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US Open

US Open 2023: Rickies Rekordrunde – Auch Fowler profitiert von einem neuen Putter

16. Jun. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

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Genugtuung: Er war weg vom Fenster, irgendwo in den dreistelligen Abgründen der Weltrangliste, Sir Nick Faldo hat sich über ihn lustig gemacht, Majors fanden ohne ihn statt und für manche war er bereits ein alternder It-Boy. Egal, wie diese 123. Open am Ende für ihn ausgeht – Rickie Fowler hat der Golfwelt gestern mit seiner Rekordrunde für eine „Offene Amerikanische“ gezeigt, was eine Harke ist. Die 62, die später auch Olympiasieger Xander Schauffele aufs Tableau brachte und endlich Johny Millers uralt Rekord von 1962 knackte, war eine eindrucksvolle Demonstration, dass der 34-jährige Kalifornier Golf nicht verlernt oder es neu erlernt hat. Zehn Birdies musst Fowler dafür aufgrund seiner zwei Bogeys spielen, auch das ein bislang einmaliger Vorgang in der Geschichte der US Open. In der Statistik „Strokes gained: Approach“ gehörte er zu den Besten, auf den Grüns war der Players-Champion von 2015 der Beste. Was einmal mehr beweist, dass auf einem Design für denkende Spieler wie LACC North schiere Länge natürlich hilfreich ist, aber keine entscheidende Rolle spielt.

 

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Dazu passt, dass die Wahl des Putters offenbar bei dieser US Open ein Riesenthema ist, siehe auch Scottie Schefflers Zauberstab-Tausch. Fowler war Anfang des Jahres auf einen Odyssey Versa Jailbird mit fettem Griff und einem „rutschhemmenden“ Tape auf der Sohle umgestiegen, hatte den „Short Stick“ dann Anfang der Woche nochmals um ein Achtelinch (3,1 Millimeter) gekürzt – so kleinteilig geht’s zu bei der Raketenwissenschaft Putten. Das Ergebnis: Fowler benötigte gestern lediglich 25 Putts. Sein letzter Erfolg liegt übrigens vier Jahre zurück – 2019 gewann er in Scottsdale die Phoenix Open.

 

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Buhrufe im Netz für den North Course

Der härteste Test im Golf? Von wegen. Die Netz-Gemeinde sieht das traditionelle Etikett der US Open gefährdet, nachdem gestern Rickie Fowler und Xander Schauffele mit 8 unter Par (70) eine neue Bestmarke für die „Offene Amerikanische“ aufgestellt und überdies den Majorrekord von Branden Grace bei der Open Championship in Royal Birkdale 2017 geteilt haben. Ebenso einmalig und noch nie in der US-Open-Historie vorgekommen ist, dass es andererseits keine Runde von 80 oder mehr Schlägen gab. In der Nachmittagssession wurden zudem mehrere 64er- und 65-Runden geschossen, von Dustin Johnson und Wyndham Clark (64) bzw. von Rory McIlroy und Brian Harman (65). Insgesamt 37 Spieler lagen am Ende des Tages unter Par, weitere 18 bei Even. Das schmeckte den Fans gar nicht. Nachfolgend ein paar Auszüge des Unmuts:

Es läuft auf den Grüns für Scottie Scheffler
Geht doch: Er kam als Top-Platzierter in allen „Strokes gained“-Statistiken nach Los Angeles, wie es einem Weltranglisten-Ersten gebührt. Nur auf den Grüns haperte es mächtig bei Scottie Scheffler. Auch er entschied sich deshalb für einen Schlägerwechsel, und mit dem schließlich gewählten Scotty Cameron Timeless Tourtype GSS lief’s beim Auftakt dieser 123. US Open für den 26-jährigen Texaner. Scheffler benötigte 29 Putts für seine 67 mit fünf Birdies, machte statistisch anderthalb Schläge gegenüber seinem bisherigen Schnitt gut, nachdem er in seinen beiden jüngsten Starts auf den Grüns pro Runde desaströse dreieinhalb Schläge verloren hatte. Runde und war anschließend dementsprechend zufrieden: „Echt klasse. Der Ball lief gut und fiel auch ordentlich.“ Wenn das gestern keine Eintagsfliege ist und sich solides Putten zu Schefflers Spitzenwerten in den drei wichtigsten „Strokes gained“-Kategorien „Off the Tee“, „Approach“ and „Tee to Green“ gesellt, dann wird der Masters-Sieger von 2022 bei der Vergabe der US-Open-Trophäe ein gewichtiges Wort mitreden. Jon Rahm ist übrigens Zweiter im „Tee to Green“, allerdings mit fast einen ganzen Tag. Für den Spanier, der 2021 in Torrey Pines gewann, spricht allerdings seine blendende Kalifornien-Bilanz. Nimmt man Rahms Turnierresultate im „Golden State“ seit 2013, so liegt er insgesamt 283 unter Par, sagenhafte 56 Schläge besser als jeder andere Teilnehmer an dieser US Open.

 

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Charlie Woods vertritt den Papa

Guck mal, wer da (zu-)guckt: Während Tiger Woods dieser US Open wegen seiner Reha nach der erneuten OP am lädierten rechten Fuß fernbleiben muss, vertritt der Junior den GOAT im Los Angeles Country Club. Unter den Zuschauern am Rand des North Course war auch Charlie Woods, der natürlich von den Golf-Fotografen auf Schritt und tritt beobachtet wird.

Jung-Tiger hatte zuvor eine Übungsrunde im Riviera Country Club absolviert, wo sein Vater Gastgeber des Genesis Invitational ist.

Rory McIlroy schweigt weiterhin

Stumm geschaltet: Was gibt es eigentlich zu Rory McIlroy zu sagen – außer, dass er seine Auftaktrunde mit Bogey auf dem 18. Grün zur 65 eher unerquicklich beendet hat? Nichts. Weil der vierfache Majorsieger sich einen Maulkorb verpasst hat, um nun ja nicht in irgendeine Debatte über LIV, PIF und so verwickelt zu werden. „Rors“ hatte deswegen schon die eigentlich obligatorische Pressekonferenz abgesagt und blieb auch gestern Abend seinem Schweigegelübde treu. Er hat mittlerweile nur einen Fokus: Die Jagd aufs fünfte Major. Verständlich, nachdem er sich zuvor als Stimme des Establishments und Wortführer des Widerstands gegen den Konkurrenz-Circuit aufgerieben hatte, aber dennoch von der Volte der PGA Tour und der Verbrüderung mit den Saudis eiskalt erwischt worden war, sich nun zurecht verraten und ein „bisschen wie ein Opferlamm“ fühlt.

Fowler, Spieth und Thomas erwägen Fußballinvestment

Ballsportler: Womöglich begegnen sich Saudis und Tour-Golfer demnächst auch auf einem anderen Spielfeld. Wie Rickie Fowler vor der US Open erzählt hat, überlegen er, Justin Thomas und Jordan Spieth eine finanzielle Beteiligung am englischen Fußballclub Leeds United. Der gerade aus der Premier League abgestiegene Club steht vor einem Besitzerwechsel und der Übernahme durch die US-Investmentgruppe 49ers Enterprises, bei der die drei Pros einsteigen wollen. Den Saudis wiederum gehört bekanntlich der Erstligist Newcastle United.

Conor Moore parodiert Spieler-Meeting

Unvermeidlich: Wo bleibt bei dem ganzen Getöse um die Kooperation zwischen PGA Tour und Saudis eigentlich Conor Moore mit der passenden Parodie? Keine Sorge, hier ist der Ire mit seiner Version eines Spieler-Meetings:

Mittlerweile kursieren in der Frage einer Entschädigung für die tourtreuen Spieler übrigens Gerüchte, dass Rory McIlroy, Jon Rahm und Co. Kompensationszahlungen aus einem Topf erhalten sollen, den der saudische Staatsfonds PIF als neuer Investitionspartner der Tour ganz direkt für diesen Zweck zur Verfügung stellt. Bekanntermaßen hatten etliche Stars dem mit sofortiger Sperre verbundenen Lockruf des Gelds widerstanden und stehen nun etwas gelackmeiert da, wenn die Überläufer dank des Friedensschlusses mit vollgestopften Taschen und unter welchen Auflagen auch immer in den Schoß der Tour zurückkehren dürfen.

Eine US Open als Kampf gegen den Krebs

Wahre Liebe: Jedes Major hat seine besondere Story, und diese 123. US Open macht keine Ausnahme. Im Feld der 156 Starter feiert Corey Pereira sein US-Open-Debüt. Der 28-Jährige hat in diesem Jahr gerade mal 54 Löcher Turniergolf gespielt, die Quali fürs Major nämlich, nachdem er im vergangenen Herbst sein Bag in die Ecke gestellt hatte statt sich auf der Q-School um die verlorene Karte für die Korn Ferry Tour zu bemühen. Der Grund ist Pereiras Freundin Leah Bertuccelli, bei der ein Rhabdomyosarkom festgestellt worden war. Normalerweise erkranken nur Kinder an diesem aggressiven Weichteilkrebs. Die beiden hatten sich an der University of Washington kennen gelernt, Bertuccelli war damals als Stabhochspringerin im Leichtathletik-Team. „So ehrgeizig ich auch bin, ich habe kein bisschen Bedauern empfunden oder das Gefühl, dass ich etwas verpasse“, sagte Pereira zu seiner Entscheidung: „Leah hat mich bei jedem Schritt meiner Profikarriere begleitet und immer sehr unterstützt. Jetzt war es Zeit, sie zu unterstützen.“ Zweimal pro Monat fährt er sie seither zu den mehrtägigen, extrem anstrengenden Therapiesitzungen samt Bestrahlung, kümmert sich um den gemeinsamen Haushalt und sorgt als Motivationscoach und Trainingspartner noch dafür, dass die Patientin Sport macht In dieser Woche verlagert Leah Bertuccelli ihr Bewegungsprogramm an den Rand der Fairways des Los Angeles Country Club. Sie hat sich entschieden, die ohnehin auslaufende Therapie zu unterbrechen und Corey Pereira bei diesem besonderen Golf-Einsatz zu begleiten. Er hofft, dass sie durchhält – und sie hofft, „dass es über 72 Löcher geht“.

Der Zoo am 14. Abschlag

Affenzirkus: Wer während der Übertragungen dieser 123. US Open genau hinhört, wird bei Bildern vom Abschlag an Loch 14 vielleicht das eine oder andere Mal Affengekreische im Hintergrund gehört haben. Ja, Sie dürfen ihren Ohren ruhig trauen. Tatsächlich befindet sich in der Gegend eine Art Mini-Zoo. Der hat seinen Platz auf dem Grundstück des nahe gelegenen Playboy Mansion. Der Legende nach hat Hugh Hefner, der 2017 verstorbene Gründer des Männermagazins, den Affenzirkus initiiert, um den Los Angeles Country Club zu ärgern, der ihm jahrelang eine Mitgliedschaft verweigert hat. Andere wiederum sprechen von der Schenkung einer Voliere für exotische Tiere, um den Club in Sachen Aufnahme gnädig zu stimmen.

Rosen und Fische statt Golfplätze

Zum Schluss: Wussten Sie eigentlich … Dass George C. Thomas, der geniale Architekt des North Course im Los Angeles Country Club, plötzlich das Interesse an Golfplatz-Design verloren hat? 1928, ein Jahr nach dem Umbau des Ensembles, der eigentliche einem Neubau gleichkam, hängte Multitalent Thomas seine Passion an den Nagel und wandte sich der wissenschaftlichen Betrachtung von Rosen und pazifischen Wildfischen zu. „The Captain“ starb 1932 im Alter von 58 Jahren in seinem Haus in Beverly Hills. Er hatte für seine grandiosen Schöpfungen Riviera, Bel-Air und LACC North nie einen Cent an Honorar genommen.

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