Der goldene Herbst treibt nicht nur die buntesten Blüten der preisgeldwirksamen Turniere hervor, er liefert auch ein Schmankerl, dessen Attraktivität selbst der Mann auf dem Mond erkennen würde: Am Montag, den 29. Oktober, tritt der Erste der Welt gegen den Zweiten an, das größte Nachwuchstalent gegen den Alteingessenen der Golfweltelite, der Thronfolger gegen den alten Herrscher -- es ist ein Duell der Giganten, das am Montag steigt. Es ist ein wahrer Showdown und doch nur ein Showmatch. Das Ergebnis wirkt sich auf keine Ranglisten aus, nur auf die Weltanschauung der Zuschauer, die sich fragen: Who's bigger? Who's better? Who's the best?
Das Duell am Lake Jinsah
Am Montagabend werden sie voll auf ihre Kosten kommen. Rory McIlroy, der Weltranglistenerste aus Nordirland, wird über 18 Löcher im "Duell am Lake Jinsah" gegen den Weltranglistenzweiten, Tiger Woods, antreten. Und das nicht zum ersten Mal: Die beiden Größen trafen sich erst kürzlich bei der World Golf Final in der Türkei. Wer da gewann? Tiger Woods, und zwar mit Pauken und Trompeten.
Im letzten Spiel der Gruppenphase trafen die beiden in Antalya aufeinander und der erste direkte Vergleich der beiden wurde schnell und eindeutig entschieden: Tiger Woods benötigte für den 71-Par-Platz sechs Schläge weniger als der Nordire und schlug McIlroy mit einer 64 aus dem Turnier. Aber was hat diese Klatsche eigentlich zu bedeuten?
Rory McIlroy ist "die nächste Generation"
Es ist schon bizarr; laut World Ranking ist McIlroy der Überlegene, aber wenn die beiden in letzter Zeit aufeinander trafen, hat McIlroy häufiger den Kürzeren gezogen. So auch geschehen, als die beiden beim FedExCup-Playoff-Event - bei The Barclays und bei der BMW Championship - ein paar Mal in einem Flight zusammenspielten. McIlroy schloss die beiden Turniere im Gesamtklassement zwar besser ab als Woods, aber während die beiden in einem Flight spielten, behielt Woods meist die Nase vorn.
Es ist nicht anzunehmen, dass sich der nordirische Lockenkopf vom Tiger eingeschüchtert fühlt. Vielmehr trifft McIlroy am Montag im Mann-gegen-Mann-Match auf sein Idol aus Kindertagen - den König, dessen Ablösung langsam im Gange ist. Tiger Woods hat sich längst damit abgefunden, er bezeichnete McIlroy bereits als "die nächste Generation" und ist sich sicher: "Der Golfsport ist bei ihm in besten Händen". Trotzdem: Woods ist noch lange nicht fertig und will noch große Werbeverträge an Land ziehen. Deshalb wird er das Zepter nicht sang- und klanglos abgeben. Er wehrt sich, bis der junge Celtic Tiger ihm keine Chance mehr lässt.