Die sogenannte "Rota", die Liste, auf der alle Clubs verzeichnet sind, die das Privileg haben, die Open Championship auszurichten, könnte um einen Club gekürzt werden. Die Honourable Company of Edinburgh Golfers in Muirfield hat darüber abgestimmt, nach 272 Jahren Frauen in den Club aufzunehmen. Allerdings ohne Erfolg. Die 750 Mitglieder hätten eine Zweidrittelmehrheit erreichen müssen, um eine Änderung in der Clubordnung herbeizuführen, doch wie der Clubvorsitzende Henry Fairweather verkündete, stimmten nicht genug Mitglieder dafür (laut BBC fehlten 2 Prozent).
Open Championship nicht mehr länger in Muirfield
Zwei Jahre lang hat es gedauert, bis es überhaupt zu einer Abstimmung kam, jetzt steht definitv fest: Der Ausrichter der Open Championship 2013 wird weiterhin keine Frauen zulassen. Bereits im Vorfeld hatte eine Gruppe von 33 Mitgliedern dazu aufgerufen, gegen eine Zulassung von Frauen zu voten, da dies "eine große Veränderung mit unvermeidlichen Risiken" sei. Dieser Gruppe schlossen sich offenbar genug Mitglieder an. Inwiefern diese Entscheidung weiteren Einfluss auf den Club haben wird und eventuell andere Clubs ebenfalls beeinflussen könnte, steht noch nicht fest.
Damit ist eine weitere Ausrichtung des Turniers in Muirfield vorerst ausgeschlossen, wie Martin Slumbers, Chef der R&A, in einer Mitteilung veröffentlichte: "Die Open ist eines der größten Sportevents in der Welt und sie wird nicht an einem Ort stattfinden, an dem Frauen die Mitgliedschaft verboten ist. Wenn sich die Politik des Clubs ändert, würden wir Muirfield in Zukunft auch wieder als Ausrichter für die Open in Betracht ziehen."
Royal Troon Club darf die Open noch ausrichten
Mit dieser Aussage muss sich auch der Ausrichter der Open Championship 2016 auseinandersetzen. Der Royal Troon Club ist neben Muirfield der zweite verbliebene Golf Club auf der Rota, der eine "only-men-policy" betreibt. Der Club wurde 1878 gegründet, vier Jahre später wurde der Royal Troon Ladies Golf Club ins Leben gerufen. Die beiden Clubs teilen sich zwar die Verantwortung für die Open Championship und die Gebäude, doch haben sie separate Clubhäuser. Durch eine Abstimmung der 800 männlichen Mitglieder soll jetzt festgestellt werden, inwiefern Interesse an einer Zusammenlegung mit den Frauen besteht und ob dies dann durchgesetzt wird.
Die Überprüfung und Meinungsfeststellung der Mitglieder soll im August abgeschlossen werden, dies wäre allerdings zu spät für die Open Championship, die bereits vom 14.-17. Juli im schottischen Club stattfinden wird. Aussagen des derzeitigen Club-Kapitäns, Martin Cheyne, erwecken jedoch den Eindruck, dass eine frühere Entscheidung durchaus erwünscht ist, vor allem, um die gute Außenwirkung des Clubs zu erhalten. "Wir kümmern uns sehr um den Ruf des Royal Troon Golf Clubs und es ist wichtig, dass der Club die moderne Gesellschaft, in der wir leben, reflektiert", sagte Cheyne im Interview mit britischen Medien.
Schlechte Presse ist für keinen Club gut
Die Debatten um die Aufnahme von Frauen in die Clubs wurden vor allem 2013 verstärkt. In diesem Jahr richtete die Honourable Company of Edinburgh Golfers die Open Championship in Muirfield aus und sorgte damit für viel Diskussionsstoff in der Golfwelt.
Der Club machte damals mit schlechter Presse auf sich aufmerksam: Der ehemalige Regierungschef von Schottland, Alex Salmond, boykottierte die Veranstaltung. Auch seine Nachfolgerin Nicola Sturgeon drohte damit, der Open Championship 2016 fernzubleiben, falls Royal Troon weiterhin Frauen die Mitgliedschaft verbietet.
Erste kleine "Revolution" 2014
Den ersten vorsichtigen Schritt in eine tolerantere Golfwelt wagte der Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews im Jahr 2014. Nach einer 260-jährigen Geschichte, in der nur Männer für den Club zugelassen waren, machte eine Abstimmung die Heimat des Golfs auch für Frauen zugänglich. 85 Prozent stimmten dafür. Ein weiterer Höhepunkt folgte im letzten Jahr: Der Royal St. George's Golf Club nahm sich ein Beispiel an St. Andrews und stimmte nach 128 Jahren ebenfalls für eine Aufhebung des Verbots. Hier stimmten sogar 90 Prozent dafür.
Frauen dürfen trotzdem spielen
Bei aller Aufregung darf allerdings nicht vergessen werden, dass all die genannten Clubs Frauen nicht vom Spielen abhalten. Denn auf den zumeist öffentlichen Golfplätzen dürfen sich Frauen wie Männer gleichermaßen vergnügen. In Muirfield spielen die Gattinnen der Mitglieder sogar kostenlos. Ihr Interesse, in den Club aufgenommen zu werden, dürfte sich aus finanzieller Sicht also in Grenzen halten.