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Golfreisen

Golf in China – Ein schlafender Riese erwacht

23. Okt. 2017 von Janek Weiss in Berlin, Deutschland

Auch wenn die Profis schon seit vielen Jahren regelmäßig in China Station machen, auch politisch bedingt erlebt das Reich der Mitte erst jetzt einen spürbaren Golf-Boom.

Auch wenn die Profis schon seit vielen Jahren regelmäßig in China Station machen, auch politisch bedingt erlebt das Reich der Mitte erst jetzt einen spürbaren Golf-Boom. (Foto: Getty)

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China drängt in die Welt des Golfs. Nicht nur die Nachwuchshoffnungen Guan Tianlang und Ye Wo-Cheng fallen mit ihren beeindruckenden Fähigkeiten im internationalen Golfsport auf, Tianlang wurde 2013 mit 14 Jahren jüngster Masters-Teilnehmer aller Zeiten. Das Land hat mit der Aufnahme in den European-Tour-Kalender seit 2013 bereits von sich reden gemacht und ist mit drei Events im Reich der Mitte gut aufgestellt - eins davon ist immerhin ein lukratives und gut besuchtes World-Golf-Championship-Event. Es scheint, als mache China ernst mit Golf, auch wenn das der politischen Führung nicht ganz in den Kram passt.

Zusammenspiel von Golf, Wirtschaft und Politik

Trotz interessanter Entwicklungen auf der Tour ist die kommunistische Regierung bislang nur mäßig an der Förderung des Spiels interessiert gewesen. „Golf dem Volke“ gehört nicht zum Portfolio des kommunistischen Regierungsauftrages. Bis 1984 war Golf sogar noch verboten, 2004 wurde ein Baustopp für neue Golfanlagen erlassen - offiziell zur Schonung der Wasser- und Umwelt-Ressourcen. In den letzten Jahren wurde dieses Verbot größtenteils von der Wirtschaft ignoriert, die Politik schaute weg - eine Art Nichtangriffspakt.

Dieser wurde jedoch vor nicht allzu langer Zeit von Seiten der Politik aufgekündigt: Über 60 Golfplätze wurden Ende März 2015 mit Verweis auf den Erlass dicht gemacht. Ein Dämpfer für Golf in China, das sich in diesem Kontext immer mehr zu öffnen schien. Zudem verbot die Kommunistische Partei Chinas (CCP) ihren rund 88 Millionen Mitgliedern daraufhin das Golfspiel, da der Golfplatz ein Schmelztiegel für dubiose Machenschaften sei.

Eine Öffnung zum Westen findet nur im Sinne staatlicher Interessen, Investments und Sponsorings statt, bringt aber auch eine gewisse Offenheit für westliche Sportinteressen mit sich - zu den eigenen Konditionen. Es ist daher anzunehmen, dass die offiziellen internationalen Turniere wie die China Open eher der eigenen Propaganda, Reputation und der politischen und privatwirtschaftlichen Landschaftspflege dienen, als dem Wachstum des Golfsports.

Doch ist der Trend ungebrochen - Tiger Woods wurde als Designer angeheuert, um für über 16 Millionen US-Dollar zwei Golfplätze in der Nähe von Beijing zu re-designen. Zudem wurde das Golfverbot der CCP wieder aufgehoben. Kritische Stimmen führen dies auf anstehende Großveranstaltungen wie die Olympischen Spiele zurück. "Golf ist nur ein Sport. Es ist nichts Richtiges und nichts Falsches daran", hieß es. Kostenlose Mitgliedschaften oder Golf-Geschenke sind für Parteimitglieder aber weiterhin verboten.

Tischtennis in China allgegenwärtig

Golf in China sei bis heute ein Spiel der Reichen, der Sport des Westens, sagt Elvin Chua der Marketing-Executive des Spring City Resorts, von Golf Digest unter die 100 besten Plätze außerhalb der USA gewählt. Der durchschnittliche Chinese spielt Tischtennis oder Basketball. Golf spielt nur eine kleine Zahl von Chinesen; gemessen an dem enormen Einwohnerpotenzial ist die Zahl aktiver Golfer in China mit 400.000 unfassbar gering. Dennoch soll bis 2020 diese Zahl auf 20 Millionen explodieren, glaubt man der Chinese Golf Association (CGA).

Offiziell soll es 500 Golfplätze in China geben. Als Vergleich: Florida allein zählt gut 1.100 Plätze. Daher sind die Zahlen für die strukturellen Dimensionen verschwindend gering, zumal die meisten von ihnen in den städtischen Ballungsräumen wie Beijing oder Shanghai zu finden sind. Dennoch sprechen die Wachstumsprognosen für eine rasante Entwicklung. 2.700 sollten es allein bis Ende 2015 werden. Trotz der offiziellen Baurestriktion entstanden in den letzten Jahren im Schnitt cirka 30 neue, privat finanzierte oder von Investoren getragene Anlagen.

Chinesische Gigantomanie: Der Mission Hills Golf Club

Lässt man das gesunde Misstrauen außer Acht und die Zahlen bestätigen sich in der Zukunft, muss man von einer positiven Entwicklung sprechen. Des Berufes wegen Eingewanderte und eine aufstrebende Mittelschicht werden voraussichtlich die Masse der prognostizierten 20 Millionen stellen. In den städtischen Ballungsräumen ist es nicht unwahrscheinlich, auch befeuert durch die beiden Jungstars und ihre mittlerweile als Toursieger gekürten Landsmänner, dass der Sport in Zukunft auf ein breiteres chinesisches Fundament gestellt wird.

Der reiselustige Golfer, der sich nach China aufmacht, wird jedenfalls von den Plätzen verwöhnt und findet spektakuläre Spielbahnen. Es gibt dutzende Angebote von Reiseveranstaltern, die ein einzigartiges Golferlebnis versprechen. Dabei sticht seit 2007 ein Resort besonders heraus.

Golflegenden haben Finger im Spiel

Der Mission Hills Golf Club & Resort erstreckt sich auf einer Größe von 3.000 Fußballfeldern und ist gut 70 Kilometer von Hongkong in der Provinz Shenzhen gelegen. 100 Shuttlebusse verkehren an normalen Tagen zwischen der Metropole und der Anlage. Dort angekommen lässt sich auf zwölf 18-Loch-Plätzen spielen, die für jedes Handicap die passende Herausforderung bieten. Es ist die größte bespielte Anlage der Welt. Der Clou: Jeder der Plätze ist von einer anderen Golflegende entworfen worden. Nick Faldo, Jack Nicklaus oder Anika Sörenstam gehören zu den illustren Platzdesignern.

Neben Shenzhen ist die Provinz Hainan eine der ergiebigsten und besten Golfregionen Chinas.  Hier soll die Anlage von Hongkong sogar noch übertroffen werden. In dem Komplex, Mission Hills Golf Club Haikou, sollen nach Fertigstellung sogar 22 Plätze zu bespielen sein.

Zukunft Golftourismus und chinesischer Majorsieger?

In den kommenden Jahrzehnten wird eine interessante Entwicklung zu beobachten sein. Golf als Breitensport wird es in China nicht geben. Dafür ist das finanzielle Gefälle der Metropolen zur einfachen Landbevölkerung zu groß und der Sport für viele zu teuer.

Als Reiseziel der geneigten Golfer aus aller Welt aber werden sich einige Provinzen in China zu etablieren wissen. Hainan, Shenzhan und Shangai sind die internationalen Golfmekkas der Zukunft. Auch die beiden Jungstars Guan Tianlang oder Ye Wo-Cheng gilt es im Auge zu behalten. Vielleicht wird einer von beiden ja der erste Majorsieger aus dem Land der aufgehenden Sonne.

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