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Golf in Deutschland

Golf in Deutschland – Sind 1,3 Prozent Plus echt ein Grund zu purer Freude?

20. Jan. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Golf in Deutschland. (Foto: Getty)

Golf in Deutschland. (Foto: Getty)

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Sorry, wenn das Folgende etwas nach Spaßbremse klingt. Der Deutsche Golf Verband (DGV) hat – wie jedes Jahr im Januar – die Ergebnisse seiner Inventur des organisierten Golfsports bekannt gegeben und vermeldet: Wachstum. Hurra!

Echt jetzt? „Moooment“ würde der große Loriot vielleicht sagen. Wir machen stattdessen einen weiteren Absatz. Für die Dramaturgie. Als Symbol einer Denkpause.

Bestätigen sich nicht vielmehr Befürchtungen?

Und fragen: Sind 1,3 Prozent Plus wirklich ein Grund zu purer Freude? Oder bestätigt sich damit, was Leute befürchtet haben, die nicht durch die rosarote Brille der Verbandsideologie linsen? Dass sich nämlich „die Wachstumsdynamik von 2020 und 2021 in 2022 nicht weiter fortsetzen wird“, wie beispielsweise Horst Schubert es prophezeit hat.

Der „Golf-Boom“ als Strohfeuer?

Schon im März vergangenen Jahres dröselte der einstige Vorstand der Golf- & Country Club Seddiner See AG den vermeintlichen Golfboom auf und kam zu dem Ergebnis: „Es war leider nur ein Strohfeuer, entfacht durch die spezifische, Corona-bedingte Sondersituation, von der der Golfsport in den Jahren 2020 und insbesondere 2021 profitieren konnte.“ Der Mann, der gut 22 Jahre mit großem Erfolg die Geschicke am Seddiner See gesteuert hat, ist beileibe kein Miesmacher. „Bloß“ einer, der mit klarem Blick fürs große Ganze aufs Golfgeschehen schaut.

Konsumklima und Kostenlawine

Und mit Weitsicht. Schubert adressierte damals „mehrere Faktoren, die sich negativ auf die weitere Mitgliedschafts-Entwicklung in den deutschen Golfclubs auswirken werden“. Beispielsweise „das Konsumklima, das sich seit Ende des Jahres 2021 kontinuierlich verschlechtert hat“. Oder die „auf die Golfanlagen zurollende Kostenlawine“.

All das hat der DGV bei seiner Zahlenshow nicht oder nur sehr phrasiert angesprochen. „Wir werden alles daran setzen, dass der organisierte Golfsport – wie schon in den letzten Jahren – auch weiterhin für Krisensituationen gewappnet ist“, hieß es. So klingt das, wenn Landesverbände als nominelle DGV-Mitglieder zwischen Befindlichkeit der Basis und Beletage in Wiesbaden geschaltet sind.

Erfolge, auf die man zurecht anstoßen kann

Vielleicht war aber gar kein Platz für einen Becher mit Wermutstropfen zwischen – Achtung, Metapher! – all den Champagnergläsern, die der DGV gestern in Stuttgart kredenzt hat: das erfolgreiche zehnte und letzte Jahr der „Vision Gold“ mit allerhand Erfolgen deutscher Profis und der Amateure sowieso. Die nie zuvor erlebte Dichte deutscher Athleten auf den Damen- und Herrentouren und bei den Special Olympics. Der 100. „Gold-Club“ (Country Club Schloss Langenstein) im Qualitäts- und Umweltprogramm Golf&Natur. Darauf kann man anstoßen, keine Frage.

„Anschubhilfe“ durch das Virus

Aber was machen wir nun mit diesen 1,3 Prozent, die DGV-Präsident Claus M. Kobold als „starkes Wachstum“ bezeichnet. Zudem konstatiert: „Wir nehmen den Schwung aus 2021 mit.“ Freilich, es wirkt eher – auch so herum kann man argumentieren –, als habe der Golfsport hierzulande die „Anschubhilfe“ durch das Corona-Virus und dessen Auswirkungen auf die Freizeitgestaltung nicht nachhaltig in hausgemachte Wachstumsenergie transformieren und das Schwungrad aus eigener Kraft auf Touren halten können.

Im Interview mit Golf Post bläst der Verbandschef dann auch ein wenig den Schaum des Jubels vom Glas, wenn er einräumt, dass es für ein endgültiges Urteil über die Nachhaltigkeit des Sondereffekts noch zu früh sei; dass es nun die wichtigste Aufgabe sei, die Neumitglieder dauerhaft an die Clubs zu binden.

Nach den Baby-Boomer kommt Rückgang

Zumal – bei aller Freude über die Zuwächse in den jüngeren Jahrgängen – wie gehabt die Alterskohorte 56 und älter die Hauptlast des Zuwachses stemmt. Wie trügerisch es ist, auf die Generation der Baby Boomer und deren naturgemäße Endlichkeit zu bauen, zeigt sich an den Folgegenerationen in der DGV-Statistik: In den Gruppen 41 bis 50 und 51 bis 55 Jahre schrumpft die Teilhabe am organisierten Golfsport mit statistisch valider Tendenz. Diese Sportkameraden gehen womöglich dem Spiel nicht grundsätzlich verloren, belegen allerdings, dass die Senioren über kurz oder lang als bislang verlässlich „nachwachsender Rohstoff“ und Wachstumsgaranten ausfallen. Das sollte Besorgnis erregen.

Man wird ja noch mal fragen dürfen …

Die 1,3 Prozent seien „nicht ein Corona-Bonus“ hat Kobold bei der Jahrespressekonferenz betont. Eben, möchte man einhaken und ihm etwas das Wort im Mund herumdrehen: Ohne Pandemie-Protektion reicht’s halt allenfalls für Einskommairgendwas. Ein nettes Niveau, sicherlich. Noch. Eins, über das man sich vor Corona ein Loch in den Bauch gefreut hätte – klar.

Doch die 8.959 neuen Clubgolfer stehen gleichermaßen für den Stellenwert, den das Spiel im Reigen der Spaßkultur jetzt bestenfalls wieder hat; sie markieren die Stunde Null nach Corona und vor den Auswirkungen einer weltumspannenden Kostenkrise. Um angesichts dessen wahrhaftig Zuversicht zu erzeugen hätte Kobolds „klares Votum für die Attraktivität unseres grünen Sports“ jedenfalls durchaus deutlicher ausfallen können, oder? Man wird ja noch mal fragen dürfen …

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