Tiger Woods ist viel gefragt. Nicht nur von Fans und Journalisten, die auch bei der British Open 2024 jeden seiner Schritte verfolgen, sondern auch in offiziellen Kapazitäten. So gefragt, dass er in einem Punkt jetzt sogar eine klare Absage erteilen musste: Dem Ryder Cup.
Tiger Woods: "Man hat nur so viele Stunden am Tag"
"Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen", sagte Woods bei seiner Pressekonferenz im Rahmen der Open Championship. Lange hatte man bei der PGA of America darauf gewartet, ob der 15-fache Majorsieger nicht doch das amerikanische Team in New York anführen will. Aber dem 48-Jährigen fehlt schlicht und einfach die Zeit.
"Meine Zeit ist mit der Tour und allem, was wir zu erreichen versuchen, so ausgelastet", erklärte er. "Ich bin in so vielen verschiedenen Unterausschüssen, dass es einfach so viel Zeit am Tag in Anspruch nimmt, und ich bin ständig am Telefon. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich die Arbeit richtig machen kann. Ich hatte kaum genug Zeit, um das zu tun, was ich jetzt tue, und dann kommen noch der TGL-Start im nächsten Jahr und der Ryder Cup hinzu. Wenn man das alles zusammenzählt und dann noch unsere Verhandlungen mit dem PIF, die genau zur gleichen Zeit stattfinden, dann hat man nur so viele Stunden am Tag."
"Ich hatte einfach nicht das Gefühl, dass ich dem Amt des Kapitäns oder den Spielern des Teams USA gerecht werden würde, wenn ich der Kapitän wäre, mit all dem, was ich zu tun habe." An seiner Statt vertraue er darauf, dass Keegan Bradley dem Team ein guter Anführer sein wird.
"Auf diese Weise kann ich dem Spiel auf andere Weise etwas zurückgeben"
Einen großen Teil seiner Zeit nimmt die Arbeit für die Tour und die Verhandlungen mit dem PIF ein. Dass er einmal so in die administrative Geschäfte involviert sein würde, hätte Woods sich nie gedacht. "Es macht mir Spaß, weil ich der Tour und der nächsten Generation von Spielern helfen kann. Die Spieler, die jetzt nachrücken, haben einen Anteil an der Tour, und das gab es noch nie in der Geschichte einer großen Sportart. Auf diese Weise kann ich dem Spiel auf andere Weise etwas zurückgeben, als nur zu spielen." Auch, wenn er sich manchmal wünsche, lieber draußen auf dem Golfplatz zu sein, als in einer dreistündigen Unterausschusssitzung zu sitzen.
Der Einsatz scheint sich zu lohnen, denn mit der Richtung, in der sich die Verhandlungen entwickeln sei er auch glücklich, sagt Woods. "Ich kann Ihnen sagen, dass wir Fortschritte machen", sagt er weiter, auch wenn er nicht in Details gehen könne. "Es entwickelt sich jeden Tag weiter. Es gibt einen guten Austausch von Ideen und Gedanken, wie das Spiel in Zukunft aussehen könnte. Jetzt geht es nur noch darum, das alles rechtlich zu regeln. Natürlich haben wir auch das Justizministerium als Aufsichtsbehörde, die sich darum kümmert und sicherstellt, dass wir nichts Unzulässiges tun, aber wir müssen auch sicherstellen, dass alle Spieler und alle Beteiligten davon profitieren. Auch sie wollen Geld verdienen. Wir arbeiten jetzt nicht mehr nur für wohltätige Zwecke, sondern sind in ein gewinnorientiertes Modell eingestiegen. Wir müssen also Rendite erzielen."
"Werde so lange spielen, wie ich das Gefühl habe, dass ich das Turnier noch gewinnen kann"
Und neben PIF, PGA und TGL gibt es natürlich noch Tigers eigenes Golfspiel. Denn den praktischen Teil seiner Karriere zu beenden, danach steht Woods noch nicht der Sinn. Erst kürzlich rief Colin Montgomery ihn dazu auf, den Golfschläger an den Nagel zu hängen. "In Pinehurst schien er keinen einzigen Schlag zu genießen und man denkt: 'Was zum Teufel macht er da?' Er kommt nach Troon und wird auch dort keinen Spaß haben", prophezeite der 31-fache DP-World-Tour-Sieger, der eine ganz besondere Verbindung zu Troon hat in einem Interview mit der Times of London. "Es gibt für alle Sportler eine Zeit, sich zu verabschieden, aber es ist sehr schwierig, Tiger zu sagen, dass es Zeit ist zu gehen“, sagte er. „Offensichtlich glaubt er immer noch, dass er gewinnen kann. Wir sind eher realistisch.“
Woods bestätigt die Annahme zwar: "Ich werde so lange spielen, wie ich spielen kann und ich das Gefühl habe, dass ich das Turnier noch gewinnen kann", hat aber auch eine ganz konkrete Antwort an Montgomery: "Nun, als ehemaliger Champion bin ich bis zum Alter von 60 Jahren qualifiziert. Colin ist es nicht. Er ist kein ehemaliger Champion, also ist er nicht qualifiziert. Er hat also nicht die Möglichkeit, diese Entscheidung zu treffen. Ich schon." Woods wird seine Karriere zu seinen eigenen Bedingungen beenden und lässt sich das Ende weder von Colin Montgomery, noch von einem kaputten Rücken oder von einem Autounfall vorschreiben.