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„Das Allergrößte“: Xander Schauffele vor TGL-Start völlig aus dem Häuschen

07. Jan. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Lang herbeigeredet und mit viel Theaterdonner angekündigt: Heute Abend (Ortszeit) steigt in SoFi Center zu Palm Beach Gardens endlich der ersten Spieltag der Stadiongolf-Liga TGL. (Foto: Screenshot TGL/Instagram)

Der Theaterdonner im Vorfeld war gewaltig, die sozialen Medien wurden geflutet, Impressionen, Vorschauen und Dokumentationen im Dutzend produziert, Teamkonstellationen propagiert, Superlative strapaziert. Von einem neuen Zeitalter für den Golfsport war die Rede; ja, von einer gänzlich neuen Golfwelt, in der das Physische mit dem Virtuellen verschmelze. Kurz: Heute Abend steigt auf dem Areal des Palm Beach State College in Florida die Premiere der Tomorrow’s Golf League, (TGL). Diesmal wirklich, nachdem das Debüt wegen der eingestürzten Traglufthalle um ein Jahr verschoben werden musste.

Proben mit Testmatches und Statisten auf den Tribünen

Tagelang wurde im nunmehr als festes Gebäude errichteten, technisch hochgerüsteten SoFi Center – Baukosten rund 50 Millionen Dollar – dafür geprobt: mit Testmatches und Statisten auf den Rängen. Auf dass nichts schiefgehe, da sich nach all dem Trommelwirbel heute Abend endlich der Vorhang hebt. 1.600 Zuschauer sind in der ausverkauften Arena live dabei, wenn sich der New York Golf Club und The Bay Golf Club aus San Francisco zum lang herbeigeredeten ersten Spieltag treffen.

 

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Globale Sichtbarkeit durch weitreichende Sendepartnerschaften

Die Kameras von ESPN übertragen das Stadionspektakel zur Primetime live; Sky Sport zeigt die Golfgaudi in Großbritannien und Irland, Deutschland, Österreich, in der Schweiz und in Italien; Canal plus überträgt für Frankreich und etliche afrikanische Länder; Disney+ deckt Skandinavien ab. Hämische Gemüter merken an, dass die TGL binnen weniger Monate geschafft habe, was der LIV Golf League in drei Jahren nicht gelungen sei: eine globale Sichtbarkeit durch weitreichende Sendepartnerschaften, unverzichtbar für Vermarktung und Erfolg eines solchen Unterfangens.

„Eine völlig neue Präsentation von Golf“

Was da heute Abend ab 21 Uhr US-Ortszeit für zwei Stunden auf der Aktionsfläche mit den Ausmaßen eines Footballfelds inszeniert wird, ist „eine völlig neue Präsentation von Golf“. Sagt Patrick Cantlay, der mit Atlanta Drive am dritten Spieltag (21. Januar) ins Geschehen eingreift. „Es ist etwas nie dagewesenes. Ich sehe es als Ergänzung zu allem anderen, was in der Welt des Golfsports vor sich geht.“ Sagt Rory McIlroy, der das Baby mit Tiger Woods und dem Medienmanager Mike McCarley aus der Taufe gehoben hat, geschäftlich verpartnert in der Mutterfirma TMRW Sports.

 

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PGA Tour partizipiert und hält Spielern den Rücken frei

Eigentlich allerdings ist das Ganze im Kopf von McCarley entstanden. Der hatte den Boom der virtuellen Dimension des Spiels aufgegriffen und war mit der Idee einer zeitgemäßen, zukunftsorientierten Golfplattform an Woods und McIlroy herangetreten. Das justament, als man im Golfestablishment unter dem Eindruck der Bedrohung durch die LIV-Liga auf Möglichkeiten sann, die verbliebenen Top-Stars zu vereinen und neu einzuschwören, zudem auf der Suche nach frischem Schwung für die PGA Tour war, die am Projekt TGL partizipiert und den Spielern zeitlich den Rücken freihält für den Abstecher nach Palm Beach Gardens zwischen den Tour-Auftritten. Günstig, dass sowieso die meisten in der Region leben – außer den Texanern Scottie Scheffler und Jordan Spieth beispielsweise, die nur wegen des Hin-und-Her-Reisestresses nicht mit von der Partie sind.

„Jedes Mal ein Wow-Faktor“

Sei’s drum, Xander Schauffele ist jedenfalls schon ganz aus dem Häuschen. „Es ist wirklich das Allergrößte, einfach gigantisch. „Ich war zweimal für ein Testspiel da und es gab jedes Mal einen Wow-Faktor“, schwärmt der zweifache Majorsieger, der mit Rickie Fowler und Matt Fitzpatrick für New York gegen das Bay-Terzett Shane Lowry, Wyndham Clark und Ludvig Åberg antritt.

 

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Von wegen Simulator: „Wir machen Stadiongolf"

Was die Dimensionen betrifft, hat Schauffele definitiv recht. Die Simulator-Sause sprengt alles, was man aus dem heimischen Indoor-Golfcenter kennt. Wobei: „Ein typischer Golfsimulator ist drei Meter hoch, und die Spieler schlagen aus kurzer Entfernung ab“, korrigiert TGL-Produktionsleiter Jeff Neubarth. „Was wir machen, ist Stadiongolf. Ich werde dieses Ding niemals einen Simulator nennen.“ Ok, angesichts einer Leinwand von 19,5 mal 14 Metern geht der Punkt eindeutig an ihn.


„Golf im Simulator? Das klingt wie eiin Gimmick. Doch die TGL ist mehr als das: Wir schlagen auf echtem Gras ab, wir schlagen echte Schläge. Wir spielen zwar auf einer künstlichen Oberfläche, aber es ist eine Menge Technologie dabei. DIe TGL soll anders sein als das, was die Leute auf dem Golfplatz sehen. Es soll neu sein, es soll schnell sein, es soll fesselnd sein, in einem zweistündigen Zeitfenster, in dem man jeden Schlag sehen kann. Und man wird die Spieler mit mehr Engagement erleben als bei einem PGA-Tour-Event.“
Billy Horschel (Atlanta Drive)


Shane Lowry macht den Anfang – und zeigt Nerven

Jedenfalls dürfte feststehen, dass man dieses Ziel eigentlich nicht verfehlen kann. Oder, Shane Lowry?

Grüns durch die Disco-Atmosphäre schwierig zu lesen

Die Disco-Atmosphäre des Budenzaubers mit Stadionsprecher, DJ und Feldkommentator, Musikberieselung, Lichtshows und Spezialeffekten, riesigen Videoschirmen und elektronischen Laufbändern hat indes auch generell ihre Tücken. Auf dem Grün beispielsweise, das sieben Fahnenpositionen zulässt und dessen Breaks und Slopes mit 187 Stempeln und rund 600 Motoren unter der Puttfläche verstellbar sind.

„Diese Mischung aus echtem und künstlichem Gras ist das Beste, was man an Rasen bekommen kann“, hat Wyndham Clark nach der ersten Besichtigung wissen lassen. „Aber weil es so viel Licht von oben gibt, ist es sehr schwierig, das Grün zu lesen.“ Die drei Hindernisse drumherum sind übrigens mit demselben Sand gefüllt, den der Augusta National Golf Club in seinen Bunkern hat.

 

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Kameras und Mikrofone überall: „Feeling von Gladiatorenkämpfen"

Was die Protagonisten auf der Basketballfeld-großen, drehbaren GreenZone und bei den langen Schlägen in der ScreenZone zaubern, wird aus diversen Blickwinkeln eingefangen. Es gibt eine Kamera, die über der gesamten Aktionsfläche unterwegs ist, eine mitlaufende Kamera an der Seite, Kameras in den Bunkern und sogar eine Kamera auf dem oberen Rand der Leinwand. Dazu kommt eine ausgefeilte Trackingtechnologie.

Außerdem sind die Spieler verkabelt, können zwischendrin von den Moderatoren befragt werden, jeder kriegt mit, was sie untereinander reden. Trashtalk ist ausdrücklich erwünscht. Mike McCarley hat schon betont, er wolle das Feeling von Gladiatorenkämpfen vermitteln – immerhin geht es ja auch um insgesamt 21 Millionen Dollar, davon neun Millionen für das am 24. März als Sieger feststehende Team.

 

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„Besser als alles, was Golf bisher im TV ist"

Die Mission bis dahin lautet für TGL, das Spiel zur besten Sendezeit einem breiteren Publikum nahezubringen. Wie Horschel sagte: neu, schnell, fesselnd, actionreich, jeder Schlag sichtbar. Genau das, was dem gewohnten Geschehen auf den Turnierplätzen abgeht, zumal bei den angestaubten 72-Loch-Formaten, die selbst Golfjunkies irgendwann wegdösen lassen. „Es wird ein besseres TV-Erlebnis sein als alles, was Golf im Fernsehen heute ist“, betont Anthony Noto, der CEO von Hauptsponsor SoFi.


„Wir können auch im Golf bestimmte Dinge tun, um innovativ zu sein und zu versuchen, eine andere, eine jüngere Zielgruppe anzusprechen. Vor allem, wenn wir den Zeitrahmen verdichten und Golf zu einer Zeit zeigen, in der wir vielleicht ein paar mehr Zuschauer bekommen.“

Rory McIlroy (Boston Common), Mitinitiator der TGL


Durch die Football-Play-offs in bester Gesellschaft

Die Voraussetzungen sind gegeben. Die Bühne ist bombastisch und das Format knackig, wenngleich die Regularien etwas kompliziert wirken. Das Zeitfenster hingegen ist ideal. Die TGL läuft in den USA über weite Strecken in bester Gesellschaft: während der Play-offs im American Football. Sie findet überdies in den Winterwochen statt, wenn die Amerikaner Schnee schaufeln und ansonsten vor dem Fernseher hocken, statt Golf zu spielen. Und die regulären Spieltage enden, bevor auf der PGA Tour mit der Players Championship (13. bis 16. März) endgültig die Golf-Hoch-Zeit beginnt.

Wird der Fan die Schau-Spielereien in künstlicher Kulisse goutieren?

„Wir bringen Golf ins 21. Jahrhundert“, hat McIlroy bereits bei der ersten Vorstellung des TGL-Konzepts postuliert. Aber wird der geneigte Sportsfreund das auch goutieren? Und wie lange, nachdem der Reiz des Neuen verflogen ist? Immerhin hat McIlroy ebenfalls eingeräumt: „Was wir vorhaben, ist sehr weit von dem entfernt, was man gemeinhin als Golf kennt.“ Schon im Vorfeld hat sich erwiesen, dass viele Fans die TGL genau deswegen ablehnen. Oder zumindest ignorieren. Sie wollen keine Schau-Spielereien in künstlicher Kulisse, sondern ernsthaften Wettkampf zwischen ernsthaften Golfern – so altbacken das manchmal daher kommt – und werden ihre Fernsehgewohnheiten weiterhin auf die Majors und gelegentlichen PGA-Tour-Finaldramen fokussieren.

 

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„Der neue Platz, um Tiger Woods spielen zu sehen“

Nicht zuletzt bauen die TGL-Macher deswegen auf den Woods-Effekt, auf das Zugpferd Tiger. Der Superstar ist mit  Jupiter Links kommenden Dienstag erstmals am Start, und die Stadionliga zuvorderst „könnte der neue Platz werden, um Tiger spielen zu sehen“, spielte Wyndham Clark dieser Tage auf die fragile Physis und die diffusen sportlichen Perspektiven des nunmehr 49-Jährigen an.

Bloß gut, dass der 15-fache Majorsieger die 30 Golfbahnen nicht laufen muss, die namhafte Platzdesigner wie Chad Goetz von Nicklaus Design, Beau Welling und Agustín Pizá eigens für die TGL kreiert haben und von denen jeweils 15 gespielt werden. Einige sind wahrhafte Bretter. „The Spear“ beispielsweise, ein 552 Meter langes Par-5 mit einem Fairway in Form einer Sanduhr, dessen schmalste Stelle rund 275 Meter vom Abschlag entfernt ist. Oder „Quick Draw“, 658 Meter entlang einer Schlucht, die sich durch eine winzige zweite Landezone zwar auf 480 Meter verkürzen, aber keineswegs vereinfachen lassen. Im SoFi Center freilich sind es für Tiger Woods vom Tee bis zum Grün gerade mal zehn Meter.

 

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