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Das ewige Talent Rickie Fowler: Mit Selbsterkenntnis aus dem sportlichen Loch

20. Okt. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Rickie Fowler auf dem CJ Cup in Las Vegas (Foto: Getty)

Rickie Fowler auf dem CJ Cup in Las Vegas (Foto: Getty)

Es hatte was von einem Déjà-vu, diese Finalrunde um den CJ Cup in Las Vegas. Rory McIlroy und Rickie Fowler sind so was wie Golf-Zwillinge, die beiden 32-Jährigen haben eine Menge gemeinsame Vergangenheit, beginnend beim Walker Cup 2007. Und sie zählen zu den absoluten Stars der Szene: Der eine als vierfacher Majorsieger und Anhänger ungeschminkter Rede, der andere als Posterboy mit achtbaren Erfolgen, indes ohne ganz großen Wurf. Freunde sind sie obendrein.

McIlroy hatte ein Auge auf seinen Freund

Derart gute Buddies gar, dass McIlroy in seiner Sieger-Pressekonferenz bekannte, er habe während des gemeinsamen Umlaufs „immer auch ein Auge darauf gehabt“, wie (sich) Fowler schlage. Im Wortsinn. Denn der Kalifornier macht seit zwei Spielzeiten eine sportliche Sinnkrise veritablen Ausmaßes durch, stürzte in dieser Zeit von Platz acht auf Rang 128 der Weltrangliste ab, verpasste erstmals seit zehn Jahren sogar das Masters.

„Im Golf kannst du dir nie sicher sein“

Wenngleich es nur Nuancen sind, die einen Top-Golfer zum durchschnittlichen Tour-Spieler machen – für den Außenstehenden und Laien nie zu erkennen –, nagt sowas auf Dauer am Selbstbewusstsein und am Selbstverständnis, beides elementarer Bestandteil des Sieger-Gens. „Natürlich klammerst du dich an den Glauben, dass du es kannst“, sagte Fowler nach den ersten beiden beinahe unerwartet guten Tagen im The Summit Club: „Doch gerade in einem Sport wie Golf, der dich so niedermachen und demütigen kann, kannst du dir dessen nie sicher sein.“

„Kardashian oder Professional?“

Während McIlroy erkannt hat, dass es „völlig ausreicht, ich selbst zu sein“, um (wieder) als einer der besten Spieler der Welt zu reüssieren, statt wie Bryson DeChambeau nach dem Ball zu dreschen und dabei den eigenen grandiosen Schwung zu verlieren, scheint Rickie Fowler allmählich überhaupt erst bei der Ich-Findung anzukommen.

Vor einigen Jahren musste sich der Enkel eines japanisch-indianischen Großeltern-Paars mütterlicherseits, der nach seinem Opa den zweiten Vornamen Yutaka trägt, vom damaligen Coach Butch Harmon anraunzen lassen: „Willst Du ein Kardashian oder ein Professional sein?“ Glamour oder Golf, die Gretchenfrage? Und selbst anlässlich der Masters-Zwangspause in diesem Jahr ätzte Nick Faldo noch, dass Fowler in der freien Zeit ja ein paar weitere Werbespots drehen könne. Was der dann auch prompt tat.

Dazwischen hat Fowler gut gelebt, wenngleich er sein Talent trotz 46 Major-Starts „lediglich“ in den Gewinn der Players Championship 2015 als bisherigen Karriere-Höhepunkt umzumünzen schaffte: Anwesen in Florida, mit dem Mercedes zum Privatjet und und und. Dass einer auch ohne Majors und Weltranglisten-Primat mit Golf ziemlich viel Schotter scheffeln kann, zeigte sich einmal mehr an Fowlers letztlichem Platz T3 in Las Vegas, wohin der ursprünglich in Korea angesetzte CJ Cup wegen Corona ausgewichen war. Mit dem Scheck von 565.500 Dollar überschritt er als 24. Spieler der PGA-Tour-Historie die Preisgeldmarke von 40 Millionen Dollar.

Was freilich viel wichtiger war: Fowler hatte das Gefühl, sich aus dem tiefen Loch zu spielen, in das er seit seinem letzten Tour-Sieg bei der Phoenix Open 2019 gefallen war. 959 Tage waren seither vergangen, als der fünffache Tour-Sieger am vergangenen Sonntag bilanzierte: „Ich hatte heute ein paar Schläge, die mich aus dem Rennen um den Titel geworfen haben.“ Die sonntägliche 71 war seine schwächste Runde der Woche nach 66, 66 und 63 zuvor; andererseits ist’s 14 Monate her, dass Fowler überhaupt zwei Runden in den 60ern zu spielen vermochte – beim WGC – FedEx St. Jude Invitational 2020.

Tiefpunkte werfen Selbstzweifel auf

„Es hat sich toll angefühlt, den Ball mal wieder gut zu treffen – meistens jedenfalls“, gab er zu Protokoll. „Klar bin ich über den Ausgang der Finalrunde enttäuscht, allerdings es war ein großer Schritt in die richtige Richtung, wenn man bedenkt, wie die vergangenen zwei Jahre gelaufen sind. Angesichts solcher Tiefpunkte fragst du dich irgendwann echt, ob du jemals zu alter Stärke zurückfindest.“

Im März hatte Fowler noch bekannt, dass diese Selbstzweifel und der Frust sogar sein Privatleben arg belastet haben – was wunder. Seit 2019 ist der Olympionike von 2016 mit der einstigen Olympiakader-Hochspringerin Allison Stokke verheiratet, das Paar erwartet ein Baby, die Tochter soll im November zur Welt kommen. „Ich habe versucht, der beste Ehemann der Welt zu sein und meine Last mit Golf nicht mit nach Hause zu bringen. Trotzdem musste meine Frau eine Menge aushalten“, erzählte er damals.

Das Gute im Schlechten: Solche Erfahrungen bringen Reife. Siege sind süß, sagt ein geflügeltes Wort, jedoch erst aus Niederlagen lernt man. Und auch das „ewige Talent“ Fowler hat seinen Erkenntnisgewinn: „Egal, ob man gut oder schlecht spielt – es geht vor allem darum, einfach so zu bleiben, wie du bist und dich als Person nicht davon beeinflussen zu lassen.“

„Er ist nah dran, sein Spiel kommt zurück“

Nun hat der neuerdings 82. der Welt bei der Zozo Championship die nächste Gelegenheit, sich an den eigenen Haaren weiter aus dem sportlichen Sumpf zu ziehen. Gastgeber Tiger Woods hat 15 der globalen Top-20 in den Narashino Country Club nach Japan eingeladen, wo „Big Cat“ selbst 2019 seinen 82. Tour-Sieg feierte und mit dem vormals alleinigen Rekordhalter Sam Snead gleichzog.

„Champion Golfer“ Collin Morikawa, Green-Jacket-Träger Hideki Matsuyama und Olympiasieger Xander Schauffele führen das 78-köpfige Feld an (kein Cut); und Rickie Fowler wird von den Buchmachern als 30:1-Außenseiter gehandelt. Aber wer weiß: „Er ist nah dran“, attestiert ihm Rory McIlroy, der diesmal nicht als „Aufpasser“ dabei ist: „Sein Spiel kommt wieder!“

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