Die Statistik der Web.com Tour sprach bei der Ellie Mae Classic nicht wirklich für Stephan Jäger. Nur einer von fünf Spielern der amerikanischen Tour konnte sein Turnier nach einer Runde unter der magischen Grenze von 60 Schlägen überhaupt gewinnen. Der Deutsche ließ sich davon zu keinem Zeitpunkt der vier Runden im kalifornischen TPC Stonebrae beirren. Beflügelt von der 58 zum Auftakt verteidigte Jäger seinen Vorsprung souverän und sicherte sich schließlich mit großem Vorsprung den ersehnten ersten Sieg seiner Karriere - der mehr als nur Pokal und Preisgeld Wert ist.
58er-Rekordrunde war nur der Anfang
Am ersten Tag der Ellie Mae Classic hatte Stephan Jäger ein wahres Feuerwerk abgebrannt. Nach zwölf Birdies aus allen Lagen und Entfernungen bei sechs Pars stand nach dem finalen Putt tatsächlich eine 58 auf der Scorekarte, und das trotz eines Dreiputts, der den Deutschen im Nachgang ein wenig ärgerte. Es war der Auftakt in ein Turnier der Rekorde.
Die 58 war nicht nur die niedrigste Runde eines deutschen Golfers in einem Profiturnier, gleichzeitig schrieb sich Stephan Jäger in die amerikanischen Golfgeschichtsbücher ein. Dieser Score war zuvor noch keinem anderen Spieler auf PGA, Web.com oder Champions Tour gelungen.
Mit folgenden Runden von 65 und 64 sowie dem 36-Loch-Ergebnis von -17 und -23 nach 54 Löchern verewigte sich der 27-Jährige weitere Male in den Annalen.
Kontrahenten im direkten Schlagabtausch
Trotz sieben Schlägen Vorsprungs auf seinen direkten Verfolger Xander Schauffele aus den USA lieferte sich Stephan Jäger am Finaltag nochmal einen packenden Kampf um den Sieg. Den super Start in die entscheidende Runde mit zwei Biridies in Folge und weiteren Schlaggewinnen im Verlauf der Fronte Nine konterte der Amerikaner mit einer beeindruckenden Serie aus Birdie, Birdie, Eagle, Par, Birdie, Birdie.
Er schickte sich an, den Ausgang beim kalifornischen "Wettschießen" noch einmal ein bisschen spannend zu gestalten. Im Endeffekt war der Vorsprung Stephan Jägers aber zu groß. Der ließ zu keinem Zeitpunkt im Turnierverlauf ernsthaft etwas anbrennen und lochte nach 72 Löchern direkt zu weiteren Rekorden. Natürlich waren seine 250 Schläge die wenigsten jemals bei einem US-Turnier benötigten. Tommy Armour benötigte einst 254 Schläge!
Auf dem Weg zum Ergebnis von 30 (!) unter Par fiel der Ball lediglich zu einem Bogey, gleichzeitig aber zu 29 Birdies und einem Eagle.
250!
Stephan Jaeger's week began with a 58. It ended with victory and a 72-hole record. pic.twitter.com/175j41pQqF
— Web.com Tour (@WebDotComTour) 31. Juli 2016
PGA Tour rückt für Stephan Jäger in greifbare Nähe
Der erste Sieg als Profi in den USA ist für Stephan Jäger aber viel mehr wert als Rekorde, Trophäe oder Preisgeld. Nach dem Verlust der vollen Tourkarte im vergangenen Jahr nur für eine begrenzte Zahl von Events startberechtigt, katapultiert ihn der Erfolg unter die besten 25 Akteure und die erhalten am Ende die PGA-Tour-Karte. Die Aussichten auf drei Deutsche in den Feldern der höchsten US-Spielklasse 2017 sind damit enorm gestiegen.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass der Australier Rhein Gibson mit immerhin 23 unter Par den zweiten Platz belegte, gefolgt von Xander Schauffele und einem US-Landsmann bei -21. Der Sieg von Stephan Jäger war übrigens die Krönung eines aus deutscher Sicht ausgesprochen erfolgreichen Wochenendes. Auf der Challenge Tour erreichten Bernd Ritthammer und Dominic Foos im Gleichschritt den geteilten zweiten Platz, während Martin Kaymer bei der PGA Championship mit T7 das Quartett in den Top 10 komplettierte.
Hat tip to Stephan Jaeger. His 250 total is the lowest aggregate in #WebTour, @PGATOUR and @ChampionsTour history. pic.twitter.com/5tNEXaP5ba
— Web.com Tour (@WebDotComTour) 31. Juli 2016