Golf ist ein seltsamer Sport. An manchen Tagen hat man es verstanden, an manchen Tagen nicht. (Dustin Johnson)
Dustin Johnson wird am 22. Juni 1984 in der amerikanischen Stadt Columbia geboren. Papa Scott ist Club-Pro in South Carolina, also nimmt er den jungen Dustin im Alter von sechs Jahren mit auf die Range, um ihm den Sport näher zu bringen. Johnson ist begeistert von der kleinen weißen Kugel und bleibt am Ball. Nach der High School bekommt er eine Stipendium an der Coastal Carolina Universität, wo er für den maßgeblichen Erfolg des Golf-Teams mitverantwortlich ist. Heute noch spricht „DJ“, wie er genannt wird, von dieser prägenden Zeit und nennt sie ausschlaggebend für den weiteren Verlauf seiner Karriere.
2007 wechselt der 1,93 Meter große Hüne ins Profilager, nur ein Jahr später qualifiziert er sich bereits für die PGA Tour und gewinnt die Turning Stone Resort Championship in Verona, New York. Es ist erstaunlich, wie gut Dustin Johnson von Beginn an bei den „Großen“ mithalten kann. Bis heute gehört er gemeinsam mit Tiger Woods und Jack Nicklaus zu den einzigen Spielern, die in den ersten zehn Jahren auf der Tour mindestens einen Titel pro Saison einfahren können.
Drogenkonsum bei "DJ"
Seine steile Karriere erlebt 2014 einen Tiefpunkt. Angeblich soll er von der PGA Tour wegen Kokain-Konsums sechs Monate gesperrt worden sein. Es soll bereits sein dritter positiver Test gewesen sein, doch er selber und auch die PGA Tour vertreten bis heute die Position, dass die Pause „freiwillig“ war. Er sei nie durch einen Drogentest durchgefallen, es gäbe „andere Anlässe“ für die Pause. Doch „DJ“, der immer cool und gelassen daherkommt, nimmt sich auch diese Schlagzeilen nicht zu sehr zu Herzen und kommt stark aus der „Golf-Abstinenz“ zurück: bei der WGC – Cadillac Championship 2015 feiert er direkt einen Sieg.
Dustin Johnson krönt sich zur Nr. 1 der Welt
Doch eines fehlt „DJ“ immer noch in seiner Karriere: ein Majorsieg. 2010 ist er bei der PGA Championship hauchdünn vor diesem Erfolg, doch ein abgesetzter Schläger in einer vermeintlichen Waste-Area, die allerdings keine ist, sondern ein Bunker, lässt ihn weitere sechs Jahre warten. Bei der US Open 2016 ist es dann aber soweit. Mit drei Schlägen Vorsprung setzt er sich gegen Jim Furyk, Shane Lowry und Scott Piercy im Oakmont Country Club durch. „Ich war so oft dicht davor. Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl. Es ist schwer zu beschreiben“, sagte er nach seinem Triumph. 2017 gewinnt Johnson die Genisis Open und wird die Nummer 1 der Welt. Diese Position hält er stolze 64 Wochen hintereinander, es ist die fünftlängste Serie, die ein Golfprofi jemals auf dem ersten Platz verbracht. Ein Jahr später wird Johnson zum vierten Mal für das amerikanische Ryder Cup Team nominiert, doch er kann zum ersten Mal nicht gewinnen. Mit Spielpartner Brooks Koepka soll es nach der Niederlage in Paris angeblich beinahe zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen sein.
Die turbulente Saison 2020 gestaltete sich besonders erfolgreich für Dustin Johnson: Den beinahe schon obligatorischen Sieg pro Jahr hakte er bei der Travelers Championship ab und lieferte beim ersten FedExCup Playoff Turnier dominante Vorstellung mit einem Siegscore von -30 ab, elf Schläge vor dem Zweitplatzierten - nur knapp am PGA-Tour-Rekord von -31 vorbei. Eine Leistung, die ihm verdienter Weise erneut den Platz an der Spitze der Weltrangliste einbrachte. Diese Position zementierte er mit einem Sieg bei der Tour Championship und seinem ersten FedExCup.
Das Corona-Jahr hielt aber noch einen weiteren Triumph für Johnson bereit. Beim US Masters 2020 siegte er dominant und überlegen. Von Anfang an spielte der Longhitter oben mit und hatte spätestens nach der zweiten Runde alles unter Kontrolle. Der Gewinn des Green Jacket trieb sogar dem so emotionsarm wirkenden Johnson die Tränen in die Augen. "Als Kind träumt man davon, dass Tiger Woods einem das Grüne Jackett anzieht", sagte er, nachdem genau dieser Traum Wirklichkeit geworden war.
Dustin Johnson: Majorsiege (beste Platzierung) | Jahr | |
---|---|---|
Masters | 2020 | |
US Open | 2016 | |
PGA Championship | 2019 (2) | |
British Open | 2011 (T2) | |
Anzahl Siege auf PGA Tour | 24 | |
Anzahl Siege auf der European Tour | 2 | |
Anzahl weitere Siege | 1 |
Longhitter mit ungewöhnlichem Schwung
Ein wichtiger Bestandteil des stetigen Erfolgs Johnsons ist seine körperliche Fitness. Der knapp 86 Kilogramm schwere Hüne legt viel Wert auf Ernährung, Workouts und mentale Stärke. Seit Jahren arbeitet er mit Joey Diovisalvi zusammen. Der Golffitnesstrainer nimmt auch andere Stars wie Brooks Koepka oder Rickie Fowler unter seine Fittiche. Ein weiterer wichtiger Aspekt von Johnsons Spielplan sind seine extrem langen Drives. Er haut die Kugel im Schnitt um die 290 Meter weit und schafft sich somit eine gute Ausgangslage für die Annäherungsschläge.
Sein Schwung im Allgemeinen gilt als sehr unkonventionell. Beim Ausholen knickt sein linkes Handgelenk extrem ab. Durch die extreme Rotation in Rücken und Hüfte, kann er dies aber wieder gut ausgleichen, sodass die Schlagfläche im Treffmoment gerade an den Ball kommt. Die schnelle Hüftrotation sorgt zusätzlich für die extreme Power, die der Longhitter generiert. Als Kind soll er sich angeblich den Schwung auf der Range von anderen Golfern abgeschaut und somit seine ganze eigene Technik erarbeitet haben.
Dreamteam mit Bruder Austin
Im August 2013 verlobte sich Johnson mit seiner Freundin Paulina Gretzky. Das Model ist die Tochter der Eishockeylegende Wayne Gretzky. Gemeinsam haben die beiden inzwischen zwei Kinder. Auch abseits des Platzes engagiert sich Johnson. Vor einigen Jahren hat er die „Dustin Johnson Stiftung“ gegründet, wo er selbst als Präsident agiert und Schwiegervater Wayne Vorstandsmitglied ist. Die Stiftung bietet Jugendlichen, die Möglichkeit, Golf zu lernen, zu spielen und dabei unterstützt zu werden. Darüber hinaus hat „DJ“ eine Golfschule eröffnet, um junge Spieler aufzubauen.
Nachdem sich Johnson 2013 von seinem langjährigen Caddie Bobby Brown trennt, wird Austin Johnson sein Caddie. Austin ist Dustins jüngerer Bruder. Die beiden bilden seitdem ein gutes Team und haben viele Erfolge gefeiert: „Du reist mit deinem Caddie, isst mit deinem Caddie und verbringst den ganzen Tag mit ihm. Es muss jemand seine, dem du vertraust“, so Dustin über die Zusammenarbeit mit seinem Bruder. „Ich werde mit keinem so etwas haben, was ich mit ihm habe“.