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Golf Post Premium British Open

Schauffele in Schottland: Royal Troon erlebte den Triumph des neuen Xander

22. Jul. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Nach dem Triumph bei der British Open, umarmt Xander Schauffele seinen Vater Stefan. (Foto: Getty)

Nach dem Triumph bei der British Open, umarmt Xander Schauffele seinen Vater Stefan. (Foto: Getty)

Xander Schauffele ist ein Feierbiest. Das Bildnis seiner Bierseligkeit mit dicker Zigarre beim Ryder Cup 2021 in Whistling Straits ging um die Welt. „Das Spiel bietet einem nicht viele Gelegenheiten zum Feiern“, hat der neue Champion Golfer of the Year mal gesagt. „Golf kann manchmal sehr grausam sein.“ Nicht zu ihm, nicht 2024. In diesem Jahr läuft der Freudenbecher für Alexander Victor Schauffele fast über. Er könne es kaum erwarten, aus der Claret Jug zu trinken, lachte der Gewinner der 152. Open Championship am Sonntagabend noch auf dem 18. Grün von Royal Troon.

Der erste Schluck aus der Claret Jug: „Mein Dad hat die Ehre“

Doch Vater Stefan gebühre der erste Schluck, und der dürfe auch das Getränk wählen: „Mein Dad hat die Ehre.“ Weil Schauffele Senior auf Hawaii war, als der Filius im Mai die PGA Championship gewann und das Whiskey-Gelage mit der Wanamaker Trophy verpasst hat. Dafür hat er den Mordspott seither im Schlafzimmer stehen. „Ich sehe ihn jeden Morgen beim Aufwachen. Aber für mich als gebürtigen Europäer ist die Claret Jug noch mal was ganz anderes, sehr besonders und unberührbar, fast ein Gral.“

 

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Barbecue-Sauce, Jägermeister, Bitter Ale – aber auch Burgunder

Was alles schon drin war, in dem silbernen Kännchen mit all den Siegernamen auf dem mächtigen Sockel, das neben Augusta Nationals Green Jacket und dem Ryder Cup wohl die am meisten Staat machende Trophäe der Golfwelt ist und offiziell auch Golf Champion Trophy genannt wird: Stewart Cink hatte bei Grillabenden sogar die Barbecue-Sauce drin, Rory McIlroy befüllte sie mit Jägermeister, Padraig Harrington trank Bitter Ale daraus, Vorjahressieger Brian Harman Bourbonwhiskey. Bloß Phil Mickelson war 2013 mit Burgunder halbwegs stilecht.

„Bier wäre ein Sakrileg“

Bei den Schauffeles soll’s ebenfalls Rotwein sein. „Es ist der Claret Jug. Bier wäre doch ein Sakrileg. Dann noch eher Apfelwein“, erinnerte Stefan Schauffele an die historische Bestimmung solcher Krüge, aus denen sich Englands Majestäten und Adelige in Vorzeiten Rosé aus dem Bordeaux einschenkten. Da blieb nur zu wünschen: Santé.

 

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Bei allen Grand-Slam-Turnieren 2024 in den Top-Acht

Wann auch immer Xander Schauffele die Kanne dann selbst ansetzen durfte, der tiefe Schluck „aus der Pulle“ ist ihm zu gönnen. Zwei Majors in einem Jahr hat zuletzt Brooks Koepka mit der US Open und der PGA Championship 2018 geschafft, die damals noch im August ausgetragen wurde. Zudem war Schauffele bei allen vier Grand-Slam-Turnieren in den Top-Acht. Das gelang seit 1980 nur Tiger Woods (2000, 2005) und Jordan Spieth (2015). Und kommende Woche steht die Titelverteidigung bei Olympia an. In der beständig-bestechenden Form von Royal Troon ist ihm auf Le Golf National alles zuzutrauen.

 

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Im Golf wird Größe in der Einheit Majors gemessen

30 Jahre musste der US-Profi alt werden, um diesen Nimbus zu erleben. Sieben Siege auf der PGA Tour und selbst das Gold von Tokio waren allenfalls Achtungserfolge. Beim Golfsport wird die Größe nun mal in der Einheit Majors gemessen. „Der beste Golfer zu sein, der noch kein Major gewonnen hat, ist nichts, womit man wirklich leben möchte“, hat Schauffele nach dem Gewinn der PGA Championship erleichtert erzählt. „Es bedeutet, dass man zwar ein großartiger Golfer sein mag, dem aber noch nicht gerecht geworden ist.“ So gesehen war Valhalla eine Befreiung. Und eine Belohnung für lange Jahre harter Arbeit.

 

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Karrierebeginn im Fußball, ab 12

Das passt zu seinen deutschen Wurzeln und der schwäbischen Schaffe-Schaffe-Mentalität. Großvater Richard Schauffele, den alle Welt nur Molly nannte, war Kicker beim VfB Stuttgart und sammelte nach der Fußballerlaufbahn Meisterschaften in den Werferdisziplinen der Leichtathletik wie andere Pilze im Herbst. Zudem war der fleißige Schwabe Sportfunktionär und Lokalpolitiker, sogar mal Vizebürgermeister von Stuttgart.

In diesem Geist wurde Xander Schauffele erzogen, wenngleich er kein Wort Deutsch spricht. Aber auch er begann seine Karriere als Fußballer, bis er es leid war, für Sieg oder Niederlage nicht allein verantwortlich zu sein. Die Ausnahme macht bis heute wohl lediglich der Spaß am kongenialen Duo mit Best-Buddy Patrick Cantlay im Ryder und im Presidents Cup.

Der ältere Bruder Nico wurde in Deutschland geboren

2005 entschieden sich Vater und Sohn Schauffele jedenfalls, voll und ganz auf Golf zu setzen. „Lass uns die PGA Tour ins Visier nehmen“, hieß Stefan Schauffeles Devise, der selbst ein hoffnungsvoller Zehnkämpfer war, bis er daheim in Stuttgart auf dem Weg zum Stützpunkttraining von einem betrunkenen Autofahrer angefahren wurde. Die Folgen der Verletzungen und der Verlust der Sehfähigkeit des linken Auges bedeuteten für den Twen das Karriereende.

Schauffele kämpfte gegen Depressionen und mit dem Alkohol, wanderte Mitte der 1980er-Jahren in die USA aus, arbeitete in einer Golfakademie in San Diego sowie als Assistenzpro auf Hawaii und lernte an der United States International States University seine spätere Frau Chen Ping-Yi kennen, eine in Japan groß gewordene gebürtige Taiwanerin. Der erste gemeinsame Sohn Nico wurde noch in Deutschland geboren, wo das Paar eine Weile lebte, Xander dann am 25. Oktober 1993 in San Diego.

 

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Brillanter Highschool- und Collegespieler mit Scoring-Rekorden

Im Alter von neun Jahren begann er mit Golf, drei Jahre verlegte sich Vater Stefan mehr oder weniger ganz auf das Coaching seines Sohns. Xander brillierte auf der Highschool und am College in San Diego, war in den Top-Ten der Amateurweltrangliste, hielt diverse Scoring-Rekorde, gewann bis auf die California State Amateur Championship 2014 jedoch nie einen der prestigeträchtigen Titel. Das sollte sich fortsetzen, als er im Jahr darauf ins Lager der Berufsspieler wechselte, obwohl er 2017 erst die Greenbrier Classic als Premierensieg und dann sogar die Tour Championship im East Lake Golf Club zu Atlanta oder beispielsweise 2019 das Tournament of Champions auf Hawaii gewann.

 

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Valhalla mit V wie Victor, Schauffeles zweiter Vorname: Der Sieger

Jetzt hat dieser Xander Schauffele die Majorsaison gespielt, die man eigentlich von Scottie Scheffler erwartet hat, und ist in der Weltrangliste als neue Nummer zwei dessen direkter Verfolger. „Das Gefühl der Ruhe, das ich noch nicht hatte, als ich die PGA Championship spielte, hat mir hier auf diesem wunderbaren Stück Golfland sehr geholfen“, analysierte Schauffele die vier Tage von Troon. Der im englischen Sprachraum viel beschworene Affe auf der Schulter war halt weg. Dank Valhalla: mit V wie Victor, Schauffeles zweiter Vorname, dessen Übersetzung aus dem Lateinischen „Der Sieger“ lautet. Nomen est omen.


Beeindruckende Bilanz: Inklusive der Majorsiege bei der PGA Championship von Valhalla im Mai und gerade bei der Open Championship in Royal Troon hat es Xander Schauffele in nunmehr 180 PGA-Tour-Starts auf 62 Top-Ten-Platzierungen gebracht. Sein Karriere-Preisgeld beträgt aktuell knapp 55 Millionen Dollar.


Derart locker und entspannt überstand er nicht nur den fürchterlich nassen und windigen Samstag, sondern brachte sogar eine 69er-Runde ins Clubhaus, wo andere sich im Regen förmlich auflösten. Am Finalsonntag wiederum musste der designierte Champion-Golfer auf dem 18. Abschlag sogar Caddie Austin Kaiser beruhigen, dem vor Aufregung beinahe schlecht geworden wäre. Der Bag Man vermittelte hernach einen bezeichnenden Einblick in die Psyche des „neuen“ Xander Schauffele.

 

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„Ich konnte es die Entschlossenheit in seinen Augen sehen“

Schauplatz ist das brutale elfte Loch „Railway“, wo auch Schauffele seinen Drive ins dichte Rough auf der rechten Seite geschlagen und einen blinden Hieb über einen dichten Ginsterbusch vor sich hatte. „In Valhalla haben wir gelernt, dass man die Dinge entschlossen angehen muss“, erzählte Kaiser, der schon zu College-Zeiten mit Schauffele befreundet war und seit 2017 an seiner Tasche ist. „Man kann bei Majors nicht einfach herumsitzen und um Pars spielen. Dafür sind die anderen Jungs zu gut.“ Also lautete die Devise: Attacke! „Ich konnte es in seinen Augen sehen“, so Kaiser. „Es ging nicht um einen sicheren Schlag, sondern um den passenden Schläger für den Angriff aufs Grün.“ Die Wahl fiel aufs Eisen sechs, der Ball blieb nach 156 Metern 60 Zentimeter vor dem Loch liegen: Birdie.

„Er wusste, dass er es kann. Er hat’s  ja schließlich schon mal gemacht“

Loch für Loch schlug Schauffele mit diesem Blick, mit dieser Entschlossenheit seine Annäherungsschläge. Birdie auf der 13 und auf der 14, Birdie auf der 16. Manchmal schien ein fast diebisches Grinsen über das Gesicht zu huschen. Während in den 33 Gruppen vor ihm niemand besser als 34 spielte, beendete Xander Schauffele die 152. Open Championship mit einer Back Nine von 31 Schlägen. „Er wusste, dass er es kann“, sagte Kaiser. „Er hat das ja schließlich schon mal gemacht.“

 

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