„Mögen Sie es, zu spielen? Sonst zeige ich Ihnen, wie‘s geht“, fragt Andy Garcia im dritten Teil des Mafia-Epos „Der Pate“. Und: „Sehe ich aus wie ein Typ, der verliert?“ Garcia brillierte 1990 als spätadoptierter smart-rabiater Vincent Santino Corleone und bezog sich eigentlich aufs Zocken in den Casinos von Atlantic City. Gleichermaßen indes könnte die Golfleidenschaft des US-Schauspielers, Regisseurs und Produzenten gemeint sein, der zu Hollywoods Top-Garde gehört, seit er 1987 als junger Cop in „Die Unbestechlichen“ an der Seite von Kevin Costner und Sean Connery dem berüchtigten Al Capone, verkörpert von Robert De Niro, das Handwerk legt.
Pebble Beach Pro-Am und Dunhill Links Championship
Garcia war der aufopferungsvoll liebende Ehemann von Meg Ryan in „When a Man Loves a Woman", der geschniegelt-infame Casino-Chef Terry Benedict in der „Ocean‘s“-Trilogie mit Julia Roberts, George Clooney und Brad Pitt oder der schmalzige mexikanische Hotelmanager Fernando Cienfuegos im Musicalfilm „Mamma Mia! Here We Go Again“ mit ABBA-Songs, um nur einige wenige Beispiele aus seiner ellenlangen Filmographie zu nennen.
Aber ebenso gehört der gebürtige Kubaner mit Handicap 7, der in dieser Woche seinen 65. Geburtstag feiert (12. April), zum etatmäßigen Ensemble von Golfturnieren mit VIP-Besetzung, dem Pebble Beach Pro-Am auf der Halbinsel Monterey etwa oder der Dunhill Links Championship in Kingsbarns, Carnoustie und über den Old Course in St. Andrews.
Team-Sieger 1997 mit 43 unter Par
So gesehen hat der Team-Triumph von 1997 an Kaliforniens Küste bei Garcia fast so viel Bedeutung wie die Oscar-Nominierung für seine Rolle als „Paten-Sohn“. Mit 43 unter Par gewannen Profi Paul Stankowski und er, damals trat der Amateur noch mit einem 18er-Handicap an und wurde nach Maulereien der Mitbewerber von den Turnierleitung auf Spielvorgabe 10 „eingenordet“. Dem Vater von vier Kindern, der seit seinen Dunhill-Auftritten eine intensive Freundschaft mit Spielpartner Pablo Larrazabal pflegt, ist solche Zahlenfixiertheit egal.
Autodidakt ohne jedwede Trainerstunde
„Golf ist ein wunderbares Spiel. Es kann dich ebenso intensiv vereinnahmen wie die Schauspielerei“, sagt Garcia, ein golferischer Autodidakt, seit er als zwölfjähriger Bub in Miami Beach mit irgendwelchen Schlägern nach den ersten Bällen schlug. Damals wurden in Florida die „Arnie‘s Army Days“ veranstaltet, eine Art Golferlebnistag für die Fans von Arnold „The King“ Palmer, also für jedermann.
„The Untouchables“ mit Connery und Costner
Davon inspiriert, jagten Garcia, mit bürgerlichem Namen Andrés Arturo García Menéndez, und seine Kumpels in den Parks den Kugeln hinterher, steckten sich Kurse ab, nutzten sandige Stellen als Bunker und scorten ums Taschengeld. Anfang der 1970er-Jahre dann frönten sie ihrem Spieltrieb bei frühmorgendlichen Ausflügen auf den öffentlichen Platz von Bayshore, wo man die Rabauken gewähren ließ, weil eh die Sprinkler noch liefen.
Später gab‘s „andere Ablenkungen“ (Garcia) für den Sohn einer Englisch-Lehrerin und eines Anwalts und Avocado-Farmers, der im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern und den zwei Geschwistern von Havanna nach Florida abgewandert war, wo die Garcias in der Folge ein millionenschweres Parfüm-Unternehmen aufbauten. Erst 1985 kam er wieder zum Golf, als ihn Schauspielkollege Richard Bradford während der Dreharbeiten zu „The Untouchables“ – mit Connery und Costner waren ja zwei weitere weltbekannte Golf-Aficionados am Set – auf den Platz schleppte.
Golf mit Jack Nicholson und Joe Pesci
„Ab dieser Zeit habe ich regelmäßig gespielt und vor allem trainiert“, erzählte Garcia mal dem Magazin „Today‘s Golfer“: „Und da ich noch nie eine Trainerstunde hatte, bin ich wohl oder übel zum reinen Gefühlsspieler geworden.“ Je näher er dem Loch komme, „desto besser werde ich“, schmunzelt der charismatische, vielseitige Mime mit Vorliebe für Baskenmützen oder Pork-Pie-Hüte als Golf-Kopfbedeckung: „Ich schlage sicherlich keine sonderlich weiten Bälle, aber mein kurzes Spiel ist sehr konstant.“
Heimatclub im „Traumfabrik“-Dreieck
Sein Heimatclub ist Lakeside in Los Angeles. Der 1924 eröffnete Platz, vom genialen Architekten Dr. Alister MacKenzie damals als „einer der besten auf der Welt“ bezeichnet, liegt sinnigerweise im Dreieck der „Traumfabrik“-Filmstudios Burbank, Universal und Warner Bros. Bing Crosby, Bob Hope oder Frank Sinatra marschierten bereits über Lakesides Fairways; und Garcia hat dort mit Joe Pesci („Ein toller Spieler“) und Jack Nicholson („Ich liebe es, mit ihm im Flight zu sein, denn er puttet großartig“) schon mal das Wohltätigkeitsturnier von Michael Douglas gewonnen.
„Sollte ich mal einen Schläger werfen, höre ich sofort auf“
Grundsätzlich indes geht‘s Garcia beim Golf „um die Betätigung an der frischen Luft, ein paar gute Schläge, die Gemeinschaft im Flight, die persönliche Herausforderung“: „Ich akzeptiere meine Schwächen und bin stolz auf meine Stärken“, sagt er. „Und sollte ich jemals aus Ärger einen Schläger in die Gegend feuern, werde ich an diesem Tag umgehend das Golfspielen aufgeben.“