Alex Cejka ist eine Ausnahmegestalt im Golfsport. Er bedient nicht die üblichen Klischees eines überehrgeizigen, asketischen Vollprofis oder eines Kindes aus wohlhabendem Elternhaus. Geboren in Marienbad in der Tschechoslowakei flüchtete er als Kind nach Deutschland, wuchs dort auf und wurde dort sozialisiert, bevor es ihn als 30-Jähriger in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten - die USA - zog. Zwei Dinge, die ihn bei dieser Lebensreise stets begleiteten: Seine Liebe zum Golfsport und seine Liebe zum Leben.
Die Flucht aus Marienbad - Drang zur Freiheit?
Alex Cejka wurde im Dezember 1970 in Marienbad geboren, einer kleinen Stadt im Westen der damals noch existierenden Tschechoslowakei - in einer schwierigen Zeit politischer Unruhen und steter Angst vor staatlichen Gewaltakten. Zwei Jahre vor Cejkas Geburt wurde der Prager Frühling - der Versuch, der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei, das damals in Osteuropa dominierende kommunistische System zu liberalisieren - durch den Warschauer Pakt unter der Führung der Sowjetunion, gewaltsam niedergeschlagen. Schüsse fielen, Menschen starben und in den Folgejahren breitete sich eine Tiefe Resignation in den freiheitsliebenden Teilen der tschechoslowakischen Bevölkerung aus. Genau in der Zeit, in der Cejka dort aufwuchs - in einem System der Unfreiheit.
Als er gerade neun Jahre alt war, nahm ihn sein Vater an der Hand und sie flüchteten nach Deutschland. Eine Entscheidung, ohne die sein Leben anders verlaufen wäre. "Der Schlüssel in meinem Leben ist, dass ich nicht vergesse, woher ich komme", sagte Cejka vor Jahren. "Ich habe immer meine Füße auf dem Boden. Ich hatte eine harte Kindheit im Vergleich zu dem, was normale Menschen haben, und dank meines Vaters bekam ich die Chance, mein Leben zu gestalten, und dafür bin ich sehr dankbar." Weiter führte er aus: "Ich lebe für in der Gegenwart und bin dankbar für die Chance, die mein Vater mir gegeben hat, und jetzt versuche ich, das Beste daraus zu machen."
Angekommen in Deutschland, hatte der kleine Alex bereits erste Erfahrungen mit dem Golfsport gemacht. Sein Opa hatte ihn als Vierjähriger erstmals mitgenommen und ihm das Putten nähergebracht. Eine Erfahrung, die ihn wohl prägte, denn es entfachte sich eine Leidenschaft für den Sport, die ihn bis zum heutigen Tag nicht loslässt - und ein Erfahrung, die den Grundstein für seine Entscheidung legte, aus dieser Leidenschaft einen Beruf zu machen und seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. Diese traf er als 19-Jähriger.
Alex Cejka: Von der europäischen Elite in die USA
Jahrelang tingelte er in Europa von Turnier zu Turnier, gewann zweimal die Czech Open in seinem Geburtsland und zwei weitere Challenge-Tour-Turniere in Deutschland. Dadurch erspielte er sich immer wieder European-Tour-Einladungen und nach sechs Jahre als Profi, platzte auch dort der Knoten. 1995 gewann er auf dieser Bühne erst das Masters Open de Andalucia, wenig später die Austrian Open und schlussendlich das Volvo Masters, das bedeutsame und hochdotierte Abschlussturnier der European-Tour-Saison, das ein Jahr zuvor niemand geringeres als Bernhard Langer gewonnen hatte. Cejka war, so schien es, in der Weltbühne angekommen.
Nach einigen soliden Jahre auf der European Tour entschied sich Cejka 2002 dann dazu, auf die PGA Tour zu wechseln und seinen Lebensmittelpunkt in die USA zu verlagern. Anfangs erfolgreich, denn gleich in seiner ersten Spielzeit als volles Mitglied der Tour wurde er Vierter bei der PGA Championship, doch nach diesem Ausrufezeichen folgten schwierige Jahre.
Er musste zweimal durch die harte Qualifying-School, um seine PGA-Tour-Tourkarte zu behalten, weitere Turniersiege blieben aus, sein Aufstieg geriet ins Stocken. Auch privat hatte Cejka Probleme: Von seiner damaligen Ehefrau Mirka Cejkova ließ er sich nach einem unschönen Rosenkrieg scheiden und ihn plagten vermehrt gesundheitliche Probleme. 2008 musste er sich einer komplizierten Operation unterziehen. Ein zwischen zwei Wirbeln eingeklemmter Nerv verursachte starke Schmerzen. Gegenüber Spox.com beschrieb er damals: "Ich bin immer noch ein bisschen schwach und habe wenig Gefühl in den Armen. Es gibt Tage, an denen ich aufstehe und mein Hals ganz steif ist. Dann habe ich so große Schmerzen, dass ich fast nichts machen kann. Die Ärzte sagen, dass es ein oder zwei Jahre dauern kann, bis es ganz weg ist."
Der Traum vom PGA-Tour-Titel wird wahr
Doch Alex Cejka ließ sich nicht unterkriegen und biss sich zurück. Er spielte sich bei einigen PGA-Tour-Turnieren in die Top 10 und wurde wieder festes Mitglied der Tour. Es ging bergauf, obwohl er den Sieg bei der Players Championship 2009 auf dramatische Weise verspielte. Mit fünf Schlägen Vorsprung vor unter anderem Tiger Woods, der einer der geteilten Zweiten war, ging er in die Finalrunde. Doch Cejka spielte eine 79 und fiel bis auf den geteilten neunten Rang zurück. Trotzdem war diese Leistung ein Fingerzeig in die richtige Richtung: das Folgejahr, 2010, wurde das wohl stärkste Jahr seiner Karriere. Auf der PGA Tour spielte er sich viermal in die Top 10, beendete die US Open als geteilter Achtplatzierter und verpasste den Sieg bei der BMW International Open nur um zwei Schläge.
Er spielte starke Turniere, nur ein Titel in den USA fehlte Cejka noch. Doch schon damals entgegnete er in seiner typischen Gelassenheit: "Aber ich habe in Europa einige Turniere gewonnen und ich hatte in den letzten sieben Jahren in den USA einige gute Chancen, die ich nur leider nicht nutzen konnte. Aber noch ist meine Karriere ja nicht vorbei." Und wie wir heute wissen: Alex Cejka sollte recht behalten.
Nachdem bei ihm 2011 eine Grasallergie diagnostiziert wurde, die ihm seitdem immer wieder Probleme bereitet und er jahrelang zwischen Korn Ferry Tour (damals noch Web.com-Tour) und PGA Tour hin- und herpendelte, verwirklichte er bei der Puerto Rico Open endlich den Traum vom PGA-Tour-Turniersieg. In einem fünfköpfigen Playoff behielt Cejka seine Coolness und lochte sich zum Titel. Nach Bernhard Langer und Martin Kaymer ist er erst der dritte Deutsche, dem dieses Kunststück gelang.
Video: Alex Cejka gewinnt das Playoff der Puerto Rico Open
"Mein Kopf ist in Amerika und da will er auch noch lange bleiben."
Fast sechs Jahre später, holte Cejka zum zweiten Mal zum großen Wurf aus und spielte sich bei der Regions Tradition und der Senior PGA Championship bei seinen ersten beiden Majorteilnahmen auf der PGA Tour Champions historisch zu zwei Majortriumphen. Zwei Siege, die für Alex Cejka wohl mehr bedeutet als das reine Preisgeld und der Ruhm, nämlich die Gewissheit, auch weiterhin in den USA leben zu können. Dem Land, in das er sich im Laufe seines Lebens verliebt hat, und er nur entdecken konnte, weil sein Vater ihm Jahrzehnte zuvor die Chance gab, sein Leben selbst zu gestalten. Noch vor einem Jahr, 2020, als er mit einem Wohnwagen durch Phoenix tourte und auf Campingplätzen übernachtete, um an Turnieren der Outlaw Tour teilzunehmen, um seine Leidenschaft, dem Golfsport, auch weiterhin nachgehen zu können, wuchsen Zweifel an seiner Zukunft in den USA.
Gegenüber Golfsportmagazin.de sagte er: "Das ist das schlechteste Jahr meiner Karriere, gesundheitlich. Seit Monaten kämpfe ich mit meiner Allergie." Und erklärte weiter, dass sich die Voraussetzungen für den Erfolg verändert haben. "Statt an die Bar muss man nach der Runde trainieren gehen, laufen, arbeiten", führte Cejka scherzhaft aus und antwortete auf die Frage, ob es für ihn nicht sinnvoller sei, nach Europa zurückzukehren: "Ich spiele mehr in Europa als früher, vier, fünf, sechs Turniere im Jahr. Aber mein Kopf ist in Amerika und da will er auch noch lange bleiben."
Seine Liebe zu den USA erklärte er schon 2010 gegenüber Spox.com: "Ich mag die USA und möchte dort in den nächsten Jahren auch bleiben. Es gibt Leute, die rüber gehen und es hassen. Und es gibt Leute, die lieben es. Dazu gehöre ich. Ich fühle mich super wohl und habe mir mit Las Vegas eine tolle Stadt zum Leben ausgesucht." Wieso Las Vegas? "Ich mag es, wenn es besonders heiß ist, 40 Grad und wärmer. Dazu kommt, dass die Stadt nie schläft. Konzerte, Shows, Casino - es gibt alles, was du willst."
Alex Cejka gewinnt bei der Regions Tradition auf der PGA Tour Champions sein erstes Major-Turnier. Die besten Bilder seines emotionalen Sieges.