British Open

Open-Leader Billy Horschel: „Dafür habe ich mein ganzes Leben gearbeitet“

21. Jul. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Billy Horschel bei der British Open 2024. (Foto: Getty)

Billy Horschel bei der British Open 2024. (Foto: Getty)

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Wer hätte das gedacht: Zwei bisher eher als solide und unauffällig geltenden Golfprofessionals gehen als Spitzenduo in den Finalsonntag dieser 152. Open ChampionshipBilly Horschel, Nummer 62 der Welt, und Thriston Lawrence, der Weltranglisten-98. aus Südafrika. Horschel schaffte das sogar bei den unwirtlichen Nachmittagsbedingungen, als es wie aus Kübeln goss und der Regen die Links von Royal Troon noch mal unberechenbarer machte. Trotzdem gelang es dem 37-jährigen Horschel, der Witterung irgendwie zu trotzen und eine Zwei-unter-Par ins Clubhaus zu bringen; teilweise spielte er ohne Regenjacke und Pullover, allenfalls mit nach hinten gedrehter Kappe – als hätte er alle Unbilden einfach ausgeblendet. „Ich habe mein ganzes Leben lang dafür gearbeitet, in dieser Situation zu sein“, sagte der Mann aus Florida, der in bislang 42 Majorstarts 14 Mal den Cut verpasst und lediglich zwei Top-Ten-Plätze erreicht hat. Und sein bestes Ergebnis in neun Open-Teilnahmen, bei denen er es sechs Mal nicht ins Wochenende schaffte, ist der geteilte 21. Platz von St. Andrews 2021.

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Dabei bedeuten ihm die Majors so viel: „Es geht ums Vermächtnis. Man kann sein Vermächtnis im Golfsport einreichen, wenn man ein Major gewinnt. Ich hatte immer das Gefühl, dass mein Spiel dafür gut genug ist. Ich musste mir nur selbst aus dem Weg gehen und akzeptieren, dass man auch bei Majors nicht nur perfektes Golf spielen muss. Ich habe das sehr mühsam lernen müssen, aber ich hab’s begriffen.“ Sollte es heute funktionieren, würde Horschel besiegeln, dass erstmals seit 1982 wieder alle Majors eines Jahres an Profis aus den USA gehen. Damals waren es Tom Watson (US Open, Open Championship), Craig Stadler (Masters) und Raymond Floyd (PGA Championship), heuer sind es bislang Scottie Scheffler (Masters), Xander Schauffele (PGA Championship) und Bryson DeChambeau (US Open) …

 

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Rose auf der Fährte von Nick Faldo

Bedeutungsschwer: Dieser Finaltag der 152. Open Championship könnte historisch enden. Für die US-Golfer, das wurde schon beschrieben. Aber auch für England. Denn Justin Rose könnte sich zum ersten Champion Golfer of the Year im Zeichen des Union Jack seit 32 Jahren machen. 1992 gewann Sir Nick Faldo in Muirfield den letzten seiner insgesamt drei Claret Jugs. Der 43-jährige Rose, US-Open-Champion von Merion 2013 und Goldmedaillengewinner beim olympischen Comeback des Golfsports 2016, spielte am Samstag bei schrecklich nassen Bedingungen in Ayrshire – die er freilich, nicht ohne Ironie, „auf sadistische Weise vergnüglich“ fand – eine 73er-Runde mit Zwei über Par und lag damit einen Schlag hinter dem Führenden Billy Horschel.

Heute geht er in der drittletzten Gruppe ins Finale. „Ich habe eine großartige Gelegenheit, meinen Traum zu leben, und ich habe nichts zu verlieren“, sagte Rose und äußert sich ähnlich wie Horschel. „Dieser Sonntag wird einer der Tage, für die ich hart gearbeitet habe und von denen ich immer wusste, dass sie noch mal kommen werden.“

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Scheffler: „Härteste neun Loch meiner bisherigen Karriere“

Eindeutig: Scottie Scheffler sprach aus, was gestern nach dem Moving Day wohl alle verbliebenen Open-Teilnehmer dachten – außer Justin Rose, siehe oben. „Ich denke, das waren die härtesten neun Löcher, die ich jemals gespielt habe“, sagte der Weltranglistenerste und schränkte etwas ein: „Vielleicht nicht jemals. Ich weiß ja nicht, was die Open der nächsten Jahre noch für uns bereithalten. Aber es waren definitiv die härtesten, die ich bislang in meiner Karriere gespielt habe.“

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Dafür schlug sich der zweifache Masters-Champion mit einer Even-Par-Runde mehr als wacker und traf 13 von 14 Fairways. Bloß der Putter ließ ihn einmal mehr im Stich und konnte selbst aus kurzen Distanzen kein Kapital schlagen. Wenn er das heute in den Griff bekommt, ist das dritte Major sehr wohl möglich.

Lowry rechnet sich für heute noch was aus

Widerspruch: Gestern haben wir Shane Lowry noch als perfekten Front Runner für diese 152. Open Championship beschworen, aber dann wurde der 37-jährige Ire das prominenteste und auch deutlichste Opfer des verregneten Samstags. Lowry ging mit Sieben und Par und zwei Schlägen Vorsprung in den Moving Day und kam nach 77 Schlägen (+6) als Neunter bei -1 ins Clubhaus. „Natürlich bin ich jetzt sehr enttäuscht“, sagte Lowry nach seiner Runde. „Das Doppelbogey auf Loch acht war für mich wirklich der Killer. Und insgesamt war es eine Schinderei, die keinen Spaß gemacht hat.“ Für den Champion Golfer of the Year von Portrush 2019 hatte seine Runde was Ungerechtes: „Ich dachte eigentlich, dass ich richtig gutes Golf gespielt habe. Ich habe das erste Fairway verfehlt und dann bis zur 16 keins mehr. Aber die Putts sind halt nicht gefallen.“ Stimmt, gut ein halbes Dutzend Mal fehlten maximal anderthalb Ballumdrehungen bis zum erlösenden Klappern im Cup. Aber: „Ich habe am Finaltag einen Job zu erledigen und kann das Turnier immer noch gewinnen.“

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Warum ist Golf im Regen so schwierig?

Aus dem Lehrbuch: Umgedrehte Kappen, immer wieder der Griff an die Schlagfläche, fast verzweifeltes Trockenreiben der Schlägergriffe – jeder Golfer weiß, dass es schwierig ist, im Regen zu spielen. Aber warum genau? „Golf Digest“ hat dankenswerterweise nach dem nassen Moving Day von Royal Troon vier Punkte aufgelistet:
Wackelbälle: Wenn Bälle und Schlagfläche nass sind,  verlieren Dimples und Grooves an Wirkung, der Ball eiert im Flug.
Rutschige Bälle: Die Wechselwirkung von nassem Ball und nasser Schlagfläche führt zu weniger Backspin. sodass der Ball auf dem Grün unkontrollierbar nach vorne schlittert – erst recht, wenn das Gras ebenfalls nass ist.
Verdrehte Schlagfläche bei Schlägen aus dem Rough: Wenn das längere Gras klatschnass ist, sind die Halme schwerer, und das wirkt sich aufs Durchschwingen des Schlägers aus – zumal, wenn Hände und Griff ebenfalls nass sind.
Verkürzter Ballflug: Durch die Regentropfen in der Luft wird der Ball im Flug gebremst und die Distanz reduziert sich. Es ist wie Fahren mit angezogener Handbremse.

 

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„Bob Mac“ kann rechts wie links

Routineangelegenheit: Lokalmatador Robert MacIntyre hat gestern für jede Menge Aufsehen gesorgt, als der Linkshänder seinen Ball vom linken Bunkerrand per rechtshändigem Schlag und mit der Spitze des Eisens ziemlich perfekt Richtung Grün schoss. Da im Internet ja bekanntlich nichts verloren geht, tauchte im Nachgang allerdings sehr schnell dieses Video auf, das zeigt, wie der 27-jährige Schotte genau das übt. Oder anders: „Bob Mac“ kann rechts wie links.

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Max Homa und seine Version von „Der Schrei“

Es wird künstlerisch: Hätte Edvard Munch sein berühmtes Bildnis „Der Schrei“ nicht bereits vor weit über 100 Jahren angefertigt – Max Homa hätte dafür Modell stehen können. Während es dem norwegischen Maler freilich um Angst geht, schrie Homa Befreiung und Freude heraus.

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„Ich hatte eine außerkörperliche Erfahrung. Es fühlte sich einfach richtig gut an. Ich habe mich gefühlt, als hätte ich den ganzen Tag gekämpft“, bekannte der Amerikaner noch am Freitagabend. "Ich hatte nicht wirklich erwartet, dass ich schreien würde, als hätte ich ein Golfturnier gewonnen.“ Immerhin jedoch hatte er es auf dem letzten Grün mit einem langen Putt zum Birdie doch noch ins Wochenende der Open Championship schafft – da darf einer schon mal aus sich herausgehen. Gestern hätte Homa angesichts der Regenschlacht von Royal Troon wahrscheinlich aber doch eher im Munch’schen Sinne schreien können …

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Eine Szene, symptomatisch für McIlroys Open

Fundstück: Viele haben es wahrscheinlich im Fernsehen gesehen, als Rory McIlroy am Freitag selbst das Jonglieren mit dem Schläger verpatzte, und sich der Nordire den Griff ins Gesicht schlug, während ihm das Eisen aus der Hand rutschte. Es war eine symptomatische Szene für den Aufritt des 35-Jährigen, der seit zehn Jahren dem fünften Major hinterherläuft und für den bei dieser 152. Open Championship offensichtlich rein gar nichts klappte:

Arthur Havers und der Sieg über Walter Hagen vor 101 Jahren

Zum Schluss: … das historische Foto. Heute vor 101 Jahren und gut einem Monat gewann Arthur Havers bei der 58. Open in Royal Troon sein erstes und einziges Major. Der englische Professional lochte auf dem 72. Grün aus dem Bunker ein und ließ damit den amerikanischen Titelverteidiger Walter Hagen (im Bild) um einen Schlag hinter sich. Wenn das kein gutes Omen für Justin Rose und Daniel Brown ist.

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