Als das älteste der vier Majorturniere im Golfsport genießt die Open Championship (oder auch British Open) einen ganz besonderen Ruf. Mythen und Legenden ranken sich um das Turnier. Und natürlich ist es für seinen Veranstalter auch sehr lukrativ. Die Royal and Ancient (R&A) ist nicht nur Regelhüterin, sondern auch Ausrichterin der drei Open Championships (Senioren, Damen und Herren). Dass die British Open der Herren die gewinnbringendste Veranstaltung der drei ist, ist selbsterklärend.
Im Royal Liverpool Golf Club werden bei der 151. Open Championship 260.000 Fans in der Turnierwoche erwartet. Das sind zwar 30.000 weniger als beim Rekord im Jubiläumsjahr 2022 in St. Andrews, doch trotzdem reichen diese Heerscharen an Zuschauerinnen und Zuschauern wieder mehr als aus, um viel Geld in die Kassen der R&A zu spülen. Und das, obwohl man auf eine extrem lukrative Vermarktungsmöglichkeiten ganz bewusst verzichtet.
Keine British Open - kein Umsatz
Wie groß die Fallhöhe ohne die Open Championships sind, zeigt ein Blick auf das Corona-Jahr 2020, als keine British Open stattfinden konnte. Damals machte die R&A lediglich 17 Millionen Dollar Umsatz. 2018 waren es 130 Millionen, was im vergangenen Jahr um 50 Prozent auf 197 Millionen gesteigert werden konnte, wie aus den Jahresberichten der Organisation hervorgeht. Dort wird nicht aufgeschlüsselt, womit diese Umsätze erzielt werden, doch einige Posten lassen sich nachvollziehen.
Am meisten Geld erlöst die R&A aus der TV-Vermarktung bzw. dem Verkauf der Übertragungsrechte. Bekannt ist, dass 2015 ein ab 2017 gültiger Vertrag mit NBC geschlossen wurde, der dem amerikanischen TV-Sender die Übertragung in den USA für 50 Millionen Dollar pro Jahr zusicherte. In Europa hält Sky die Übertragungsrechte. Dieser Vertrag läuft noch bis 2024. Wie viel die R&A daraus erlöst, ist allerdings nicht bekannt. Martin Slumbers, CEO der R&A, sagte am Mittwoch in Liverpool: "Wir schätzen, dass am kommenden Sonntag über 600 Millionen Menschen in aller Welt die Open Championship verfolgen [haben] werden."
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Zuschauer und Sponsoren stehen Reihe bei der British Open
Weder an Zuschauern noch an Sponsoren mangelt es der Open Championship. Dabei setzt die R&A auf wenige hochwertige Partner. Diese sind auf dem Turniergelände zwar sichtbar, treten aber eher unscheinbar und zurückhaltend auf. Im Vordergrund soll nur das Turnier stehen. Und so macht es auch Sinn, dass Slumbers auf die Frage, ob er die Namensrechte verkaufen würde, mit einem klaren "nein" antwortet. "Wir werden definitiv keinen Hauptsponsor suchen für die Open", bekräftigte er am Mittwoch im Royal Liverpool Golf Club. "Wir sprechen mit vielen Sponsoren, aber nicht über einen 'Presenting Sponsor'. Wir werden nicht von „The Open“ abrücken." Auch wenn sich "die Sportwelt in den letzten zwölf Monaten dramatisch verändert" habe, stehe es nicht zur Diskussion, den Namen zu ändern oder auch nur etwas hinzuzufügen.
Der amerikanische Journalist Jared Doerfler hat anlässlich der 151. Open einige Zahlen zusammengetragen und eine nachvollziehbare Rechnung zu den Ticketeinnahmen aufgestellt. Unter der Annahme, dass für die vier Turniertage rund 127.000 Vollzahler-Tickets verkauft würden (Kinder unter 16 haben freien Eintritt, Menschen unter 24 ermäßigten Eintritt), die im Durchschnitt 134 Dollar kosten, kämen allein damit 17 Millionen Dollar zusammen. Die ermäßigten Tickets spülen laut Doerfler weitere 2,38 Millionen Dollar in die Kassen der R&A. An den maximal 1.600 Hospitality-Tickets pro Tag, die zwischen 500 und 2.000 Pfund kosten, verdient man ebenfalls gut.
Auch wenn die British Open sich wirklich wie ein Turnier für Golffans und nicht eines für Kundinnen und Kunden eines Sponsors anfühlt, wird beim Merchandise kaum ein Unterschied zu anderen Events gemacht. Ein Programmheft kostet zwölf Pfund, im Open-Shop werden ebenso die Hände aufgehalten. 60 Pfund für ein Polo sind Standard, Jacken sind ab 120 Pfund erhältlich. Trotzdem ist der Shop ab spätestens Samstag mehr oder weniger leer gekauft. Und bei der R&A klingelt die Kasse.
Was passiert mit all dem Geld?
Nun ist Umsatz nicht gleich Gewinn und ohnehin ist es nicht Aufgabe der R&A, riesige Vermögenswerte anzuhäufen. Zudem sind da die rund 200 Angestellten in den Büros in St. Andrews, Honkong und Argentinien. "Ich finde die Wahrnehmung des Golfsports rund um die Welt wichtig. Die Konzentration auf Geld im Golf ist nicht gut", betont Slumbers. Man habe in den letzten zehn Jahren 200 Millionen Pfund in die Entwicklung des Golfsports investiert, "das Doppelte dessen, was wir im letzten Jahrzehnt verdient haben", so Slumbers. Und so soll es auch weitergehen. Das Geld geht natürlich auch in steigende Preisgelder, die nötig sind, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Doch der wichtigste Auftrag der R&A ist die Entwicklung des Golfsports auf der ganzen Welt. "Wir werden keine Kompromisse machen, wenn es um das Wachstum des Golfsport gehts", verspricht der R&A CEO. Man wolle "Plattformen bauen, um jedem auf der Welt die Möglichkeit zu geben, Golf spielen zu können." Mittlerweile spielten 100 Millionen Menschen rund um den Globus Golf. Zum ersten mal in der Geschichte seien die USA nicht mehr allein der größte Markt. Zwar gebe es dort nach wie vor die meisten Golferinnen und Golfer, doch der Rest der Welt habe sie mit mittlerweile 60 Millionen "überholt".