Marco Kaussler ist schon lange Turnierdirektor bei der BMW International Open, doch die 35. Ausgabe ist auch für ihn eine besondere. Bernhard Langer startet nach über 500 Teilnahmen auf der DP World Tour ein letztes Mal auf dem europäischen Circuit. Dem 67-Jährigen misst Kaussler nicht nur eine hohe Bedeutung für das Turnier im Golfclub München-Eichenried bei, sondern für die gesamte Entwicklung des Golfsports in Deutschland.
Turnierdirektor der BMW International Open im Interview
Golf Post: Bernhard Langer feiert bei der BMW International Open dieses Jahr seinen Abschied von der DP World Tour. Welche Bedeutung hat er für das Turnier und auch über das Turnier hinaus?
Marco Kaussler: Bernhard Langer ist jetzt 51 Jahre Golf-Professional, hat 512 Turniere auf der European Tour absolviert, 42 davon gewonnen, unendlich viele Top-Tens, zwei Majors gewonnen und hat den Golfsport geprägt in Deutschland und das von Anfang an. Ich glaube jeder, der heute aktiv Golf spielt, kennt ihn, egal wie alt oder wie jung.
Er ist ein permanentes, stetiges Vorbild für Athleten. Vielleicht der erfolgreichste Athlet, den Deutschland je hatte mit so vielen Erfolgen über so einen Zeitraum. Wir freuen uns, dass er hier ist, dass er sich bereit erklärt hat, Abschied zu feiern. Das war gar nicht so einfach, ihn so weit zu bekommen.
Golf Post: Wie kam das denn zustande?
Marco Kaussler: Wer Bernhard Langer kennt, weiß, dass er Golf spielt, um zu gewinnen, um erfolgreich zu sein. Turniere und Titel weiter zu festigen und mit dem Wort Abschied oder Abschiedsturnier würde er sich niemals auseinandersetze. Ein Turnier auf der DP World Tour passt einfach überhaupt nicht in seine Planung.
Das wäre ein schönes Turnier, das er sicherlich auch gewinnen möchte. Man muss auch wissen, es ist das einzige Profiturnier in Deutschland, das er noch nicht gewinnen konnte. Er ist fünfmal Zweiter geworden und hat zweimal im Stechen verloren. Ich glaube, zweimal war auch Thomas Bjorn derjenige, der ihm den Pokal dann letztlich entrissen hat. Eigentlich spielt er auf der Champions Tour und dort ist Major-Zeit momentan. Dann mit 67 mal schnell zurück nach Europa ist, mit der Senior British Open, die danach kommt, nicht so einfach und passt halt gar nicht in sein Mindset. Das war keine leichte Entscheidung. Es brauchte einen guten Einstieg und dann ein bisschen Zeit, bis er dann letztlich auch für sich entschieden hat, dass das vielleicht das Richtige ist.
Golf Post: Was hat ihn letztendlich überzeugt?
Marco Kaussler: Ich glaube, in dem Bezug seine Denkweise nicht zu ändern, aber vielleicht für ein Mal anders damit umzugehen. Bestimmt auch die Meinung von vielen anderen. Einen Bernhard Langer wird es so schnell nicht wieder geben und da gibt es nur einen und dem kann man nur sagen, 'da braucht es eine richtige Verabschiedung und das wäre schade wenn es das nicht gibt'.
Man tut sich natürlich schwer, zu formulieren, dass es irgendwann vielleicht auch nicht mehr geht oder er nicht mehr will oder es sportlich nicht das richtig wäre, das zu tun. Der Prozess hat mehrere Monate gedauert. Er hat sich Bedenkzeit erbeten, die wir ihm natürlich gewährt haben und in der er bestimmt auch mit vielen Menschen, die ihn umgeben, dazu gesprochen hat.
"Wenn Herr Langer nicht mitspielt, dann machen wir keine TV-Übertragung"
Golf Post: Welche Bedeutung hat Bernhard Langer speziell für die BMW International Open?
Marco Kaussler: Um zurückzusehen, Bernhard hat in den 70er Jahren bereits Profigolf gespielt. Die erste BMW International Open war 1989, er hat mitgespielt und ich würde sagen, mindestens die ersten zehn Jahre, wenn Bernhard nicht mitgespielt hätte, hätte das Turnier auch im TV nicht stattgefunden. Die Golfbegeisterung war so gering, dass die übertragenen Sendeanstalten gesagt haben, 'also wenn Herr Langer nicht mitspielt, dann machen wir keine TV-Übertragung.' Das war einfach so.
Und seine großen Siege dann 1985 und 1993, das hat eine Begeisterung und einen Boom in diesem Land ausgelöst, den hat keiner vorhergesehen und das war explosionsartig. Er hatte seinen Lebensmittelpunkt in Amerika, aber ist halt auch noch jemand, der auf der ganzen Welt gespielt hat, der sich nicht scheut in den Flieger zu steigen und vor Heimatpublikum zu spielen und sich und dem Sport immer treu geblieben ist. Das ist einfach bewundernswert. Ich kenne niemanden, der ihn als Person und auch als erfolgreichen Golfspieler nicht über alle Maßen schätzt.
Golf Post: Neben Langer sind auch Martin Kaymer und Patrick Reed am Start. Die werden auch toll aufgenommen von den Fans. Es sieht so aus als hätte sich das Thema LIV contra European Tour wieder ein bisschen beruhigt und die Beziehungen normalisiert.
Marco Kaussler: Ich glaube, für die Fans sind diese politischen Themen irgendwann auch nicht mehr so interessant. Es gibt Veränderungen. Seit Covid gibt es überall auf der Welt ganz viele Dinge, die niemand erwartet hätte - in diesem Sport auch nicht. LIV ist keine Sache, die gekommen ist und wieder verschwindet sondern es wird bleiben. Sich mit der Vergangenheit zu stark auseinanderzusetzen, hilft uns im Sport nicht weiter. Die Spieler haben sicherlich untereinander ihre Differenzen gehabt und jetzt auch einen Zeitpunkt erreicht, wo man akzeptiert, wie die Lage ist.
Die Verhandlungen auf allen Ebenen zeigen ja auch, dass es in eine gemeinsame Richtung geht. Die Menschen haben sich nicht geändert. Es ist einfach schön, tolle Golfer hier bei dieser Veranstaltung zu sehen.
Martin Kaymer und Patrick Reed bei der BMW International Open
Golf Post: Müsst ihr als Veranstalter oder als Turnierdirektor die Tour davon überzeugen dass Martin, Patrick und andere LIV-Spieler hier spielen können?
Marco Kaussler: Nein. Letztlich legt die Tour ja fest, wer teilnahmeberechtigt ist. Und da haben wir keinen Einfluss drauf und würden wir auch nie nehmen. Wenn es Kriterien gibt, dass Spieler teilnehmen dürfen, dann freuen wir uns, wenn die besten Spieler davon auch Gebrauch machen.
Golf Post: Neben den genannten Namen sind natürlich auch wieder viele junge deutsche Spieler hier am Start. Wie trägt die BMW International Open dazu bei, diese Spieler zu entwickeln und auch Golf-Deutschland zu entwickeln?
Marco Kaussler: Ich glaube, vor Heimpublikum zu spielen, ist immer etwas Besonderes für jeden Spieler, egal wo auf der Welt. Und wenn es dann große Turniere gibt, die auch eine gewisse Historie haben, dann muss man einfach sagen, nehmen sie gerne daran teil und würden natürlich auch liebend gerne gewinnen. Ich werde immer mal wieder gefragt, was ein Highlight war für mich. Wie soll ich sagen?
Bei der BMW International Open und da gab es den Sieg von Martin Kaymer 2008. Das wird man nie vergessen. Wer die Gesamtgeschichte kennt mit den persönlichen Hintergründen, wo Martin nicht mehr in der Lage war, eine Proberunde zu spielen, vorher zu seiner Familie gereist ist und wieder zurückkam... Und dann mit Bernhard Langer die ersten zwei Runden gespielt hat, sechs Schläge vor der Finalrunde in Führung lag und dann nach elf Löchern nicht mehr. Dann trotzdem zu gewinnen im Stechen war einfach etwas Besonderes. Das sehen auch jüngere Spieler und das möchten die auch erleben. Golf ist ein schwerer Sport und im Heimatland zu siegen bei einem großen Turnier ist der Wunsch eines jeden Spielers.
Golf Post: Wir erleben derzeit die 35. Ausgabe. Was sind die Zukunftsthemen für die BMW International Open?
Ich glaube, es ist BMW gelungen, über eine sehr lange Zeit immer ein sehr attraktives Turnier zu gestalten. Wir versuchen, sehr flexibel zu sein, neu zu denken, kreativ zu sein, aber trotzdem den Sport und die Werte, die der Sport vermittelt, beizubehalten. Das wird uns auch weiterhin gelingen. Es ist toll, den Zuspruch auch von anderen Touren zu bekommen. Ich kann mir einfach einen guten Mix auch für die nächsten Jahre vorstellen. Golf wird nicht kleiner, eher größer. Ich freue mich auf noch viele Jahre mit der BMW International Open.