Bloomberg war und ist allen Medien um Längen voraus – wenn die News stimmt, die der New Yorker Nachrichtensender dieser Tage verbreitet hat. Denn demnach sind die Verhandlungsfronten zwischen der PGA Tour und dem saudi-arabischen Investmentfonds PIF weitgehend geklärt, der bereits Eigner des Konkurrenzcircuits LIV Golf League ist. Ein finanzielles Engagement auch im US-gesteuerten Herren-Profigolf soll kurz vor der Unterschriftreife sein.
Zweiter Prestigeerfolge nach Zuteilung der Fußball-WM
Wenn das stimmt, wäre es nach der Zuteilung der Fußball-WM 2034 durch den gefälligen FIFA-Chef Gianni Infantino der zweite Prestigeerfolg binnen weniger Tage für den Kronprinzen Mohammed bin Salman, die Reputation seiner umstrittenen Monarchie am Persischen Golf zu polieren und sie als Big Player des globalen Sports zu positionieren. Money makes the world go round.
Laut Bloomberg steigt der PIF mit 750 Millionen und einer Partizipation von sechs Prozent bei PGA Tour Enterprises ein, jenem profitorientierten neuen Unternehmen, in das die eigentlich gemeinnützige PGA Tour alle kommerzialisierbaren Werte wie TV- und Lizenzrechte, um das Tafelsilber der Tour vor dem längst misstrauischen US-Justizministeriums und den gefrässigen Steuerbehörden in Sicherheit zu bringen.
Was lange währt, wird endlich ein Deal
Was lange währt, wird endlich ein Deal: Seit der überraschenden Verkündung des Rahmenabkommens durch PGA-Tour-„Commish“ Jay Monahan und Bin Salmans Wirtschafstwesir Yasir Al-Rumayyan im Juni 2023 vor laufenden TV-Kameras basteln beide Parteien an den Parametern einer Partnerschaft, verschlissen dabei Paladine wie Rory McIlroy, den einstigen Wortführer des Widerstands, der sich mit Verlassen des Policy Boards der PGA Tour vom Saulus zum Paulus wandelte, oder Verhandlungsführer wie Jimmy „Dealmaker“ Dunne – und nicht zuletzt die Geduld der Fans.
Minderheitsinvestor – mit steigender Bedeutung
Irgendwann sickerte zwischen all den Phrasendreschereien durch, das bis zum Ende des Jahres eine Entscheidung fallen könnte. Die scheint nun da zu sein; Bloomberg nennt es „sehr fortgeschrittene Gespräche“: Der PIF wird wohl Minderheitsinvestor in dem von PGA Tour und Strategic Sports Group (SSG) dominierten Konstrukt, für dessen Startkapital das Konsortium der US-Sportunternehmer insgesamt drei Milliarden Dollar einschießt.
Vorläufig. Man darf getrost davon ausgehen, dass der saudische Anteil steigen wird, je näher sich die Spielerverträge der künftig vom amerikanischen Sport- und Entertainmentmanager Scott O’Neil geleiteten LIV-Liga dem Verfallsdatum nähern. Der Letzte dürfte Jon Rahms bis 2026 laufender Kontrakt sein.
Gesichtswahrende Konstellation für behördliche Genehmigung
Fürs Erste wäre allerdings eine gesichtswahrende Konstellation hergestellt, die allen Vorbehalten seitens demokratischer US-Politiker gerecht wird, die sich über den Einfluss „eines brutalen, repressiven Regimes auf eine geschätzte amerikanische Institution“ mokiert hatten.
Die behördlichen Genehmigungen für ein Auslandsinvestment in die PGA Tour Enterprises stehen noch aus. Aber die Machtverhältnisse in den USA ändern sich ohnehin spätestens am 20. Januar 2025. Dann thront Donald Trump wieder im Weißen Haus, der früher schon nach der Pfeife der Saudis getanzt ist, und die Republikaner haben die Mehrheit in beiden Kongresskammern. Bereits bei den Sitzungen des vom unerbittlichen Demokraten Richard Blumenthal geleiteten Senats-Untersuchungsausschusses hielten sich die Vertreter der Grand Old Party mit Kritik und Bissigkeiten auffällig zurück.
Gespräche zwischen PIF und DP World Tour nicht tangiert
Übrigens: Die ebenfalls von Bloomberg unlängst kolportierten Verhandlungen zwischen dem PIF und der DP World Tour über ein separates Engagement der Saudis sollen von der sich anbahnenden Einigung nicht tangiert sein.
Vor diesem Hintergrund hat The Showdown am kommenden Dienstag irgendwie was von einem Festakt der neuen Freundschaft. Auf den Fairways von Shadow Creek wird mit dem Duell zwischen Scottie Scheffler und McIlroy als PGA-Tour-Recken hüben sowie den LIV’lern Bryson DeChambeau und Brooks Koepka drüben die einstige Feindschaft auch sportlich begraben.
Die Zeichen stehen auf Wiedervereinigung
„Wir versuchen, die besten Spieler der Welt wieder zusammenzubringen – notfalls außerhalb des jeweiligen Tourbetriebs –, und je mehr Gelegenheiten wir dazu bekommen, desto besser“, hatte McIlroy im Vorfeld zu Protokoll gegeben, der bekanntermaßen Mitglied im Sonderkomitee der PGA Tour für die Verhandlungen mit dem PIF ist. Es habe zwar eine Weile gedauert, von den Verantwortlichen die entsprechenden Genehmigungen zu bekommen, „aber irgendwann haben sie erkannt, dass dieses Event eine gute Sache sein könnte“. Die Zeichen stehen auf Wiedervereinigung.