Profisport Damen

US Women’s Open in der Rosenstadt: Alle Augen auf Nelly Korda und Lexi Thompson

30. Mai. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Nelly Korda und Lexi Thompson im Fokus bei der US Women's Open. (Foto: Getty)

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Was für ein charmanter Zufall, dass der amerikanische Golfverband USGA das bedeutendste Damenturnier der Welt dieses Jahr ausgerechnet in der Red Rose City inszeniert. Lancaster liegt in Pennsylvania und ist eine von Amerikas ältesten Inlandsstädten, im örtlichen Country Club gibt sich heuer die globale Elite ein Stelldichein zur US Women’s Open. Freilich, begonnen hat die Woche eher mit einem Erdbeben: Lexi Thompson hat die Golfwelt daran erinnert, dass die Rose des vermeintlich glamourösen Lebens eines Sportstars jede Menge Dornen haben kann, um im Bild zu bleiben.

Sichtbarkeit und Zugänglichkeit fordern Tribut

Fast zwei Jahrzehnte lang hat Alexis Noel Thompson (29) Profil und Persönlichkeit fürs US-Damengolf hingehalten. Sie war Gesicht und Galionsfigur, erst Wunderkind, dann Aushängeschild. Sie lieferte, was Solheim-Cup-Kapitänin Stacy Lewis unlängst von Superstar und Seriensiegerin Nelly Korda zum Wohl des Damengolfs verlangt hat: Sichtbarkeit, Zugänglichkeit, „jede Woche ein paar Stunden für die Medien“.

 

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Stets und in allem Bella figura

Lexi Thompson war Everbody’s Darling, lächelte in jede Kamera, war bei den Fans präsent, schmiss sich für eine Fotostrecke ins Damengolf-Outfit der 1900er-Jahre, machte in allem und stets Bella figura. Schon einmal, 2018, hatte sie sich der Bühne und dem Rampenlicht monatelang verweigert, hatte dem permanenten Fokus der Öffentlichkeit und der Sorge um ihre an Krebs erkrankte Mutter Tribut zollen müssen, sprach zwischendrin in langen Statements über ihre mentalen Probleme. „Ich habe mich schon seit geraumer Zeit nicht mehr wirklich wie ich selbst gefühlt und nehme mir daher die Zeit, um meine mentalen Batterien wieder aufzuladen und mich abseits des Profigolfsports auf mich selbst zu konzentrieren“, schrieb sie seinerzeit auf Instagram.


„Obwohl dies eine erstaunliche Reise war, war sie nicht immer einfach. Seit ich zwölf Jahre alt bin, ist mein Leben als Golferin ein Wirbelwind aus ständiger Aufmerksamkeit, Kontrolle und Druck. Die Kameras sind immer eingeschaltet und halten jeden Schwung und jeden Moment auf und neben dem Golfplatz fest. Die sozialen Medien schlafen nie, und Kommentare und Kritik überschwemmen mich aus der ganzen Welt.“

Lexi Thompson über Ruhm und Rummel


„Ein wenig Zeit für mich selbst“

Nun spielt sie endgültig nicht mehr mit. Buchstäblich. Nach dieser Saison soll Schluss sein mit dem professionellen Golf. „Ich freue mich auf das nächste Kapitel in meinem Leben. Zeit mit meiner Familie, meinen Freunden und meinem treuen vierbeinigen Begleiter, den Havaneser Leo. Und natürlich freue ich mich auch auf ein wenig Zeit für mich selbst“, sagte Thompson bei ihrem Medienauftritt in Lancaster, der zu einer Art Epilog ihrer Karriere geriet, die sie 2007 als Zwölfjährige und damals jüngste Qualifikantin aller Zeiten bei der US Women’s Open begonnen hat. „Hier begann der ganze Traum, auf der LPGA-Tour zu spielen und gegen die Besten anzutreten. Ich dachte, es wäre nur richtig, dann auch hier das Ende einzuläuten.“

 

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Mit 29 zum 18. Mal in Serie am Start

Die 29-Jährige nimmt heute zum 18. Mal (!) in Serie das Major in Angriff, bei dem sie vergangenes Jahr am Cut scheiterte und einen geteilten zweiten Platz 2019 als beste Platzierung in der Bilanz hat. Die USGA hat bei der Zusammensetzung der Spielgruppen für passende Gesellschaft gesorgt: Rose Zhang wird von einem ähnlichen Wunderkind-Ruf umweht wie Thompson seinerzeit. Dritte im Bunde bei der Nachmittagssession ist die zweifache australische Majorsiegerin und 2022er-Open-Gewinnerin Minjee Lee.

 

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Enorme Vorschusslorbeeren für Weltranglistenerste

Die erkorene Hauptdarstellerin des zweiten Damenmajors der Saison macht sich gute fünfeinhalb Stunden früher an die Arbeit. Und vor Thompsons Rücktrittserklärung schien diese 79. US Women’s Open auf ein Gesicht und eine einzige Geschichte reduziert: auf die historische Saison von Nelly Korda mit sechs Siegen bei sieben Starts. Die 25-Jährige geht bei den Buchmachern mit Vorschusslorbeeren für eine US Open ins Turnier, wie sie bislang bloß Tiger Woods 2009 in Bethpage Black hatte, wo der Superstar am Ende doch „nur“ Sechster wurde. Sprich: Bei den derart niedrigen Wettquoten von 3,3:1 für Korda gibt’s eigentlich kaum was zu holen. ZumVergleich: Dahinter rangiert Rose Zhang – mit 18:1.

Kurs ist für Kordas Spiel fast maßgeschneidert

Wie beim Männerbranchenprimus Scottie Scheffler und Augusta National erscheint das Spiel der Weltranglistenersten für den anspruchsvollen Parcours des Lancaster Country Club beinahe maßgeschneidert, den sein Schöpfer William Flynn, ein Verfechter der Kombination von geistiger und körperlicher Anstrengung, 1919 quasi als Workout angelegt hat. Dort braucht es Kordas starke Drives und einen hohen Ballflug. Den Rest könnte sie mit ihrem verbesserten Kurzspiel und Putting erledigen.

Bei den Damen gibt es kein Green Jacket und keine Claret Jug, die US Women’s Open ist damit nicht nur das höchstdotierte (12 Millionen Dollar, 2,4 Millionen Dollar für die Titelträgerin), sondern vor allem das prestigeträchtigste Major. Korda „muss“ es fast gewinnen, um ihre Vormacht- und Ausnahmestellung endgültig zu zementieren.

 

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Deutsches Sextett um Alexandra Försterling

Bei derartigem Fokus tritt nahezu in den Hintergrund, dass Deutschland mit einem starken halben Dutzend vertreten ist, angeführt von der dreifachen LET-Siegerin Alexandra Försterling, die mit dem Rückenwind ihres Erfolgs beim Amundi German Masters nach Pennsylvania gereist ist. Caroline Masson, Sophia Popov, Isi Gabsa, Chiara Horder und die „nachnominierte“ Esther Henseleit komplettieren das schwarz-rot-goldene Aufgebot. Mal sehen, ob eine aus dem Sextett oder irgendjemand anderes aus der Beletage des Damengolf der Dominatorin Korda die Schau stehlen kann.

Autogramme mit „Fluppe“ im Mundwinkel

Definitiv braucht es dafür eine ganz besondere Performance. Während der Trainingstage hat Charley Hull schon mal auf sehr unkonventionelle – und eher ungesunde – Weise gezeigt, wie man für Aufmerksamkeit sorgen kann, als die exzentrische Engländerin einen auf John Daly machte und mit qualmender „Fluppe“ im Mundwinkel Autogramme gab. Ästhetisch ist eindeutig anders.

 

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