Welche Auswirkungen wird das Coronavirus auf den gesamten Golfmarkt haben? Konkrete Prognosen lassen sich schwer treffen, aber dank der Verkaufszahlen aus dem vergangenen Jahr, gesammelt durch eines der führenden Golf-Marktforschungsunternehmens Golf Datatech, können wir einen Blick darauf werfen, wie schwer die Corona-Krise den deutschen und amerikanischen Markt, aber auch andere europäische Länder potentiell treffen könnte.
Der Golfmarkt im Überblick
Der Golfmarkt in Deutschland war 2019 im Aufschwung. Die Verkaufszahlen von Schlägern, Taschen und Trolleys stiegen insgesamt an. Auch die Zahl der gekauften Bälle stieg. Hier kann man die Vermutung anstellen, dass mehr verkaufte Bälle auch mehr gespielte Runden bedeuten. Insgesamt wurden 5,7 Prozent mehr Bälle verkauft als noch im Vorjahr. Was allerdings zurückging war der Verkauf von Golfkleidung, besonders Damenmode.
Viel bedeutsamer für den Golfmarkt ist jedoch die Entwicklung in den USA, da hier knapp 40 Prozent der weltweit golfenden Bevölkerung lebt. Die Verkaufszahlen in den USA sahen 2019 ähnlich aus wie in Deutschland: Schläger, insbesondere Hölzer, liefen gut, Golfbekleidung weniger gut.
Der Golfmarkt in der Corona-Krise
Inmitten der Coronakrise, die den Saisonstart der Golfsaison 2020 traf, werden sich jedoch viele Golferinnen und Golfer überlegen, ob sie sich einen neuen Schläger kaufen, auch wenn die Geschäfte wieder offen sind. Der Zeitpunkt, zu dem diese Krise auftritt, ist kritisch, denn das zweite Quartal ist in der Regel des verkaufsstärkste Quartal im Golfgeschäft. Vorfreude und ambitionierte Erwartungen an die neue Saison sorgen dafür, dass sich die Golfer am Saisonbeginn mit neuem Equipment und neuer Kleidung eindecken, um den Saisonbeginn richtig zelebrieren zu können.
Sowohl den USA (34 Prozent) als auch in Deutschland (35 Prozent) werden mehr als ein drittel der Gesamtverkäufe im zweiten Quartal gemacht. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch in Großbritannien (32,6 Prozent), Frankreich (29,0 Prozent) und besonders in Schweden (39,5 Prozent). In Deutschland läuft das dritte Quartal mit 31 Prozent zwar ein wenig stärker als in den USA (27,3 Prozent) aber Uli Röbbecke von ACM prognostizierte im Golf Post Interview, dass Golfhändler der Erfahrung nach ein schlechtes Frühjahr nur schwer wieder aufholen. Zu viele Golferinnen und Golfer vertagen teure Anschaffungen, wie beispielsweise einen neuen Driver, auf das kommende Jahr, wenn man die gesamte Golfsaison genießen kann.
In Frankreich, wo im vergangenen Jahr im viertel Quartal des Jahres ein Viertel der Umsätze gemacht wurde (25,1 Prozent), hat der Golfmarkt möglicherweise die Chance, stärker aus der Krise zu kommen.
Trotz Coronavirus: Hoffungsschimmer für Schweden
Ein echter Lichtblick am Horizont deutet sich in Schweden an. Die Regierung hat hier aus gesundheitlichen Gründen auf die Schließung von Sportanlagen verzichtet und zur Stärkung der Abwehrkräfte und der generellen Gesundheit zu Sport im Freien explizit aufgerufen. Johan Tehlmark, dem CEO von Golfstore in Schweden, berichtet im Interview sogar von einem echten Golf-Boom in Schweden, sicherlich auch begünstigt durch relativ gutes Wetter und mangelnden Reisemöglichkeiten in südliche Golf-Destinationen. Rund läuft der Markt trotzdem nicht, da viele große Firmen ihre europäischen zentral Läger in Großbritannien haben und diese nicht arbeiten dürfen.
Die große Preisfrage ist, wie lange die einschränkenden Maßnahmen in Deutschland wie in den USA noch andauern werden und wann die Saison tatsächlich starten kann.
Vielen Dank an Golf Datatech für die Unterstützung mit ihren Daten. Diese werden im Rahmen eines Handelspanels in den verschiedenen Ländern erhoben. Hierfür werden zum Beispiel in Deutschland von gut 130 Händlern artikelbezogene Umsatzzahlen und Lagerbestände monatlich erhoben, hochgerechnet und an die Industrie verkauft. Diese Zahlen dienen den Unternehmen als wesentlich Entscheidungshilfe bei der Produktionsplanung und der Kollektionsentwicklung.
Während der Schwerpunkt von Golf Datatech auf der Handelsseite liegt, Beschäftigt sich die Firma Sports Marketing Surveys mit den Endverbrauchern.
Interessante Zahlen und Fakten dazu, wie das Coronavirus das Verhalten der Bevölkerung ändert, gibt es hier am Beispiel einer in Großbritannien durchgeführten Umfrage zum veränderten Sportverhalten in der Coronakrise.