Eingeständnis: Während die LIV Golf League gern in Superlativen schwelgt, gibt es einige Protagonisten beim Konkurrenzcircuit, die sehr realistisch auf das Konstrukt schauen. Brooks Koepka beispielsweise, der wie gewohnt kein Blatt vor den Mund nimmt und klar anspricht, dass LIV sich nicht wie gewünscht entwickelt hat. „Wir sind jetzt seit vier Jahren am Start und immer noch ein Start-up, das herausfinden muss, in welche Richtung es wirklich gehen soll“, sagte der fünffache Majorsieger in „The Joe Pomp Show“ von Joe Pompliano, einem Unternehmer und Investor, der gern beim Geschäft mit der Meinungsmache im Golf mitmischt. Koepka räumte bei dem Gespräch ein: „Um ehrlich zu sein, LIV liegt weit hinter den Erwartungen. Wir sind nicht dort, wo wir sein sollten. Beispielsweise, wenn es darum geht, Sponsoren zu gewinnen oder den internationalen Markt und vor allem den US-Markt zu erobern.“
„Es macht Spaß und alles entwickelt sich weiter. Man muss Golf einfach lustiger und unterhaltsamer gestalten, denn die Aufmerksamkeitsspanne der jüngeren Generation reicht nicht, um fünf bis sechs Stunden lang auf der Couch zu sitzen und Golf zu gucken.
Man muss in der Lage sein, innovativ zu sein und verschiedene Dinge zu kreieren – das versuchen wir, das versucht auch die TGL. Es geht darum, den Leuten ein gutes Produkt vorzusetzen, das sie sehen wollen.“
Brooks Koepka
Der 34-Jährige verbindet das ganz offenkundig mit einem Seitenhieb gegen den bisherigen LIV-Impresario Greg Norman, auch wenn er dessen Namen nicht erwähnt. Aber Kritik schwingt mit, wenn Koepka seine Hoffnungen in den neuen CEO Scott O’Neil setzt: „Es gab eine Menge personelles Hin und Her und viele Richtungsänderungen. Ich glaube allerdings, Scott ist ein großartiger Mann, und er kann LIV dorthin führen, wo es sein muss und wo ich denke, dass es sein sollte.“
Auch LIV umgarnt die YouTuber und bringt zudem Doku-Serie
Copy-and-paste: Die LIV Golf League macht’s der PGA Tour nach. Im verzweifelten Bemühen um eine Fan-Base nicht nur bei Auftritten in Australien, sondern auch im US-Markt klauen der neue CEO Scott O’Neil und seine Organisation beim Golf-Establishment. Am kommenden Samstag findet im Rahmen von LIV Miami im Trump National Doral in Florida, dem ersten Saison-Event des Konkurrenzcircuits auf US-Boden, ein Scramble-Turnier über neun Loch für sechs Top-YouTuber statt, die im Gegensatz zur Creator Classic der PGA Tour bei „The Duels“ allerdings jeweils im Duo mit einem LIV’ler an den Start gehen. „Dieses auf YouTube ausgerichtete Format wurde entwickelt, um die Fans zu begeistern und die Grenzen des traditionellen Golfsports zu erweitern. Es bringt Wettbewerb und Unterhaltung auf eine neue Art und Weise zusammen“, heißt es bei LIV. Aha, total neu also. Und: Der längst auf der PIF- und neuerdings offiziell auch auf der LIV-Payroll stehende Rick Shiels allein reicht offenbar nicht.
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Interessanterweise fehlen Bryson DeChambeau und Social-Media-Queen Paige Spiranac, die mehr Instagram-Follower aufweist als Tiger Woods, auf „X“ gerade die Millionenmarke geknackt und mit BDC bereits für dessen YouTube-Kanal ein schlagfertiges Gespann gebildet hat. Apropos: „The Duel“ wird ausschließlich im YouTube-Kanal von Grant Horvat zu sehen sein.
Außerdem gibt es bei und über LIV ab dem 7. April eine Doku-Serie nach dem Vorbild von Netflix’ „Full Swing“. Achtung Wortspiel: Der Ableger heißt „LIV to Win“ und „nimmt die Fans mit auf eine Reise voller persönlicher Geschichten der Spieler, Managementstrategien und verschiedener Operationen“. So die LIV-Eigenwerbung für die Serie, die exklusiv bei Fox Sports 1 ausgestrahlt wird.
Ob es das ist, was Koepka mit seinen Erwartungen an Scott O’Neil meint?
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Hadwin: Neuer Regner und Lunch für die Greenkeeper
Wiedergutmachung: Adam Hadwin hat sich mit Anstand und Großzügigkeit für seinen Ausraster bei der Valspar Championship revanchiert, als er in seiner Wut über ein Doppelbogey auf dem neunten Grün des Copperhead Course von Innisbrook zufällig auf einen Sprinklerkopf der Beregnungsanlage einschlug, der prompt den Dienst aufnahm und dem hitzköpfigen Kanadier eine kalte Dusche verpasste. „Es ist mir unglaublich peinlich“, sagt der Kanadier später. „Ich wusste nicht, dass dort ein Rasensprenger ist, als ich in den Boden hackte.“
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Wie sich nun herausstellte, hat Hadwin nicht nur einen neuen Regner und die Kosten der Reparatur bezahlt, sondern das Greenkeeping-Team von Innisbrook auch zum Lunch eingeladen. Der Beleg stammt von Innisbrooks Chef-Agronom Ryan Stewart, der von einer noblen Geste spricht: „Ein großes Dankeschön an Adam Hadwin.“
A big thank you to Adam Hadwin @jessicahadwin for paying for that sprinkler head and buying our staff lunch. That was a great touch and our staff loved it. Thank you again pic.twitter.com/1CigKSYyit
— Ryan stewart (@rardoryan80) March 28, 2025
Zwei Mal LA Golf: Zwist um Markenrechte
Für das TGL-Team Los Angeles Golf Club war die erste Saison der Simulatorsause zwar im Play-off zu Ende, aber der Budenzauber hat für die Eignergruppe rund um Reddit-Gründer Alex Ohanian und seine Frau Serena Williams noch ein Nachspiel. LA Golf, Hersteller von Puttern, Bällen sowie Schäften und Partner der LIV’ler Bryson DeChambeau und Dustin Johnson, hat das Team bereits im Januar wegen einer Verletzung der Warenzeichen- und Markenrechte verklagt, da Los Angeles meist unter dem Namen L. A. Golf Club aufgetreten sei und unter diesem Namen Werbung und Merchandising betrieben habe.
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Das wiederum habe zu Verwirrungen und Verwechselungen bei Partnern, Investoren und Fans von LA Golf sowie im Markt geführt – zumal LA Golf wohl unter der ebenfalls geschützten Firmierung LA Golf Club seit 2022 eine Club-Lounge in Beverly Hills betreibt. Man habe dem Los Angeles Golf Club und der TGL eine Partnerschaft angeboten, statt den Namen zu verbieten, doch die TGL habe das abgelehnt und in der Folge jegliche Kommunikation eingestellt.
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Starke Unterstützung für Mixed-Golf bei Olympia 2028
Gemischte Doppel: Die Chancen stehen gut, dass beim nächsten olympischen Golfevent auch ein Mixed-Wettbewerb mit nationalen Duos ausgetragen wird. Heute findet beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eine Anhörung über den Vorschlag des Golf-Weltverbands IGF statt, die zweitägige Veranstaltung ins Programm der Spiele 2028 in Los Angeles aufzunehmen und zwischen dem Herren- und dem Damen-Turnier stattfinden zu lassen, die im Riviera Country Club stattfinden. „Wir sind eine von vielen Bewerbungen, aber bekommen viel Unterstützung vom örtlichen Organisationskomitee LA28 und von TV-Rechteinhabern wie dem Sender NBC“, sagte IGF-Geschäftsführer Antony Scanlon im Gespräch mit BBC Sport. Also, Tee frei für Nelly Korda und Scottie Scheffler vs. Leona Maguire und Rory McIlroy.
St. Andrews und der Kampf gegen den Landverlust
Dramatisch ernste Sandkastenspiele: Der St. Andrews Links Trust, der die sieben öffentlichen Kurse im Home of Golf verwaltet, ergreift weitere Maßnahmen gegen Küstenerosion und die Projektion eines rapide steigenden Meeresspiegels. Nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen könnte der bis zum Jahr 2100 um 1,90 Meter ansteigen – und das mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent. Laut einer Studie wäre dann bis zum Ende des Jahrhunderts die Hälfte der weltweiten Sandstrände verschwunden, damit auch eine Menge Linkskurse und nicht zuletzt die Teile des Old Course am West Sands Beach oder des Jubilee Course im Bereich der Outhead-Halbinsel.
Mit der Einbringung von 28.500 Tonnen Sand soll jetzt das Dünensystem neu geformt werden, das in den vergangenen Jahrzehnten stark unter Stürmen und Springfluten gelitten hat. Vor allem im Winter 2023/2024 wurden bislang unerreichte Stärken ermittelt. Die Arbeiten sollen Anfang April beendet sein, eine Herde Hebridenschafe übernimmt dann das Greenkeeping des Dünengrases. Die Maßnahme ist von geringer Halbwertzeit, aber der Links Trust will dadurch in erster Linie weitere Erosion eindämmen und Zeit gewinnen, um weitere Maßnahmen zu entwickeln und eine langfristige Strategie einzuleiten. „Küstenerosion ist eine Herausforderung für Linksplätze auf der ganzen Welt“, so Neil Coulson, der Chef des St. Andrews Links Trust.
Golfszene trauert um Kurzspiel-Guru Dave Pelz
Abschied: Er war der Guru des Kurzspiels und eine Legende unter den Golflehrern – Dave Pelz. Der ehemalige NASA-Physiker, dessen datengestützter Ansatz den Golfunterricht revolutionierte, ist am 23. März im Alter von 85 Jahren in Dripping Springs/Texas, an Komplikationen durch Prostatakrebs verstorben. Pelz war vor allem dafür bekannt, dass er seine analytische Brillanz auf das kurze Spiel ausrichtete, wo seiner Meinung nach 80 Prozent aller verlorenen Schläge zu suchen sind. Seine forschungsbasierten Ansichten veränderten die Art und Weise der Golflehre. Er gründete die Dave Pelz Scoring Game School, verfasste Lehrbuch-Bestseller wie die „Short Game Bible“ und die „Putting Bible“ und entwickelte über 40 Trainingshilfen. Pelz arbeitete mit Stars wie Phil Mickelson, Michelle Wie, Vijay Singh oder Tom Kite; seine Schüler gewann mehr als 20 Majors. „Sehr vieles von meinen Erfolgen verdanke ich ihm und den Dingen, die er mir beigebracht hat“, schrieb Mickelson zu Pelz’ Tod in den sozialen Medien.
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Polizei verhaftet Turnberry-Verdächtige
Zugriff: Im schottischen Oban sind vergangene Woche zwei Personen verhaftet worden, die mit den Schmierereien und dem Vandalismus am Gebäude und auf dem Gelände von Trump Turnberry an der schottischen Westküste in Verbindung gebracht werden. Das Resort im Portfolio der Golforganisation von US-Präsident Donald Trump war vergangenen Monat Zielscheibe von Aktivisten geworden, die auf diese Weise gegen Trumps Nahost-Pläne protestierten, der aus dem von Israelis und Palästinensern umkämpften Gaza-Streifen die arabische Riviera und damit eine Luxus-Enklave machen will. Die Verdächtigen, eine 66-jährige Frau und ein 75-jähriger Mann, wurden vernommen und inzwischen bis zum Abschluss der Ermittlungen wieder auf freien Fuß gesetzt. Ein weiterer, 33-jähriger Verdächtiger war bereits am 12. März wieder entlassen worden.
Fellow Fleetwood und Texas Guy Garcia
Zum Schluss: … geht es um besondere Ehrungen. Tommy Fleetwood sieht zwar mit Haar und Habitus aus wie der Hauptdarsteller eines Historienschinkens über das englische Spätmittelalter, ist aber „bloß“ Träger eines Ehrendiploms (Honorary Fellowship) der John Moore Universität zu Liverpool, nicht weit entfernt von seinem Heimatort Southport. Es ist nicht bekannt, ob damit auch die Leistung gewürdigt wird, es ohne einen einzigen Sieg auf der PGA Tour bereits auf ein Karrierepreisgeld von 26,8 Millionen Dollar gebracht zu haben.
Derweil wurde Sergio Garcia in seiner Wahlheimat zum Ehren-Texaner ernannt. Der LIV’ler musste dafür nicht mal im klischeehaften Wild-West-Outfit als waschechter Texas Guy erscheinen, sondern durfte sich mit Familie in den Sonntagszwirn werfen.