Bereits in der letzten Woche, beim US Masters 2021, machte Si Woo Kim von sich reden, als er seinen Putter zerstörte und mit einem 3er Holz seine Runde zuende putten musste. Jetzt machte er erneut Schlagzeilen. Sein Ball blieb auf der Lochkannte des Par 4's liegen und wollte für fast eine Minute nicht zum Birdie fallen. Als er es schließlich doch tat, feierte Kim das Birdie. Allerdings bewegte sich der Ball zu spät. Kim kassierte einen Strafschlag und statt Birdie wurde es nur ein Par.
Cliffhanger.
Si Woo Kim's birdie putt hung on the edge for over a minute. ?
Per the rules, a stroke will be added and it will be counted as par since it took longer than 10 seconds to drop. pic.twitter.com/jU3ayv9Mu2
— PGA TOUR (@PGATOUR) April 17, 2021
Die Erklärung des PGA Tour Offiziellen:
Es kommt Regel 13.3a zum Einsatz, darin ist klar formuliert, "ragt ein Ball des Spielers nach einem Schlag teilweise über den Lochrand hinaus, ist es dem Spieler gestattet, innerhalb einer angemessenen Zeit das Loch zu erreichen und weitere zehn Sekunden, um zu warten und zu sehen, ob der Ball in das Loch fällt. Fällt der Ball innerhalb dieser Wartezeit ins Loch, hat der Spieler mit seinem vorherigen Schlag eingelocht. Fällt der Ball nicht innerhalb dieser Wartezeit ins Loch, gilt der Ball als in Ruhe befindlich. Fällt der Ball anschließend ins Loch, bevor er gespielt wird, hat der Spieler mit dem vorigen Schlag eingelocht, aber er zieht sich einen Strafschlag zum Ergebnis des Lochs hinzu." (Golfregel R&A)
PGA TOUR Rules Official Stephen Cox further explains the ruling. pic.twitter.com/mCj8hl7Uzj
— PGA TOUR (@PGATOUR) April 17, 2021
In Kims Fall wartet er deutlich länger als 10 Sekunden, so die Erklärung des Offiziellen und zieht sich demnach einen Strafschlag zu. Matt Kuchar, Kim's Mitspieler, springt ein und merkt an, dass sich Kim's Ball die ganze Zeit bewegt hätte und demnach die Regel anders gelten müsste, doch blickt man erneut auf den letzten Absatz der Regel 13.3a, so heißt es: "Fällt der Ball nicht innerhalb dieser Wartezeit ins Loch, gilt der Ball als in Ruhe befindlich."
Uneinigkeit im Netz
Viele gebe Kuchar und Kim Recht in ihrer Interpretation der Regel. So auch Brett Norton auf der Golf.com-Facebook-Seite: "Manche Spieler lesen ihre Putt-Linie länger, als Kim gewartet hat, ob sein Ball fällt. Schlechte Regelauslegung!" Damit spricht er wohl einigen Menschen aus der Seele, auch auf Twitter sagen viele, dass am falschen Ende Zeit gespart wird. Emiliano Grillo, geteilter Zweiter beim RBC Heritage, zeigt sich auf Instagram frustriert über die Entscheidung des Schiedsrichters.
Regeln zu Gunsten des schnelleren Spiels
Doch es gibt auch Zustimmung für die Auslegung der Regel. Zehn Sekunden sind mehr als genug Zeit und man müsse irgendwo auch Grenzen setzen, sind der O-Ton in der Kommentarspalte der Twitter- und Instagram-Posts der PGA Tour. Selbst Kuchar sieht ein, nach der ausführlichen Erklärung des Referee, dass er im Unrecht war. "Wow. Ich war mir sicher, dass ich recht hatte - Ich habe ich mich geirrt."
Ich wundere mich, wie man über so einen sonnenklaren Fall (bzw. Nicht-Fall…) überhaupt diskutieren kann, und das auch noch als Pro. Die 10-Sekunden-Regel ist doch allgemein bekannt und auch sinnvoll – sonst kann man ja endlos abwarten, ob vielleicht noch Wind aufkommt oder ein Maulwurf das Grün aufbricht oder die Erdrotation zunimmt. Und darüber, ob ein Ball im Mikrometerbereich noch in Bewegung ist oder eben nicht, könnte man sonst auch endlos streiten. Man kann die zehn Sekunden ja sicher auch etwas großzügiger bemessen – aber eine Minute ist eben definitiv zu lang.