Der Wandel des Golfsports ist in aller Munde. Der gesellschaftliche Wandel beeinflusst die Bedürfnisse auf dem Golfmarkt und in den Golfclubs selbst. Bei Golf Post lesen Sie wie sich Golfclubs den Sport in Zukunft vorstellen. So einzigartig wie jeder Club, sind auch die Ansätze zur Bewältigung der kommenden Aufgaben. Die Betreiber der unterschiedlichsten Golfplätze im Gespräch mit Golf Post, dem Digitalen Zuhause für Golfer.
West Golf
In Troisdorf zwischen Köln und Bonn gelegen, ist West Golf ein typischer Stadtclub. Ein 9-Loch „Players Course“, ein 9-Loch Kurzplatz für Spieler ohne Platzreife und eine Driving Range mit 70 Abschlägen, davon 18 überdacht, bilden eine Kombination für alle Spielstärken. Architekt war Francois Bouchard, der sein Handwerk bei Jack Nicklaus erlernte und in Deutschland unter anderem am Bau der Anlage Gut Lärchenhof beteiligt war. Für ihn typisch sind die stark ondulierten und relativ kleinen Grüns, die einer modernen und anspruchsvollen Architektur entsprechen.
Der „Players Course“ ist ein Par-36-9-Loch Platz mit internationalem Standard. Seine Bahnen sind abwechslungsreich und an mancher Stelle auch für erfahrene Spieler eine Herausforderung. Wellige Modellierungen (Unterschiede bis zu zwei Metern) des ursprünglich flachen Terrains, helle Bunker und Wasserhindernisse bestimmen das Bild. Dennoch ist er mit fast 3000 Metern Länge auf einen zügigen und funktionellen Spielbetrieb ausgerichtet. „Das Highlight ist unser neuntes Loch, ein 125-Meter-Par-3. Es ist ein maßstabsgetreuer Nachbau des Inselgrüns von Bahn 17 des TPC Sawgrass in Florida“, erklärt Craig West und ist dabei sichtlich ein wenig stolz. Zu Recht, immerhin ist dieser Nachbau einzigartig in ganz Europa.
Craig West und seine Partner haben sich mit dem Platz einen Traum erfüllt und das Konzept eines Stadtplatzes scheint aufzugehen. Seit 2004 gab es erste Planungen für eine Golfanlage in Troisdorf-Spich, doch erst als West 2008 einstieg ging es Schlag auf Schlag. "Ich wusste, dass die Lage wirklich gut ist und wollte es versuchen“, erklärt der gebürtige Südafrikaner. Anfangs war der Platz, wie alle Anlagen damals, auf 18-Loch geplant, aber West entschied sich für eine 9-Loch-Anlage: „Weil es besser zum Standort passt.“ Bis heute besteht aber die Möglichkeit zur Erweiterung. Im Juli 2008 begann der Bau. Bereits im Winter desselben Jahres wurden Driving Range und Trainings Course eröffnet. Im September 2009 stand der „Players Course“.
Auch das Golfspiel wurde West nicht in die Wiege gelegt. In seiner Familie spielte niemand Golf. Er habe zwar immer viel Sport gemacht, aber Golf kam erst spät dazu. Im Alter von zwölf Jahren war West mit der Familie im Urlaub. „Dort gab es eine Golfanlage und ich habe es ausprobiert. Der Sound, als der Schläger den Ball traf und den der Ball im Flug machten, haben mich fasziniert. Von da an gab es nur noch Golf für mich.“ Ein Jahr nach Ernie Els wurde er 1989 als 17-Jähriger südafrikanischer Jugendmeister. „Ich dachte, ich wäre gut. Als ich aber mit einem Stipendium in die USA kam, habe ich gemerkt wie stark die Konkurrenz wirklich ist.“
Ausgezeichnet für sein innovatives Konzept
Konzeptionell und qualitativ ist jedoch die Art und Weise, in der er seinen Golfclub betreibt, ganz und gar nicht durchschnittlich. Bezeugt wird dies dadurch, dass West Golf bereits ein Jahr nach Eröffnung des Hauptplatzes mit dem „Rheingolf Award 2010“ in der Kategorie Innovation ausgezeichnet wurde. Die Jury hob damals das Konzept hervor, das besonders Golfinteressenten- und -novizen einen niederschwelligen Einstieg ermögliche und dabei auch für gestandene Golfer interessant bleibe. Die Zahlen von West Golf können sich tatsächlich sehen lassen. Seit Jahren wächst die Mitgliederzahl: 2018 konnte der Club 150 neue Mitglieder begrüßen, im Jahr 2019 waren es ungefähr 100. Insgesamt hat West Golf rund 800 Mitglieder.
Faktisch beginnt das von Rheingolf gelobte Konzept bereits auf der Range. Dort wird mit Callaway Bällen abgeschlagen. „Man muss mit richtigen Bällen üben, sonst hat die Übung wenig wert“, so West. Zudem sei der Preisunterschied nicht so immens wie man denken würde. Was die Mitgliedschaften betrifft, ist West Golf nicht der billigste 9-Loch-Club, aber West hat andere Argumente. Seine Anlage ist Teil von zwei Verbünden: „GolfAlliance“ und „Mein Golfclub“. „GolfAlliance haben wir mitgegründet, weil eine attraktive Mitgliedschaft mehr Anreiz für eine Anmeldung gibt“, so West. Es ist ein Verbund von sechs Anlagen im Raum Köln, Bonn, Rhein-Sieg und Euskirchen, der heute gemeinsam über 4000 Mitgliedern hat. Mitglieder können alle Clubs des Verbunds wie die Heimatanlage bespielen. Dasselbe Prinzip findet sich bei „Mein Golfclub“. Dieser Golfverbund ist aber mit rund 15 000 Mitgliedern der größte Deutschlands. 42 Clubs, die zwischen Flensburg und Schwarzwald liegen, nehmen teil. „Und das alles ist sicher noch ausbaufähig. Die Leute schätzen die Abwechslung“, so West. Seit West Golf an diesen Verbünden teilnehme, sei eine Mitgliedschaft bei West Golf noch interessanter geworden, aber auch für Werbeträger sei ein Partner, der eine solche Masse an Golfern ansprechen kann, lohnend. „Abgesehen davon wird dadurch unser Wort in der deutschen Golflandschaft gewichtiger“, so West.
Golf ist zu günstig geworden
„Insgesamt ist Golf aber zu günstig geworden. Zwar müssen wir uns bewusst sein, dass der Kunde auf den Preis achtet und wir selbst sind nicht die teuersten, aber die Kampfpreise, die es auf dem Markt gibt, machen wir nicht mit“, so West. Jede gespielte Runde koste einen „Einkaufspreis“, der in die Platzpflege investiert werde. „Wenn dieses Geld nicht wieder reinkommt, geht entweder der Platz kaputt oder wir gehen pleite. So einfach ist das.“
Von einer Pleite ist West Golf weit entfernt. Im Jahr 2019 wurden rund 40 000 Runden auf der Anlage in Troisdorf gespielt. Craig West analysiert die Nutzung seiner Anlage sehr genau (Yield-Management): „Die Datenanalyse sagt mir, wie ich die Preise gestalten muss.“ Überraschenderweise seien demnach am späten Samstag- und Sonntagnachmittag tote Zeiten, so dass die Greenfeepreise hier gesenkt wurden. Nur wenn er verlässliche Zahlen habe, könne er kaufmännisch sinnvoll reagieren. Sehr wichtig sei, dass der Rahmen insgesamt passe. Lange hatte West Golf kein richtiges Clubhaus. Es eröffnete erst vor zwei Jahren. „Im Jahr nachdem das Clubhaus fertig war, haben wir unseren Umsatz um 20 Prozent steigern können“, so West.
Wenn man richtig wirtschafte und ein ordentliches Marketing- und Werbekonzept habe, dann könne man im Golfbusiness Profite machen. „Grundsätzlich kann ich das Gejammer vielerorts einfach nicht mehr hören. In vielen Clubs sitzen Zahnärzte oder Anwälte auf Vorstandspositionen, die aber leider wenig Ahnung von Golf haben“, erklärt er. Seit 2009 wachse sein Unternehmen konstant. Wenn die jetzige Entwicklung und die Zunahme der Mitgliedschaften annähernd gleich bleibe, müsse über einen Aufnahmestop nachgedacht werden. Die Mitgliedschaft müsse dann künftig selektiver werden. Das bedeutet, dass auf bestimmte Mitgliedsformen verzichtet wird, um Vollmitgliedern Platz zu schaffen. „Die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Bespielbarkeit muss erhalten bleiben. West-Golf-Mitglieder müssen in diesem Fall Buchungsvorteile für ihre Runden bekommen. Greenfee-Spieler sind natürlich herzlich willkommen, mein Fokus liegt aber eindeutig auf den Mitgliedern“, erklärt West. Es bringe nichts, wenn man Mitglied sei, aber dennoch keine Startzeiten bekomme.
In den letzten Jahren habe sich der Platz etabliert. „Wir haben viel ins Greenkeeping investiert und zum Besseren verändert. Wenn man den Platz selbst gebaut hat, sieht man, dass die Bäume heute größer und schöner geworden sind und das Gras satt und grün ist. Insgesamt ist der Platz gereift“, so West. Er ist froh, dass er sich damals entschieden hat, eine 9-Loch-Anlage zu bauen. „Wir sind ein Stadt Club. Nicht mitten in der Natur, aber eben auch gut erreichbar. Und dazu gehört es, eine schnelle Runde spielen zu können. Das ist ein Konzept, das zum Freizeitverhalten passt und mit der Familie vereinbar ist. Ein Golfer, der arbeitet und Kinder hat, kann selten fünf Stunden am Tag einfach weg sein.“
Durchschnittsalter bei rund 40 Jahren
In Sachen Nachwuchsförderung ist West Golf zwar aktiv und nimmt am DGV-Projekt „Abschlag Schule“ teil, aber den Mittelpunkt der Arbeit stellt sie nicht dar. „Unser Altersdurchschnitt liegt mit rund 40 Jahren etwas niedriger als der deutsche Durchschnitt [dieser liegt bei 50+, Anm. d. Red]. Dennoch wird der Golfmarkt von älteren Menschen dominiert. Junge Leute zum Golf zu bekommen wäre toll, aber ich kann die Tatsache nicht ignorieren, dass die Jungen nicht das Kerngeschäft darstellen“, so West.
„Abschlag Schule“ ist Teil des Programms, Craig West erwartet aber mehr vom Deutschen Golfverband. Er müsse vorangehen und Impulse setzen. „Bisher generieren aber wir, die Anlagenbetreiber, Mitglieder für den Verband und nicht umgekehrt. Imagearbeit ist wichtig, aber von der Kampagne ,Mitten ins Glück‘ waren keine Auswirkungen zu spüren.“ Dabei spielten mit Thomas Müller oder Oliver Kahn deutsche Fußballer Golf. „Mit der beliebtesten Sportart der Deutschen könnte Celebrity-Marketing super funktionieren. Warum ist keiner von denen das Gesicht einer Kampagne?“ Grundsätzlich müsse man herausstellen, dass in keiner anderen Sportart trotz unterschiedlicher Spielstärken hervorragend zusammen gespielt werden könne. „Golf ist in dieser Hinsicht der integrativste und geselligste Sport, den es gibt.“