Was macht einen guten Golfschlag aus? Mit dieser Frage hat sich Lou Stagner, der Chef-Statistiker von Arccos Golf, beschäftigt. In einem Interview mit Golf Post berichtete Stagner, dass viele Golferinnen und Golfer damit zu kämpfen hätten, gute Schläge zu erkennen. Doch dieses Verständnis sei einer der Schlüssel zu einer effektiven Spielstrategie und einem erfolgreichen Erwartungsmanagement. Arccos Golf stehen die Daten von knapp einer Milliarde Golfschläge zur Verfügung, anhand derer Stagner die Antwort zur Frage nach einem guten Golfschlag gefunden hat.
Zahlen verstehen - Erwartungshaltung senken
Um gute Golfschläge zu erkennen, ist es für den Chef-Statistiker unerlässlich, dass Amateurspielerinnen und Amateurspieler die konkreten Zahlen verstehen, die ihre Leistung definieren. Die Statistiken von Arccos zeigen dabei, dass viele Golfschläge die man als mittelmäßig oder schlecht eingeschätzt hat, in Wirklichkeit gut waren. Um dieses "gut" zu definieren, nutzt Stagner die "Strokes Gained" Statistik, die weiter unten genau erklärt wird. Grundlegend erfasst Strokes Gained, wie gut ein Golfer im Vergleich zu anderen Spielern auf dem gleichen Niveau bei bestimmten Aspekten des Spiels abschneidet. Ein Golfschlag ist gut, ab einem "Strokes Gained" Wert von 0,0 oder besser. In mehreren Tabellen zeigt Stagner, wie nah man den Ball aus verschiedenen Entfernungen an die Fahne schlagen muss, um einen Wert von 0,0 zu erreichen.
Liegt man etwa 90 Metern von der Fahne entfernt auf dem Fairway, hat man das Ziel auf das Grün zu spielen. Schafft man das nicht, ist der Ärger schnell groß. Stagners Analysen zeichnen allerdings ein ganz anderes Bild von einem guten Golfschlag. Ein Spieler mit einem Handicap von 20 muss aus 90 Metern lange nicht aufs Grün spielen um den Schlag als "gut" bezeichnen zu dürfen. Landet der Ball etwa fünf Meter vom Loch entfernt im Rough, verliert man keine Schläge im Vergleich zum Durchschnitt und hat dementsprechend einen guten Schlag gespielt. Ein Schlag aufs Fairway ist sogar noch ein guter Schlag bis zu einer Entfernung von bis zu elf Metern und diejenigen, die das Grün treffen, haben bis zu dem Radius von 23 Metern um die Fahne einen guten Schlag gespielt. Selbst Spieler mit einem einstelligen Handicap (5) müssen aus 90 Metern nicht aufs Grün spielen, um einen guten Schlag gespielt zu haben. Hier reicht noch ein Schlag aufs Fairway, der bis zu fünf Meter vom Loch entfernt ist.
Je größer die Entfernungen beim Schlag werden, desto größer wird natürlich auch der Radius in dem der Ball landen darf, um noch als "gut" zu gelten. So können Spieler mit einem Handicap von 15 aus 160 auch einen Grünbunker treffen und den Schlag trotzdem noch als "gut" verbuchen. Landen sie im Rough, dürfen sie 20 Meter vom Loch entfernt liegen bleiben und bei einer Landung im Fairway sich sogar noch 26 Meter übrig lassen, um als gut zu gelten.
Die folgenden Tabellen zeigen die Daten bei Schlägen aus dem Rough bei dem die Radien für gute Schläge nochmals deutlich größer sind.
Was ist die "Strokes Gained" Statistik?
Die "Strokes Gained" Statistik im Golf ist eine fortschrittliche Methode, um die Leistung eines Golfspielers auf dem Platz zu messen. Entwickelt von dem Statistiker Mark Broadie, bietet diese Metrik eine detailliertere Einsicht in die Stärken und Schwächen eines Spielers im Vergleich zu traditionellen Statistiken. Grundlegend erfasst Strokes Gained, wie gut ein Golfer im Vergleich zu anderen Spielern auf dem gleichen Niveau bei bestimmten Aspekten des Spiels abschneidet. Es gibt verschiedene Kategorien von Strokes Gained, darunter:
- Strokes Gained: Off the Tee (Vorteil vom Abschlag): Dies misst, wie effektiv ein Spieler mit seinen Abschlägen ist im Vergleich zu anderen Spielern. Es berücksichtigt, wie weit und genau die Abschläge sind und ob sie den Spieler in eine bessere Position bringen.
- Strokes Gained: Approach (Vorteil im Annäherungsschlag): Hier wird bewertet, wie gut ein Spieler mit seinen Annäherungsschlägen auf das Grün liegt im Vergleich zu anderen. Es berücksichtigt die Genauigkeit, die Nähe zum Loch und andere Faktoren.
- Strokes Gained: Around the Green (Vorteil rund um das Grün): Dies misst die Fähigkeit eines Spielers, den Ball aus Situationen rund um das Grün zu spielen, wie zum Beispiel Chips, Pitchs und Bunker-Schläge. Es zeigt, wie gut ein Spieler im Vergleich zu anderen aus diesen schwierigen Situationen herauskommt.
- Strokes Gained: Putting (Vorteil beim Putten): Hier wird die Fähigkeit eines Spielers bewertet, Putts erfolgreich zu machen im Vergleich zu anderen auf ähnlichen Distanzen und Bedingungen.
Jede dieser Kategorien wird in "Strokes Gained" gemessen, was bedeutet, dass ein positiver Wert darauf hinweist, dass der Spieler besser abschneidet als der Durchschnitt, während ein negativer Wert darauf hinweist, dass der Spieler im Vergleich schlechter abschneidet.