Heute ist Weltkindertag, 145 Staaten auf diesem Globus haben sich auf geeinigt, um auf die Rechte und die besonderen Bedürfnisse von Kindern aufmerksam zu machen. Für uns Golfer zählt selbstverständlich das großartige Spiel mit dem kleinen weißen Ball zu genau diesen „Bedürfnissen“, die auch dem Nachwuchs unbedingt vermittelt werden sollten. Aus hehrer Überzeugung selbstverständlich. Und zudem sicherlich ein bisschen eigennützig: Golfende Kids eröffnen den Eltern Freiräume fürs eigene, ungetrübte Golfglück. Und die Aussicht in Richtung gemeinsame Familienzeit auf dem Golfplatz.
Doch, wie gesagt, ungeachtet des elterlichen Interesses gibt es überzeugende Argumente, warum Kinder Golf spielen sollten, warum Golf für die frühkindliche Entwicklung bedeutsam und förderlich sein kann. Wir listen nachfolgend mal fünf gute Gründe auf:
Frische Luft und Bewegung
Vor geraumer Zeit hat der DGV-Präsident Claus M. Kobold zum Thema Sport für Kinder und Schulgolf in einem Interview gesagt, man müsse heutzutage schon Verletzungen befürchten, wenn man einem Kind bloß einen Ball zuwerfe. Was er meint, ist die Hinwendung der nachwachsenden Sportgenerationen zum „Deus Ex Machina: Es wird auf dem Smartphone und an der Konsole gedaddelt, was die Platine hergibt, und lange Zeit ließen sich immer weniger Kids hinterm digitalen Ofen hervorlocken.
Die Zahlen des Deutschen Golf Verbands für den organisierten Golfsport indes sind erfreulich: Bei Kindern und Jugendlichen wurde über alle Altersgruppen in den vergangenen drei Jahren Wachstum verzeichnet. Golf war während der Corona-Pandemie ein Fluchtpunkt wider den Fluch von Shutdowns und anderen Einschränkungen und ist auch darüber hinaus angesichts von moderater Bewegung an der frischen Luft sowie inmitten von ansehnlicher Natur ein optimaler Sport fürs Herz-Kreislaufsystem von Jung und Alt. Vom Aufatmen des Hirns ganz zu schweigen, das aus der trügerischen Tiefe des virtuellen Raums auftauchen und sich echter Weitläufigkeit erfreuen darf.
Beweglichkeit und Koordination
Die Handhabung von Ball und Schlägern ist – wem sagt man das! – eine komplexe Angelegenheit. Ohne sich in sportwissenschaftlichen Tiefen zu verlieren: Beim Golfschwung müssen so viele Muskelgruppen buchstäblich im Einklang schwingen, wie bei kaum einer anderen Sportausübung. Rhythmische Sportgymnastik vielleicht ausgenommen. Harmonie, Rhythmus, Taktgefühl, Augen-Hand-Koordination, Körperspannung und -flex sind nur ein paar Stichworte, mit denen Golf gegenüber den Haltungsschäden punktet, die stundenlanges Hocken hinter besagtem digitalen Ofen und Bewegungsmangel generell unweigerlich hervorrufen.
Soziale Skills und Etikette
„Golf is a Game of Honor“: Selbst, wenn dieses Credo vom Wesen des Spiels im Sinne von Handicap-Hybris und Selbstbetrug fürs Erfolgserlebnis gern vergessen wird und daher mittlerweile als allenfalls flüchtige Attitüde auf die Rote Liste der stark gefährdeten Werte gehört – Golf lehrt Haltung.
Vom stark strapazierten Begriff der Demutsschulung soll nicht die Rede sein. Aber zum Idealbild des Golfunterrichts für Kids gehört halt unabdingbar die – spielerische und fast beiläufige – Vermittlung von Etikette, von sozialen Skills in der Gruppe, von Integration und Diversität und und und … Für die Schüler heißt es, sich auch fernab von meist oktroyierten schulischen Mustern oder den diesbezüglichen Freiheiten in der Freizeit zu integrieren und andere zu akzeptieren, Anschluss zu finden, Freundschaften zu pflegen. Ja, man möge den Autor antiquiert oder romantisiert nennen: Eine gute Golfschule ist eine Schule fürs Leben.
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt
Amerikanische Headhunter gehen mit aussichtsreichen Kandidaten für gehobene Managerposten zum Golfspielen. Denn schon der antike Athener und große Philosoph Platon wusste: „Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen, als im Gespräch in einem Jahr.“ Auf dem Platz lässt sich aus manchmal unliebsam unmittelbarer Nähe miterleben, wie mit Misserfolg und vermeintlicher Heldentat, mit Frust und Freude, Erfolg und Scheitern (coram publico zumal), mit Sieg und Niederlage umgegangen wird. Wie Befindlichkeiten verarbeitet, ausgelebt, kommuniziert.
Kurz: Wie der Mensch seine Emotionen managt. Wohl jeder kann aus eigenem Golf-Erleben ein Lied davon singen. Wie hat schon Bobby Jones gesagt: Play the ball as it lies. Und versuch, das Beste draus zu machen. Auf dem Platz wie im Leben.
Konzentration und Fokus
Die bereits erwähnte Hand-Augen-Koordination wirkt auch in übertragenem Sinne: Golf schärft den Fokus, schult die Konzentration. Nicht zum Moment Gehörendes gehört zwingend ausgeblendet, sonst geht das Momentum flöten. Das weiß jeder von uns Erwachsenen, der auf dem Fairway während des Probeschwungs schon mal darüber sinniert hat, wer da wohl gerade mit welchem Problem auf dem Handy angerufen hat, das eigentlich in den Tiefen des Bags verstaut sein sollte.
Gutes Golf beruht nicht zuletzt auf der Fähigkeit, sich aufs Wesentliche zu reduzieren. Das Jetzt zählt, die anstehende Aufgabe. Der letzte Schlag, der letzte Score sind passé; ein „Wenn …“ gleichermaßen. Wer beim Schlag schon dran denkt, was wohl draus entstehen könnte – egal, ob positiv oder negativ –, der versemmelt garantiert. Golf ist ebenso Kopfkino wie Gehirngymnastik.
Für all das Beschriebene gilt: Früh übt sich … Deswegen sollten Kinder unbedingt Golf spielen. Und ohnehin ist es übrigens von zeitloser Gültigkeit – unbenommen des Alters!