Hauptsache, vor „BDC“: Bei der Hero World Championship hat Brooks Koepka den bereits in „The Match V“ bezwungenen Widerpart Bryson DeChambeau erneut hinter sich gelassen, als der vierfache Majorsieger geteilter Neunter wurde und es für den US-Open-Champion von 2020 nur für Platz T14 reichte. Wasser auf Koepkas Mühle der Genugtuung, zumal er auf dem Weg zurück zu alter Form scheint. Und an Selbstbewusstsein mangelt es dem 31-Jährigen ohnehin nicht. Vor dem Turnierstart wurde Koepka in einer Pressekonferenz provozierend gefragt, ob er seine Höhepunkte 2018 und 2019 mit den drei dominanten Triumphen bei US Open und PGA Championship (die erste US Open gewann er 2017) in den kommenden Jahren noch mal toppen könne? Die Antwort des Hünen fiel typisch aus, als Kampfansage: „Das waren keine Höhepunkte. Wartet mal ab.“ Sprach’s, stand auf und ging.
Comeback von „Hall of Famer“ Woods wird wahrscheinlicher
Die Zeichen mehren sich: Nach den erfreulichen Fortschritten, die Hero-World-Challenge-Gastgeber Tiger Woods bei seinen Übungseinheiten auf der Driving Range gezeigt und in seinen Interviews halbwegs bestätigt hat (siehe nächste Meldung), pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass der 15-fache Majorsieger noch vor Weihnachten sein Comeback auf der Turnierbühne gibt. Laut „Golf.com“ soll die endgültige Entscheidung über eine Teilnahme an der PNC Championship diese Woche fallen; die Veranstalter haben einen Startplatz für Woods und Filius Charlie freigehalten.
Die „Golf Channel“-Experten Brandel Chamblee und Notah Begay III, ohnehin ein Woods-Intimus, äußerten unisono, dass „eine Menge darauf hinweist, dass es so kommen wird“. Zwar hat sich Woods noch längst nicht für turnierreif erklärt, andererseits sprach er während der Hero World Challenge davon, dass es für „Hit and Giggle“-Events, also Spaßturniere durchaus reichen könnte, worauf er von „NBC/Golf Channel“-Kommentator Steve Sands darauf hingewiesen wurde, dass es sich bei der PNC Championship kurz vor Weihnachten genau um so ein „Hit and Giggle“-Turnier handele.
Derweil wurde überdies bekannt, dass die längst fällige und nur aus Altersgründen noch nicht vollzogene Aufnahme von Woods in die World Golf Hall of Fame während der Players Championship im kommenden März offiziell vollzogen wird. Für den Superstar sollte in der Ruhmeshalle in Ponte Vedra Beach eigentlich ein separater mittlerweile eigens ein eigener Raum eingerichtet werden, aber die Zahl der Memorabilia ist so groß, dass Woods nun überall auf den knapp 7.000 Quadratmetern des Gebäudes vorkommt.
Der Tiger und das Geräusch landender Bälle
Spruch der Woche: Es gibt Zitate, die „springen“ einen an, weit jenseits ihres nachrichtlichen Werts. Tiger Woods hat so einen Spruch während seines bemerkenswerten Interviews in der TV-Box losgelassen, als der Gastgeber der Hero World Challenge beim Golf Channel zu Gast war, den Kommentatoren Steve Sands und David Feherty Rede und Antwort stand sowie wohlgelaunt und munter über den Zustand seines Spiels sprach. „Ja, ich kann Drives schlagen. Sie gehen nur noch nicht so weit.“ Und dann der Satz, den auch alle Hobbyspieler unterschreiben: „Aber ich bin nicht mehr an dem Punkt, dass ich die Bälle landen höre – was ich gut finde.“ Wohl dem, der das von der Länge seiner Schläge sagen kann, egal ob Tiger oder Rabbit.
Spieth und Stenson: Strafe wegen falscher Teebox
Orientierungslos: Jordan Spieth und Henrik Stenson haben sich in der Schlussrunde der Hero World Challenge eine sehr abstruse Strafe eingehandelt. Die beiden Majorsieger, als erster Flight des Sonntags gestartet, spielten auf dem neunten Loch des Kurses von Albany von der falschen Teebox. Sie spielten auf dem Abschlagskomplex für zwei Löcher von den Markern für das Par-3-17 in Richtung neuntes Grün und wurden auf dem Fairway zurückgepfiffen, mussten ihre Drives wiederholen und sich zwei Strafschläge notieren. Die Abschläge waren über Nacht getauscht, der für die Neun zudem verlegt worden – aber das war kein Grund für Ausreden, denn es gab genug Hinweise und Signale bezüglich der Veränderung für die Spieler und ihre Caddies. Jordan Spieth, der bereits am Samstag zwei Strafschläge wegen eines nicht zurückgelegten bewegten Balls kassiert hatte, meinte nur: „So was ist mir ja noch nie passiert.“
US Open für behinderte Golfer
Gleichstellung: Der amerikanische Golfverband USGA hat das Portfolio seiner Meisterschaften um ein weiteres Major erweitert – 2022 wird erstmals eine US Open für behinderte Golfer ausgetragen. Die US Adaptive Open hat ein gemischtes Teilnehmerfeld von 96 Damen und Herren und findet vom 18. bis 20. Juli als 54-Loch-Turnier im ikonischen Pinehurst Resort statt, genauer gesagt auf dem Kurs No. 6. Auch für 2023 steht der Termin in Pinehurst bereits fest (17. bis 19. Juli). „Nach jahrelanger Planung und Verzögerung durch die Pandemie sind wir stolz, auch der Gemeinschaft der Behindertengolfer die Möglichkeit bieten zu können, ihre Fähigkeiten auf einer ganz großen Bühne zu zeigen“, sagte der zuständige USGA-Direktor John Bodenhamer. „Es ist ein weiterer Schritt, Golf für alle zu öffnen.“
Neue Stimmen zur Saudi-Sause
Chronistenpflicht: Längst ist alles geschrieben zum Hickhack zwischen PGA Tour und den „Sportswashing“-Ambitionen von Saudi-Arabien, zum Gerangel um Freigaben für das Saudi International 2022 auf der Asian Tour, über die Knete-Konter des Golf-Establishments. Dennoch bleibt festzuhalten, was jüngst zur Konkurrenz-Causa gesagt wurde, zum Beispiel von Rory McIlroy, Tiger Woods oder Greg Norman – der Kürze und Nachrichtlichkeit halber in Zitatform:
Rory McIlroy: „Wir sind selbständige Unternehmer und sollten spielen können, wo immer wir wollen. Auch wenn ich das für mich ausschließe, weil die PGA Tour für mich der beste Platz der Welt ist, um Golf zu spielen: Es gibt keinen Grund, warum jemand nicht beim Saudi International spielen darf. Mir scheint, als werden die Spieler bei diesem Kräftemessen gerade umhergeschoben wie Schachfiguren.“
Tiger Woods: „Ich habe für mich entschieden, die PGA Tour zu unterstützen. Hier liegt mein Erbe, also bin und bleibe ich ihr treu. Ich verstehe den Vergleich mit 1968, als sich Arnold Palmer und Jack Nicklaus von der PGA of America trennten, um die PGA Tour voranzutreiben. Aber der Vergleich hinkt, denn hier handelt es sich um eine komplett neue Liga.“
Greg Norman: „Ich empfinde mich nicht als Handlanger von Sportswashing in Saudi-Arabien, denn dort hat sich wirklich einiges verändert. Und jedes Land hat in der Vergangenheit schreckliche Dinge getan – schau dir nur den hässlichen Rassismus in den USA an. […] Die Spieler, die am Saudi International teilnehmen wollen, stehen für ihre Rechte als Profisportler ein und tun das Richtige und Beste für die globale Entwicklung des Golfsports.“
Letztlich wird alles auf die juristische Abwägung hinauslaufen, ob die PGA Tour ihren Mitgliedern wirklich Starts außerhalb privater Turniere verbieten bzw. nichtgenehmigte Auftritte ahnden darf und inwieweit Sanktionen rechtlich Bestand haben.
Robert MacIntyre: Kopf frei mit Shinty
Back to the Roots: Wenn einer den Kopf ein bisschen frei bekommen will von all dem Golf, das sein Leben bestimmt, dann spielt er – Shinty. Das uralte keltische Stock-Ball-Spiel für Mannschaften gilt als Vorläufer von Hockey und Eishockey und wird gern genannt, wenn bei der Ergründung der Golf-Wurzeln auf die von jeher bestehende Leidenschaft des Homo Ludens, des spielenden Menschen, für den Umgang mit Schlägern und Kugeln hingewiesen wird. Auch Robert MacIntyre, dem hoffnungsvollen schottischen Linkshänder, hat Shinty offenbar bei der Neufokussierung geholfen:
Star-Aufgebot bei Jordans Mitgliederturnier
Who’s Who: Michael „His Airness“ Jordan ist ein leidenschaftlicher Golfer – nicht neu. Der Basketball-Heros hat sich in Florida mit The Groove XXIII einen eigenen Golfplatz gebaut, weil er die Hacker auf anderen Kursen leid war – auch nicht neu. Sogar über die Luxusausstattung wurde bereits berichtet. Aber wer in seinem exklusiven Club so alles spielen darf, das war bislang eher eine Frage von Diskretion – bis das Portal „The Fried Egg“ jetzt die Startliste von Jordans demnächst stattfindenden privaten Mitgliederturnier in die Finger bekam und einige der klangvollen Namen veröffentlichte: Rory McIlroy, Dustin Johnson, Justin Thomas, Rickie Fowler, Keegan Bradley, Luke Donald. Und aus dem Amateurlager: Mark Wahlberg, Wayne Gretzky, John Elway (Football-Legende), Chris O’Donnell (Navy CIS). Wohlgemerkt, alles Mitglieder, die Jordans Club- und Turniereinladung gern folgen.
Wenn das Hotelzimmer zur Range wird
Zum Schluss: Was macht eigentlich ein Golfer, der bei einem Turnier wegen Covid-19 in Hotel-Quarantäne muss? Na klar, er trainiert. So, wie der englische Neu-Profi Angus Flanagan, der sich nach der verkürzten Joburg Open für zehn Tage isolieren musste, und sein Hotelzimmer in eine Art Driving Range verwandelte – samt Schwunganalyse-Gerät. Das gibt auch uns Amateuren vielleicht ein paar Impulse fürs winterliche Indoor-Training …
Grind never stops, even in a hotel for a 10 day quarantine. pic.twitter.com/ieDey3zNNQ
— Angus Flanagan (@AngusFlanagan) November 30, 2021