Ryder Cup in Rom, Kontinentalwettbewerb mit der Kuppel des Petersdoms in der Kulisse: Touristisch war das vergangenes Jahr ein Knüller. Wie Le Golf National und Paris 2018, Medinah und Chicago 2012 oder The Country Club und Boston 1999. Immer mal wieder lässt sich das Mega-Event des Golfsports mit Sightseeing in einer Metropole dieser Welt verbinden. Und wenn keine Großstadt in der Nähe ist, dann gibt es garantiert genug grandiose Gegend.
Die Megalopole schlechthin
Das Kontrastprogramm setzt sich in den kommenden zehn Jahren fort, wenn man auf den Routenplan für den Ryder Cup schaut. 2025 geht es in die Megalopole schlechthin. Bethpage Black liegt am Rand des Millionenmolochs New York, ist einer von fünf Plätzen des Bethpage State Park in Farmingdale auf Long Island, und ein echter Kracher. Es dürfte auf dem Globus kaum einen komplizierteren kommunalen Kurs geben als diesen Parcours im Besitz des US-Bundesstaats New York, an dessen Eingang ein Schild steht, das in roten Lettern die Aufschrift „Warning“ trägt und darunter vermittelt: „The Black Course Is An Extremely Difficult Course Which We Recommend Only For Highly Skilled Golfers“.
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Startzeiten im People‘s Country Club sind rar
Jedenfalls gilt das seit der US Open 2003, der ersten „Offenen Amerikanischen“ ever auf einem öffentlichen Platz. Im Vorfeld erlebte „BB“ die Transformation von einer x-beliebigen Hackerwiese zu einem 18-Loch-Ensemble voller Herausforderung und Dramatik: mächtig lang und heftig onduliert, gespickt mit mörderischen Bunkern. Tiger Woods nächtigte damals auf seiner im nahen Oyster Bay vertäuten 20-Millionen-Yacht „Privacy“. Der gemeine Golfer hingegen übernachtet lieber vor dem Eingang zum Parkgelände, um eine der raren Startzeiten im People‘s Country Club zu ergattern.
Der Campingkult am Parkeingang
Der Campingkult auf dem vorgelagerten Parkplatz trägt einen ordentlichen Teil zum Nimbus von Bethpage Black bei. Die ersten morgendlichen 60 Minuten sind ausschließlich der „Laufkundschaft“ vorbehalten, dazu jeweils ein Spot pro Stunde über den Tag hinweg. Also rollen schon am Spätmittag zuvor die ersten Fahrzeuge an, um einen der begehrten Abstellplätze zu ergattern, die am kommenden Frühmorgen gleichermaßen ein Greenfee garantieren.
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Telefonisch eine Tee Time zu ergattern, erweist sich angesichts der Zugkraft des gepriesenen Geläufs hingegen als extrem schwierig. Auch die seit einigen Jahren bestehende Online-Reservierung hilft vor allem New Yorkern mit vergleichsweise kurzer Anfahrt aus dem Big Apple und ist speziell fürs Wochenende spätestens eine Stunde nach Veröffentlichung der Slots ausgebucht. Freie Anbieter langen bei ihren Paket-Offerten sowieso saftig hin.
Pittoreskes Städtchen mit charmanten Cottages
Saftig ist ein gutes Stichwort. Next Stop ist Irland im Jahr 2027, die grüne Insel für Golfer und Galopprennpferde. Genauer gesagt: Adare in der lieblichen Landschaft des irischen Mittelwestens. Das gälische Áth Dara (Eichen-Furt) am Maigue, einem Nebenfluss des Shannon, ist ein pittoreskes Städtchen mit charmanten Cottages, gehört zur Grafschaft Limerick und wird zu den schönsten Ortschaften von Irland gezählt.
Der als Devisenmakler zu Reichtum gelangte John Patrick „J. P.“ McManus hat das Märchenschloss Adare Manor aus dem frühen 19. Jahrhundert 2015 in eine State-of-the-Art-Luxusherberge verwandelt und den umliegenden Golfkurs aus der Feder von Robert Trent Jones Sr. durch Tom Fazio zu einem prächtigen Parklandplatz aufpolieren lassen, der manche von einer Art Augusta National des alten Kontinents sprechen lässt.
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Das Who’s Who des Spiels beim JP McManus Pro-Am
In der Beletage des Golfsports ist McManus durch sein exklusives Pro-Am bestens bekannt, zu dem er seit 1990 in großen Abständen einlädt. Anfang Juli 2022 traf sich zum sechsten und vorerst letzten Mal das Who’s Who des Spiels in Adare Manor: Xander Schauffele gewann die Profiwertung; im Feld waren Stars des Establishments vom Schlage eines Tiger Woods, Rory McIlroy, Scottie Scheffler und Jon Rahm; gleichermaßen zur LIV Golf League abgewanderte Spieler wie Dustin Johnson, Brooks Koepka, Martin Kaymer oder der ursprünglich als Ryder-Cup-Kapitän für Rom vorgesehene Henrik Stenson. Eigentlich eine brisante Konstellation, zumal bei den Amateuren auch PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan und dessen damaliger europäischer Amtskollege Keith Pelley mit von der Partie waren.
Ein Ryder Cup auf dem eigenen Platz – man gönnt sich ja sonst nichts
Aber wenn McManus winkt, ruht alle Fehde. In derart splendidem Rahmen und mit vollem Magen – über Adare Manors Gourmetrestaurant The Oak Room glänzt ein Michelin-Stern – lässt sich halt schwierig streiten. Und wer so vermögend und vernetzt ist, gönnt sich eben auch mal einen Ryder Cup. Der Biagiotti-Clan mit Marco Simone, High-Tech-Milliardär Sir Terry Matthews mit dem walisischen Celtic Manor (2010) oder Verpackungsmogul Sir Michael Smurfit mit dem K Club nahe Dublin (2006) haben es ja vorgemacht. Wie Bethpage Black ist auch Adare Manor für jedermann zugänglich. Teetime-Aspiranten müssen nicht mal auf dem Parkplatz übernachten, sie sollten lediglich das nötige Kleingeld mitbringen.
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Station im Gopher State erinnert an Caddyshack
Letzter Schauplatz der laufenden Dekade ist Hazeltine National. Zum zweiten Mal nach 2016 gastiert der Ryder Cup im Gopher State Minnesota. Das Gänge-grabende Erdhörnchen, auch Ziesel genannt, hat im Kintopp-Klamauk Caddyshack schon Greenkeeper Carl Spackler alias Bill Murray zum Wahnsinn getrieben. Vor sieben Jahren durfte US-Skipper Davis Love III im Speckgürtel der Twin Cities Minneapolis-St. Paul die Schlappe von 2012 wettmachen, als er vornehmlich durch Fehlentscheidungen beim Set-up des Platzes für die sonntäglichen Einzel den Europäern unter Kapitän José María Olazábal das „Miracle of Medinah“ ermöglicht hatte.
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Der Mulligan von Minnesota wiederholt sich
Getreu des Mottos „Wer vom hohen Ross fällt, muss sofort wieder in den Sattel steigen“ bekam Love III umgehend seinen Mulligan of Minnesota und nutzte den mit einem 17:11 über das Ensemble von Darren Clarke zum zweiten von nur drei US-Erfolgen in diesem Jahrtausend. Demnächst darf der PGA-Champion von 1997 noch mal ran, jedoch nicht als Kapitän. Er wurde mit einer Generalüberholung des von Robert Trent Jones entworfenen und 1962 eröffneten Platzes beauftragt. Dort gewann übrigens Europas englische Ryder-Cup-Legende Tony Jacklin 1970 als amtierender Champion Golfer of the Year von Royal Lytham & St Annes die US Open.
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Einer der lebenswertesten Orte in den USA
Hazeltine National liegt auf dem Boden der Gemeinde Chaska, dem Verwaltungszentrum von Carver County. Vor allem in der Altstadt am Minnesota River vermittelt sich dem Besucher ein Eindruck vom indianischen Erbe. Chaska war vom späten 18. bis weit ins 19. Jahrhundert ein Umschlagplatz des Fell- und Pelzhandels mit den in der Region ansässigen Indigenen vom Stamm der Dakota, besser bekannt als Sioux. Später stieg die Stadt dank des qualitativ hochwertigen Lehmbodens zu einem Zentrum der Backstein-Produktion auf und gilt bis heute als eine der lebenswertesten Orte der USA.
Camiral 2031 und Green Eagle 2035?
Dazu zählt laut Umfragen auch stets San Francisco, wenig verwunderlich. Im Olympic Club, dem ältesten Sportverein der Welt, steigt der Ryder Cup 2033. Das freilich wird erst ein Thema, wenn die Europäer endlich ihren Austragungsort für 2031 gefunden haben. Immerhin deuten sich schon Kandidaten an: Camiral Golf & Wellness, das einstige PGA Catalunya, wird aktuell als Favorit für die Austragung der 48. Matches um den Ryder Cup gehandelt.
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„Den Ryder Cup muss man sich verdienen“
Damit wären die Spanier wenigstens für 2035 aus dem Weg: Dann peilt nämlich Michael Blesch, Eigner des DP-World-Tour- und neuerdings auch Ladies-European-Tour-Schauplatzes Green Eagle Golf Courses bei Hamburg, mit dem gerade entstehenden West Course die Bewerbung an. Der sagt übrigens: „Lasst uns erstmal bauen. Ich plane wirtschaftlich nicht für einen Ryder Cup, der wäre ,nur' das Sahnehäubchen als Dreingabe. Einen Ryder Cup muss man sich verdienen. Das ist eine Ehrung!“
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