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PGA Tour

„AmEx“ und „Farmers“ entlarven Designated Events als puren Dotierungs-Exzess

25. Jan. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

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Irgendwas passt da nicht zusammen: Die Farmers Insurance Open ist kein Designated Event und „bloß“ mit insgesamt 8,7 Millionen Dollar dotiert. Trotzdem sind in Torrey Pines jede Menge Elite-Golfer am Start: Jon Rahm, Collin Morikawa, Justin Thomas, Hideki Matsuyama, Max Homa, Will Zalatoris und Tony Finau . Dazu Titelverteidiger Luke List, der vergangenes Jahr den 207. Start auf der PGA Tour in einem dramatischen Play-off gegen Zalatoris mit dem ersten Titelgewinn seiner Karriere krönte.

Feldstärke der Turniere ist bemerkenswert

Finde den Fehler. Natürlich ist das ironisch gemeint. Am Turnier in La Jolla ist nichts falsch. Ganz im Gegenteil. Toll, wenn die Stars sich ein Stelldichein geben. Wie schon beim The American Express in der Vorwoche. Die Feldstärke beider Turniere ist bemerkenswert: Bis auf Rory McIlroy, der sein Golfjahr in Dubai beginnt, und Jordan Spieth war bzw. ist jeder dabei, der auf der Tour Rang und Namen hat.

Gipfeltreffen des spielenden Personals

Dabei hatte doch alle Welt ein Kastensystem der Turniere befürchtet, als Ponte Vedra Beach auf Druck von Tiger Woods und McIlroy besagte Elevated, später Designated Events einführte und diese Gipfeltreffen des spielenden Personals mit Preisgeldern von durchschnittlich 20 Millionen Dollar “ unterfütterte. Im Gegenzug sicherten Tiger und „Rors“ die Präsenz der Top-20 zu, die sie bei diversen Meetings auf die neue Linie eingeschworen hatten. Um Handhabe zu behalten, verknüpfte die PGA Tour die Teilhabe am 100 Millionen Dollar schweren Player Impact Program mit den Designated Events, allenfalls eins davon darf ausgelassen werden.

PGA Tour als Zweiklassengesellschaft?

Samt Majors und den FedExCup-Playoffs ergibt sich so ein Kalender von 19 Veranstaltungen. Da bleibt wenig Spiel-Raum für sonstige Auftritte. Trotz der geplanten Rotation eines Quartetts von Turnieren sorgte das für Aufruhr und Wut im Veranstalterzirkel. Selbst „Der Goldene Bär“ Jack Nicklaus, der mit seinem Memorial zu den permanent gesetzten Traditionsturnieren gehört, meldete darob Zweifel an: „Die PGA Tour wird zu einer Zweiklassengesellschaft. Alle anderen Turniere werden damit degradiert“, sagte er in einem Interview.

Auch ohne Sonderstatus attraktiv

Doch das „AmEx“ und die „Farmers“ zeigen, dass es keinen Sonderstatus braucht, um namhafte Spieler auf die Anlagen zu locken und Fans, Sponsoren sowie Medien damit ein attraktives Angebot zu machen. Mehr noch: Sie entlarven die Designated Events als puren Dotierungs-Exzess. Die Initialen DE stehen für einen Popanz, der als Vorwand aufgebläht wurde, um den tourtreuen Matadoren im Kampf gegen LIV Golf noch mehr Geld zuschanzen zu können. Das ist nicht unlauter und gleichermaßen  nicht verwerflich. Sondern schlichtweg Business mit dollarschweren Bandagen.

„LIV Golf hat nicht die besten Spieler weg genommen“

Marty Gorsich, Turnierdirektor der Farmers Insurance Open, rückt die Verhältnisse mit ein paar Worten zurecht, wenn er bei „Golf Digest“ erklärt: „Elevated oder Designated bedeutet nicht, dass ein Event aufgewertet wird, sondern lediglich, dass ein Feld aufgewertet wird.“ Er glaubt nicht, „dass ein paar Ranglisten-Spieler mehr oder weniger darüber entscheiden, wer sich dieses Turnier ansieht.“ Auch Zugnummern wie den zur Konkurrenz abgewanderten einstigen Siegern Patrick Reed (2021) oder Marc Leishman (2020) weint Gorsich keine Träne nach: „LIV Golf hat uns nicht unsere besten Golfer weg genommen – bloß die Halunken und solche, deren Namen eh längst mehr Glanz hatten als ihr Spiel.“

„Wir liegen in einem perfekten Zeitraum“

Sein Kollege Pat McCabe vom The American Express hat noch pragmatischere Gründe für Gelassenheit: „Wir liegen in einem perfekten Zeitraum. Es gibt im Januar [außer dem Tournament of Champions] kein solches Turnier, das hilft uns sehr.“

Zudem speist sich die Attraktivität nicht allein aus dem sportlichen Wert. „Wir sind eine Lifestyle-Veranstaltung“, betont Gorsich. „Wir haben alles für die Golfjunkies, bieten aber ebenso viel für Nichtgolfer.“ Beim „AmEx“ wiederum setzen sie seit 2020 konsequent auf „Mucke“, die Konzerte auf der Driving Range, diesmal mit Gwen Stefani und Darius Rucker, ziehen laut McCabe mehr als 17.000 Fans an; „Egal, ob sie nun Golf- oder Musikfans sind – es lockt jedenfalls Leute an. Auf dieses Publikum setzen wir.“

Kein Interesse an „Beförderung“

Folgerichtig legen weder Gorsich noch McCabe gesteigerten Wert auf eine temporäre „Beförderung“ ihrer Turniere via Rotation zu Designated Events. Ein solches Auf und Ab sei schwierig zu vermitteln, wenn sich am Turnier selbst eigentlich gar nichts ändere. Und letztlich werde alles nur auf dem Rücken der eigenen Sponsoren ausgetragen, die dann Zig-Millionen Dollar mehr an Preisgeld stemmen müssten. „Wir haben doch jetzt schon großartige Veranstaltungen, winken beide nahezu unisono ab. „Alles ist gut wie es ist.“

Sonniger Start ins Jahr und Heimspiel für viele

Die Golfer wiederum schätzen die Januar-Events, weil sich’s unter kalifornischer Sonne so angenehm ins Jahr starten lässt. „Tolles Wetter, Golfplätze in guter Verfassung, feste Grüns – was willst Du mehr“, ließ beispielsweise Scottie Scheffler wissen. Bei Patrick Cantlay, Xander Schauffele, Morikawa oder Zalatoris etwa kommt dazu, dass sie allesamt gebürtige Kalifornier sind und sich ihrer Heimat verpflichtet fühlen.

Besonderes Pflaster für Jon Rahm

Jon Rahm hingegen ist zwar bekanntermaßen Spanier und lebt in Arizona, für ihn freilich ist Torrey Pines ein besonderes Pflaster. Auf den Höhen über dem Pazifik gewann der Baske mit der Farmers Insurance Open 2017 seinen ersten PGA-Tour-Titel; zwei Jahr später feierte er bei der US Open ebendort den bislang größten Triumph seiner Sportlerkarriere. „Ich kann es jedes Mal kaum erwarten, wieder hierher zu kommen“, sagt Rahm. „Ich fühle mich hier einfach sauwohl.“

 

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Bei der diesjährigen Austragung, die wegen der beiden sonntäglichen Conference-Endspiele der National Football League NFL, erneut von heute bis Samstag terminiert ist, kann der 28-Jährige seinem Torrey-Pines-Faible neue Nahrung geben. Sollte Rahm nach den zwei Siegen in Serie beim Tournament of Champions und beim „AmEx“ zudem die „Farmers“ gewinnen, macht er einen Hattrick perfekt, den es seit 1997 zwar bereits 18 Mal gab. Doch 14 dieser „Dreier“ in Folge gehen auf das Konto von Tiger Woods.

Schon ein dritten Platz könnte für die Eins reichen

Und, was für Rahm gewiss noch schwerer wiegt: Der Mann, der die Tour-Statistiken in allen maßgeblich „Strokes gained“-Kategorieren anführt, könnte endlich seinen (vorläufigen) Frieden mit dem Official World Gold Ranking schließen. Je nachdem, wie McIlroy in Dubai abschneidet, könnte ein dritter Platz reichen, um den Nordiren vom Weltranglisten-Platz an der Sonne zu verdrängen und auch nach Punkten endlich das sein, was Rahm de facto derzeit fraglos ist – der weltbeste Golfer.

 

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