überhaupt eingestellt oder als nachhaltig erwiesen hat?

Komisch, dass einem bei diesem Sinnieren über Ursachen und Gründe justament die Erzählung von dem Karateka einfällt, der im Winter im Stadtpark trainieren musste, weil ihm das Geld für die Hallenmiete fehlte. Tatsache. Und der Mann ist Europameister sowie Olympiateilnehmer.

Tony Jacklins Plädoyer für den Schliff auf den US-Touren

Sei’s drum. Festzuhalten bleibt, dass die Damen, allen voran Silber-Olympionikin Esther Henseleit und Heimspiel-Gewinnerin Alexandra Försterling, 2024 mit ihren Erfolgen vieles überlagert und den Blick auf sich gezogen haben. Zu Recht.

Für die Herren gilt, was vor geraumer Zeit Englands zweifacher Majorsieger und Ryder-Cup-Hero Tony Jacklin an dieser Stelle gesagt hat: „Ich bitte, das nicht als Missachtung der DP World Tour zu verstehen: Dennoch: Als ,Young Buck’ solltest du dort sein, wo die Besten spielen. Um das Potenzial wirklich zu entfalten, ihr Können vollständig auszuschöpfen, sich den letzten Schliff zu holen, müssen sie sich permanent mit den Schefflers, Schauffeles und McIlroys messen. Solange du nicht auf den Touren in den USA vorn mitspielen und die dortigen Stars schlagen kannst, hast du es im Golf nicht geschafft.“

Profisport ist nun mal kein Ponyhof

In der Tat, das Stahlbad PGA Tour macht womöglich den Unterschied. Stephan Jäger taugt bestens als Beweis. Matti Schmid hat’s ebenfalls erkannt. Tiger Christensen, der Hamburger, spielt noch für die Unversity of Arizona – mal sehen, wie seine nächsten Schritte aussehen. Natürlich wird auf der DP World Tour kein schlechtes Golf gespielt. Wahrlich nicht. Und irgendwer wird jetzt sicher einwenden, dass ein Brooks Koepka eben auf dem europäischen Circuit den Grundstein für seine späteren Erfolge legte. Indes, der fünffache Majorsieger taugt diesbezüglich schon vom Naturell her nicht sonderlich als Vorbild.

Es wird gern davon gesprochen, wie kollegial und angenehm, ja fast gemütlich es auf der DP World Tour zugeht, im Vergleich zur eiskalten Ego-Shooter-Atmosphäre auf der PGA Tour. Doch Profisport ist nun mal kein Ponyhof. Shot Shaping und Course Management allein reichen nicht, um aus einem talentierten Spieler einen Siegertyp zu machen. Dafür braucht es entsprechendes mentales Rüstzeug, nicht zuletzt den viel beschrieenen Killer-Instinkt.

Auf ein neues 2025, Richtung Top Ten!

So gesehen sind die jährlichen PGA-Tour-Tickets für die zehn Besten des Race to Dubai (falls nicht ohnehin PGA-Tour-Mitglieder) eigentlich eine gute Sache – wenn man sich den ideologischen Überbau vom Ausverkauf und so verkneift. Man frage bloß mal Matthieu Pavon oder Robert MacIntyre. Ja, die DP World Tour wird damit auch offiziell, was sie eh schon lange ist: ein Zulieferbetrieb für die fetten Dollarweiden in den USA. Für die Spieler ist das Anreiz und Ansporn zugleich.

Und deshalb gilt: Auf ein neues 2025, Richtung Top Ten! Damit nicht wieder Stephan Jäger alles allein richten muss und sich ansonsten Matti Schmid und der über die Korn Ferry Tour (sic!) qualifizierte Jeremy Paul als Einzige auf der PGA Tour abstrampeln.

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