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US Masters 2024: Der Augusta National verdient zig Millionen und lässt trotzdem viel liegen

10. Apr. 2024 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Das US Masters im Augusta National ist ein Millionengeschäft für den Club. (Foto: Getty)

Das US Masters im Augusta National ist ein Millionengeschäft für den Club. (Foto: Getty)

Das US Masters, eines der prestigeträchtigsten Golfturniere der Welt, ist nicht nur ein sportliches Großereignis, sondern auch ein wirtschaftliches Phänomen. Der Augusta National Golf Club, Veranstalter des ersten Majors des Jahres, nimmt in wenigen Tagen zig Millionen ein. Und lässt Weitere liegen. Warum bleiben Ticketpreise vergleichsweise niedrig? Warum kostet die Verpflegung in unserer durch-kommerzialisierten Welt kaum mehr als vor 30 Jahren? Und einen TV-Vertrag haben die Granden aus Augusta bisher auch nicht unterzeichnet.

Die Chance an Tickets für das US Masters zu kommen, liegt bei der jährlichen Lotterie bei rund 0,5%. Es gibt also 200 Bewerberinnen und Bewerber pro Ticket. Laut Business Insider präsentierten sich die Ticketpreise 2023 für das Turnier wie folgt: Für eine Übungsrunde wurden 100 Dollar und für eine Turnierrunde 140 Dollar berechnet. Im Vergleich dazu verlangt die US Open etwa 75 Dollar für eine Übungsrunde, während die Preise für Turnierrunden zwischen 175 und 235 Dollar liegen. Über die Zahl der verkauften Tickets wird an der Magnolia Lane übrigens eisern geschwiegen. Schätzungen gehen von ca. 40.000 Patrons pro Turniertag aus.

Das US Masters 2024 im Liveticker

Das US Masters 2024 im Liveticker

Gewaltige Preisunterschiede bei Tickets für das US Masters

Eine interessante Tatsache ist der enorme Preisunterschied im Sekundärmarkt. Auf Portalen wie StubHub oder Vivid Seats, die Tickets privater Käuferinnen und Käufer veräußern, erreichen die Eintrittskarten ein Vielfaches ihres Nennwerts. So werden für den Mittwoch Tickets zu Preisen von rund 1.500 Dollar gehandelt, während die Preise für die eigentlichen Turniertage zwischen 1.500 und 2.000 Dollar schwanken. Für einen Turnierpass, der vier Tage gültig ist, werden 6.000-7.000 Dollar aufgerufen. Der Augusta National könnte also ein Vielfaches dessen nehmen, was er über den Direktverkauf verdient. Doch das würde Golffans mit "normal" gefülltem Geldbeutel ausschließen und schließlich will man ja auch "echte" Patrons auf der Anlage haben, wenn das Turnier läuft. Allerdings auch nur dann, denn die Mitgliederpolitik könnte nach wie vor nicht restriktiver sein.

Neben den Eintrittspreisen sind auch die Kosten für Verpflegung und Getränke bemerkenswert günstig. Im letzten Jahr kostete beispielsweise ein Pimento Cheese und Egg Salad Sandwich nur 1,50 Dollar, eine Flasche Wasser zwei Dollar und ein Bier fünf Dollar. Das US Masters ist jedoch nicht nur für die Golfbegeisterten von Bedeutung. Es generiert schätzungsweise etwa 70 Millionen Dollar Umsatz durch den Verkauf von Merchandise-Artikeln allein in der Turnierwoche. Das entspricht einem täglichen Umsatz von rund 10 Millionen Dollar. Golf Digest hat ausgerechnet, dass pro Minute 16.000 Dollar in den Fanshops umgesetzt werden. Besonders bei der Verpflegung vor Ort könnte deutlich mehr Geld gescheffelt werden. Doch wie schon bei den Ticketpreisen, wäre es dann kaum noch erschwinglich und nicht das familiäre Erlebnis für alle, das es bis heute ist.Ca. 70 Millionen Dollar werden jährlich beim Masters mit Merchandise umgesetzt. (Fotos: Getty) Ca. 70 Millionen Dollar werden jährlich beim Masters mit Merchandise umgesetzt. (Fotos: Getty)

Lieber Bilder-Hoheit als TV-Vermarktung

Der Augusta National Golf Club, der das Turnier organisiert, wählt auch bei der Medienvermarktung einen unkonventionellen Weg. Während die US Open fast 100 Millionen Dollar jährlich aus einem inländischen Medienvertrag erzielt und das US Masters fast die doppelte Fernsehzuschauerzahl hat, entscheidet sich der Club gegen einen traditionellen TV-Vertrag. Stattdessen produziert der Augusta National die Übertragungen selbst und finanziert sie durch ausgewählte Partner wie zum Beispiel IBM, Rolex und Mercedes. Das gibt auf der anderen Seite natürlich die Möglichkeit, sich so darzustellen, wie man es selbst für richtig hält. Und das liegt den Herrschaften im exklusivsten Golfclub der Welt bekanntlich besonders am Herzen.

Der wirtschaftliche Einfluss des Turniers auf die lokale Gemeinschaft in Augusta, mit einer Bevölkerung von 202.000 Menschen, ist enorm. Geschätzt wird ein jährlicher wirtschaftlicher Einfluss von rund 120 Millionen Dollar. Besonders während der Turnierwoche vermieten viele Einwohner ihre Häuser, was eine bedeutende Einnahmequelle darstellt. Dazu gibt es sogar Sonderferien an den Schulen, damit sich ganze Familien ausquartieren oder Jobs rund um das US Masters annehmen können.

Flugverkehr stellt Super Bowl in den Schatten

Auch der regionale Flughafen von Augusta erlebt einen wahren Ansturm. Während an einem normalen Tag alle 30 Minuten ein Flugzeug startet oder landet, erhöht sich diese Frequenz in der Turnierwoche auf alle fünf Minuten. Der Flughafen verzeichnet so viel privaten Luftverkehr, dass eine der Start- und Landebahnen zum Parken der Flugzeuge genutzt wird. Es landen etwa 1.500 Privatflugzeuge während des Turniers, mehr als beim Super Bowl in Las Vegas (ca 1.000), berichtet der amerikanische Journalist Jared Dorfler.

Die Preispolitik folgt dem Wissen, dass man nicht alles mit Geld kaufen kann. Dass zeigt sich besonders dann, wenn der Augusta National die Hoheit über die Fernsehbilder lieber bei sich hält als sie für eine dreistellige Millionensumme zu verkaufen. Glücklicherweise ist der Gedanke aber auch präsent, wenn es um die einmalige Atmosphäre auf der Anlage geht. Denn die wäre dahin, wenn sich nicht so viele Menschen für das US Masters begeistern würden und sich auch eine Eintrittskarte leisten könnten.

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