Sein Vorsprung vor dem Finaltag im Golfclub Oberstaufen-Steibis war schon so groß, dass er eigentlich nur noch neun Löcher hätte spielen müssen, ohne den Titel damit zu gefährden. Paul Sierocincski vom Golfclub Bad Wörishofen drückte der Vierplätzetournee der Golfer im Allgäu seinen Stempel auf. Er war der Triumphator, dem Historisches gelang: der Gesamtsieg bei der Tournee mit Einzelerfolgen bei allen vier Turnieren in den Golfclubs Oberstdorf, Ottobeuren, Wiggensbach und Steibis.
Vierplätzetournee: Wie einst Hannawald
So wie einst Sven Hannawald 2002 bei der Vierschanzentournee der Skispringer in Oberstdorf, Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen, die Pate steht für die Idee der beiden Organisatoren Michael Fischer und Martin Eulgem.
Sierocinski rückte erst kurz vor dem Auftakt der Tournee nach, weil seinen Mitstreitern im Team "Die vier glorreichen Halunken" ein Golfer abgesprungen war. "Es war mega, die Stimmung war über alle Tage klasse", so Sierocinski. "Die Teilnehmer hatten immer ein Lachen auf den Lippen und die beiden Jungs haben das richtig gut gemacht. Riesiges Kompliment." Sierocinski hatte in der Gesamtwertung über alle vier Stationen 115 Brutto-Punkte gesammelt und lag damit klar vor seinen Kontrahenten. Bei den Frauen war es an der Spitze wesentlich spannender. Die Entscheidung fiel erst auf der letzten Runde in Steibis. Letztlich gewann Anke Lohmann (Varmert) mit 55 Brutto-Punkten.
Alle Ergebnisse der Einzel- und Teamwertungen gibt es HIER.
Spektakulärer Auftakt auf der Heini-Klopfer-Skiflugschanze
Der Auftakt der Vierplätzetournee war spektakulär, denn der Höhepunkt für die Golfer war erneut eine Sonderwertung mit Abschlag von der Heini-Klopfer-Skiflugschanze in Oberstdorf. Es galt, den Ball möglichst nahe an der Fahne im Schanzenauslauf zu platzieren – über 340 Meter Entfernung und 130 Meter Höhenunterschied. "Das sind ungefähr 200 Meter carry", sagte Turnierchef Fischer. Diese Herausforderung meisterte Jochen Weiler vom GC Bad Überkingen am besten. Sein Golfball landete in 14 Metern Entfernung zur Fahne.
Emotionale Achterbahnfahrt für die Organisatoren
90 Golferinnen und Golfer waren 2020 dabei. Die Mehrzahl war extra für die Turnierwoche ins Allgäu gekommen. Als Urlauber. Und die Region zeigte sich einmal mehr von ihrer besten Seite. Landschaftlich wunderbar, mitten im goldenen Herbst. Mindestens genauso bunt wie die Blätter an den Bäumen und das Laub auf den Fairways war die Auswahl der vier Plätze - angefangen auf der südlichsten Golfanlage Deutschlands in Oberstdorf über die "Flachland-Allgäuer" in Ottobeuren und den Platz mit Deutschlands höchstem Abschlag in Wiggensbach bis hin zum Golfclub Oberstaufen-Steibis.
Eigentlich war die zweite Auflage der Vierplätzetournee schon im Mai 2020 geplant, die Startplätze für die Turnierwoche waren bereits im Dezember 2019 ausgebucht. Und dann kam die Corona-Krise. Der Termin im Mai war irgendwann nicht mehr zu halten, die Folgen der Pandemie nicht absehbar. Umso glücklicher war Fischer jetzt beim Finale der Tournee in Oberstaufen: "Im Mai standen wir erst einmal da und wussten nicht, ob wir die Tournee heuer überhaupt noch machen sollen. Aber die Stimmung war so positiv, wir haben so viel Zuspruch bekommen. Ja, und jetzt war auch der Wettergott noch auf unserer Seite. Was will man mehr", sagte er. Es war zwar eine abgespeckte Form der Vierplätzetournee. Ohne Rahmenprogramm, ohne Siegerehrung, ohne Abschlussgala. "Aber dafür hatten heuer alle Verständnis", meint Fischer weiter.
2021 geht es weiter
Die Planungen für die dritte Auflage im kommenden Jahr laufen bereits auf Hochtouren. Dann soll von 17. bis 21. Mai 2021 wieder im Allgäu abgeschlagen werden. An den vier Turnier-Plätze wird - wie beim großen Bruder, der Vierschanzentournee, nicht gerüttelt. Fischer: "Es wird aber auch Neues geben. Möglicherweise zum Beispiel eine Extra-Wertung für Senioren und einen separaten Abschlag für die Damen an der Schanze mit geringerer Entfernung."
(Text: mit Vierplätzetournee Allgäu)