Als hauptamtlicher Landestrainer im Golf-Verband Niedersachsen-Bremen komme ich fast täglich in Kontakt mit dem Projekt Abschlag Schule des Deutschen Golf Verbandes (DGV).
In meinem heutigen Artikel möchte ich mich mit den positiven Aspekten sowie der Kritik an diesem Projekt beschäftigen und möchte aufzeigen, wie es möglich ist, dass jeder Golf Club Abschlag Schule so nutzt, dass mehr Kinder und Jugendliche zum Golfsport kommen und daraus sogar noch viele neue Mitglieder für sich gewinnen kann.
Was ist Abschlag Schule?
Abschlag Schule ist ein Projekt des DGV, welches das Ziel hat, Golf in der Schule fest zu verankern. Ursprünglich 1997 in Hessen beziehungsweise Sachsen als Kooperationsmodell für Schulen und Golf Clubs ins Leben gerufen, wurde daraus zwei Jahre später ein groß angelegtes Pilotprojekt seitens des DGV. Abschlag Schule richtet sich an Golf Clubs und Schulen, die ein Interesse an einer Zusammenarbeit in Form einer Golf AG mit einer Schule haben. Eingesetzt werden kann es für alle Schulformen von der Klasse drei bis zur Klasse 13.
Die Erfolgsgeschichte von Abschlag Schule
Seit 1999 haben 80 Prozent aller deutschen Golf Clubs an diesem Projekt teilgenommen. Mehr als 8.000 Schulen und 150.000 Schüler sind Teil der Golf AG gewesen. Und jedes Jahr kommen 13.000 neue Schüler, die an den Abschlag Schule Golf AGs teilnehmen, hinzu. Beeindruckende Zahlen, wie ich finde, die zeigen, dass ein solch großes Projekt auch deutschlandweit und clubübergreifend ein Erfolg werden kann.
Kritik an Abschlag Schule
Aber natürlich gibt es auch Kritik an diesem Projekt. Ich kenne viele Golf Clubs, die nicht mehr an diesem Projekt teilnehmen, weil sie trotz vieler Bemühungen frustriert aufgegeben haben.
Die Kritikpunkte sind dabei (fast) überall dieselben. Der hohe Organisationsaufwand, die schwere Anbindung der Schüler an den Golf Club, die Kosten, die mit der Betreuung einhergehen und ganz am Ende natürlich das Problem, Kinder und Jugendliche aus dieser Gruppe als neue Mitglieder zu gewinnen.
Drei Problemfelder spielen dabei aus meiner Erfahrung eine maßgebliche Rolle.
1. Meine Erfahrung zeigt, dieses Projekt steht und fällt mit der Golfaffinität des betreuenden Lehrers oder grundsätzlich der Schule. Das bedeutet, dass ein Lehrer, der selber Golf spielt oder schon in Kontakt mit der Sportart gewesen ist eine größere Motivation zeigt eine solche Schul-AG zu realisieren und mit zu betreuen. Dies ist auch einer der Erfolgsfaktoren für Clubs, die an Abschlag Schule Interesse haben oder dieses gezielt für ihre Jugendarbeit nutzen wollen. Es braucht Lehrer, die selber Golf spielen!
2. Das zweite Problem ist, dass die Schüler, die an einer solchen Golf AG teilnehmen sehr häufig eben nur einmal in der Woche Golf spielen. Nämlich dann, wenn die Golf AG stattfindet. Um in kurzer Zeit die Platzfreigabe zu erlangen, ist das natürlich viel zu wenig. Das heißt, dass es nur sehr schwer ist, den Kindern die Freude und den Spaß, den es macht Golf zu spielen, zu vermitteln.
3. Und zu guter Letzt, tun sich viele Golf Clubs schwer, für Kinder und Jugendliche aus einer Golf AG ein Folgeangebot zu erstellen. Dies ist aber extrem wichtig, um die Kinder auch nach dem Ende der Golf AG weiter an den Club zu binden, in das Jugendtraining zu integrieren und somit zu“ echten“ Golfern zu machen.
Und trotzdem denke ich persönlich, dass es für einen Golf Club nichts Besseres gibt als ein oder mehrere Abschlag Schule Projekte durchzuführen. Denn jedes Jahr werden durchschnittlich 13 Prozent der teilnehmenden Schüler (von 13.000 Teilnehmern jährlich) Mitglied in einem Golf Club. Circa 1.700 junge Menschen finden somit jährlich den Weg in einen Golf Club und zum Golfsport. Ganz zu schweigen von den Eltern, Großeltern und Freunden, die darüber ebenfalls in Kontakt mit der Sportart kommen.
So macht Ihr Golfclub mit
Trotz der genannten Kritik macht es, wie oben von mir aufgeführt, Sinn, dass sich möglichst viele Golfclubs an diesem Projekt jedes Jahr beteiligen oder neu hinzukommen. Das Mitmachen ist ganz einfach.
1. Natürlich benötigt man eine Schule, mit der dieses Projekt gemeinsam umgesetzt werden kann.
2. Alle Anträge, die für eine Teilnahme benötigt werden, finden Sie auf der Homepage des DGV unter „Abschlag Schule“ (oder einfach bei Google eingeben).
Diese zusammen mit der Schule einfach ausfüllen und an den Verband senden. Eine „Bewilligung“ (etwas Bürokratiesprache gibt es überall) erfolgt dann binnen kurzer Zeit.
Was kostet Abschlag Schule?
Den DGV kostet es jährlich über eine Millionen Euro. Die Schule und den Golf Club erst einmal gar nichts. Das geniale an diesem Projekt ist, dass jeder Golf Club über den deutschen Golfverband signifikante Fördermittel für die Durchführung zur Verfügung gestellt bekommt. Bis zu 1.400 Euro an Trainerkosten werden - je nach Lizenz des Trainers - an den Golf Club auf entsprechenden Nachweis ausgezahlt. Für Schulen ist die Teilnahme ebenfalls kostenlos und mögliche anfallende Transportkosten werden ebenso (bis zu einem Höchstsatz von max. 1.200 Euro) durch den DGV erstattet.
So wird Abschlag Schule zum Erfolg für jeden Golf Club
Aus meiner Sicht sollte jeder Golf Club an diesem Projekt teilnehmen. Ein besseres, einfacheres Marketinginstrument zur Mitgliedergewinnung kenne ich nicht. Im Folgenden liste ich mehrere Erfolgsfaktoren auf, die für eine erfolgreiche Durchführung meines Erachtens essentiell sind und sich in der Vergangenheit bewährt haben:
1. Viele Schulen sind durch die Umstrukturierungen der letzten Jahre auf der Suche nach einem Angebot für die Ganztagsbetreuung. Ein Golf Club, der an Abschlag Schule teilnehmen möchte, sollte sich gezielt nach einer Schule in seiner direkten Umgebung umsehen, die eine Ganztagsschule ist. In diesen Schulen, ist es am einfachsten im Rahmen der Mittagsbetreuung eine solche Golf AG auf die Beine zu stellen.
2. In diesem Zusammenhang sollten gezielt Grundschulen angesprochen werden. Schüler in der dritten und vierten Klasse als Teilnehmer einer Golf AG haben sehr häufig noch keine festen Sportvereine, in die sie integriert sind. Diesen Vorteil gilt es zu nutzen.
3. Im Golf Club selber ist natürlich der Trainer der Erfolgsfaktor Nummer eins. Er führt das Training durch und hat somit einen direkten und unmittelbaren Einfluss auf die Kinder und Jugendlichen. Schafft er es, durch seine Art und motivierendes Training den „Virus“ des Golfsports auf die Schüler zu übertragen, so ist die “Ernte“ bereits eingefahren. Nämlich, dass die Kinder sich für den Golfsport begeistern.
4. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist das Ziel, dass die Teilnehmer der Golf AG schnellstmöglich selbstständig auf dem Platz spielen können. In welcher Form auch immer die Platzfreigabe in dem jeweiligen Golf Club erteilt wird, sie sollte ein integraler Bestandteil einer solchen Golf AG sein.
5. Zum Ende einer Golf AG sollten alle Kinder und Jugendlichen sowie der betreuende Lehrer über Folgeangebote (Jugendtraining) im Golf Club informiert werden. Als erfolgreich hat sich auch eine auf Abschlag Schule Teilnehmer konzipierte Jugend Mitgliedschaft gezeigt. Ziel muss es sein, dass die Kinder nahtlos in das Jugendtraining des Golf Clubs integriert werden können.
6. Und zu guter Letzt sollten natürlich auch die Eltern der Kinder gezielt angesprochen werden. Als Wirksam haben sich dabei immer Angebote für spezielle Schnupperkurse oder Anfänger-Aktionen erwiesen.
Als kleines Beispiel möchte ich aus meiner Zeit in St. Leon-Rot die Nationalspielerin Lena Schäffner nennen. Lena ist damals über das Projekt Abschlag Schule zum ersten Mal mit dem Golfsport in Verbindung gekommen. Danach hat sie sich für die Sichtung im Golf Club angemeldet. Ganz am Ende muss sie ihren Eltern von diesem Sport so vorgeschwärmt haben, dass diese mittlerweile auch begeisterte Golfspieler sind. Viele andere Beispiele aus ganz Deutschland zeigen, dass nicht nur jeder Golf Club von diesem Projekt profitiert, sondern am Ende auch der Leistungssport.
Mein Fazit
Mein Fazit ist, dass jeder Golf Club ein oder mehrere Abschlag Schule Golfprojekte durchführen sollte. Natürlich kann ich die genannten Kritikpunkte nachvollziehen und es ist klar, dass ein solches Projekt immer Arbeit und Organisationsaufwand mit sich zieht. Das lässt sich leider nicht vermeiden. Allerdings überwiegen die positiven Aspekte. 13 Prozent neue jugendliche Mitglieder sprechen eine deutliche Sprache.