Bernhard Langer im Interview vor dem US Masters 2023
Bernhard Langer: "Ich möchte weiterhin Turniere gewinnen"
30 Jahre sind vergangen seit Ihrem denkwürdigen zweiten US-Masters-Sieg hier im Augusta National im Jahr 1993. Welche Erinnerungen und Emotionen haben Sie, wenn Sie an diesen Sieg zurückdenken?
Bernhard Langer: Zum einen ist es unglaublich, dass es schon 30 Jahre her ist, zum anderen war es ein Riesenerfolg für mich, das zweite Mal das US Masters Turnier zu gewinnen. Vor allen Dingen konnte ich es mit vier Schlägen Vorsprung richtig genießen, die letzten ein, zwei Bahnen zu spielen. Die Standing Ovations am 18. Grün mit den Tausenden von Zuschauern waren schon ein besonderes Erlebnis. Zum anderen war es am Ostersonntag. Ich bin Christ und da zelebrieren wir ja die Auferstehung von Jesus Christus.
Dies ist Ihre 40. Teilnahme beim US Masters, und in dieser Zeit ist Augusta National viel länger und enger geworden. Welche der jüngsten Platzänderungen hat sich Ihrer Meinung nach am stärksten ausgewirkt?
Bernhard Langer: Ich denke viele der Veränderung haben sich ausgewirkt. Speziell in diesem Jahr ist Loch Nummer 13 nun 35 Yards länger geworden und es gibt einen anderen Winkel vom Abschlag, was bedeutet, die Spieler können nicht mehr über die Bäume schlagen und dann mit einem Eisen acht oder Eisen sieben das Grün attackieren. Sie müssen jetzt wirklich das Dogleg entlang spielen, was glaube ich dazu führen wird, dass sie eher ein Eisen vier oder noch mehr ins Grün brauchen werden, was natürlich den Schlag viel schwieriger macht. Es wird dort mehr Bogeys geben und nicht mehr so viele Eagles, wie das früher der Fall war.
Ihre Karriere ist geprägt von einer Fülle von Rekorden wie 121 Profisiegen, 45 Champions-Tour-Siegen und 11 Senior Majors. Was ist der Schlüssel zu Ihrem anhaltenden Erfolg?
Bernhard Langer: Da gehören einige Dinge dazu - ein guter Caddie, eine gute Familie, der Manager, der Trainer und vor allen Dingen sehr viel Arbeit und Fleiß. Ich bin in der glücklichen Lage, über viele Jahre erfolgreich gewesen zu sein.
In diesem Jahr haben Sie Hale Irwins monumentale Leistung von 45 Siegen auf der Champions Tour eingestellt; ein Rekord, von dem viele dachten, er würde nie erreicht werden. Das nächste Ziel ist nun sicherlich, den alleinigen Rekord zu halten. Wie hat es sich angefühlt, erneut Geschichte zu schreiben, und was würde es für Sie bedeuten, alleiniger Rekordhalter zu sein?
Bernhard Langer: Es war ein Wahnsinnsgefühl in Naples, als ich den Rekord eingestellt habe. Vor allen Dingen weil meine Familie und Freunde dabei waren. Wir konnten es gemeinsam feiern und genießen. Es war etwas ganz Besonderes, weil ich selber auch lange nicht daran geglaubt habe, das zu schaffen. Jetzt ist natürlich das nächste Ziel, den Rekord selber zu haben und noch ein weiteres, mindestens ein weiteres Turnier zu gewinnen.
"Ich freue mich auf die nächsten Tage"
Nach fast 50 Jahren als Profigolfer und so vielen Rekorden gibt es keinen Zweifel mehr an Ihrer Leistungsbereitschaft und Leidenschaft. Was sind jetzt Ihre Ziele auf der Champions Tour?
Bernhard Langer: Ich möchte weiterhin das Beste geben und Turniere gewinnen, eventuell Majors und noch einige Jahre das genießen, was ich mir erarbeitet habe. Es macht mir einfach Spaß.
Wie fühlen Sie sich vor der Masters-Woche, was Ihre Fitness und Form angeht?
Bernhard Langer: Ich fühle mich recht gut. Körperlich ist alles in Ordnung, was natürlich sehr wichtig ist, gerade auf diesem Platz, weil er sehr hügelig und lang ist. Ich freue mich auf die nächsten Tage.
Welche Erwartungen haben Sie an das anstehende Masters und was sind Ihre Ziele diese Woche?
Bernhard Langer: Mein Ziel ist es den Cut zu schaffen und vielleicht sogar auf dem Leaderboard aufzutauchen. Das wird natürlich immer schwieriger. Der Platz wurde in diesem Jahr wieder um fast 100 Yards verlängert. Ich werde immer kürzer, die anderen Spieler werden immer länger. Es wird nicht einfach sein. Aber es ist eine große Herausforderung und ich freue mich drauf.
Das Masters ist berühmt dafür, dass es jedes Jahr ehemalige Champions einlädt, wieder an den Start zu gehen. Sie sind einer der fittesten Golfer jeder Generation. Wie lange hoffen Sie, beim Masters antreten zu können?
Bernhard Langer: Ich habe vor noch einige Jahre zu spielen, aber viele meiner Kollegen in meinem Alter haben inzwischen schon aufgehört.
"Die Form von Jon Rahm über die letzten Monate ist unglaublich"
Mercedes-Benz hat eine einzigartige Hommage an Sie und Jon Rahm kreiert, die zwei Generationen der besten Spieler der Welt feiert. Wie gefällt Ihnen das Kunstwerk?
Bernhard Langer: Es ist unglaublich. Man kann es hier im Hintergrund sehen. Ein wirkliches „Piece of Art“, eine wunderschöne Gestaltung von Golfgeschichte und Mercedes-Benz. Der „Perfect Drive“ mit dem Auto, aber auch auf dem Golfplatz.
Was beeindruckt Sie an Jon Rahms jüngster Formkurve? Glauben Sie, dass er diese Woche gewinnen kann?
Bernhard Langer: Die Form von Jon Rahm über die letzten Monate ist unglaublich gewesen. Er hat sehr viele Turniere gewonnen, war öfters auch vorne dabei. Er spielt unheimlich beständiges Golf, wirklich großartig, und ich denke schon, dass er hier große Chancen hat, dieses Jahr zu gewinnen.
Wer, außer Jon Rahm, wird Ihrer Meinung nach diese Woche um das Green Jacket kämpfen?
Bernhard Langer: Das sind natürlich sehr viele Spieler. Ich glaube Scottie Scheffler fühlt sich hier sehr wohl. Jordan Spieth hat ein tolles kurzes Spiel. Aber es gibt auch sicher noch 30- 40 weitere Spieler, die man hier auch erwähnen müsste. Es wird sicher spannend werden.
"Wenn Tiger einigermaßen gut drauf ist, kann er auch wieder gewinnen"
Tiger Woods trotzt weiterhin allen Widrigkeiten und kehrt nach Augusta zurück, wo er zweifellos antritt, um um den Sieg mitzuspielen. Wie würden Sie seinen Einfluss auf das Golfspiel und seine historische Beziehung zum Masters zusammenfassen?
Bernhard Langer: Er ist ein Ausnahmespieler, schon von klein auf gewesen - als Kind, als Junior, Amateur und dann Profi. Er war immer einer der Besten und hat viele Rekorde erreicht, wo andere nie hinkommen. Er war dominant über viele Jahre, wurde dann verletzt und viele haben ihn abgeschrieben und nach einigen Jahren gewinnt er dann wieder das Masters. Er fühlt sich hier glaube ich sehr wohl auf dem Golfplatz und Tiger Woods darf man nie abschreiben. Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Er liebt das Golfspielen, trainiert fleißig, ist bis auf die Verletzungen die er hatte fit. Wenn er einigermaßen gut drauf ist, kann er auch wieder gewinnen.
Morgen findet das Champions Dinner statt, eine weitere besondere Masters- Tradition, an der Sie in den letzten vier Jahrzehnten teilgenommen haben. Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an das Dinner und welches Menü eines Siegers ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Bernhard Langer: Die schönsten Erinnerungen sind sicher das Zusammensein mit den anderen Spielern für zwei, drei Stunden. Vijay Singh hat damals glaube ich thailändisches Essen serviert. Das war etwas ganz Besonderes, eine Delikatesse. Was mir weniger geschmeckt hat, war das Haggis von Sandy Lyle.
In der Golfwelt wird aktuell die Frage um einen möglichen Einsatz von Bällen mit flugreduziertem Verhalten für Profi- und Elite Amateurevents diskutiert. Wie stehen Sie diesem Thema gegenüber? Befürworten Sie die Initiative und die Idee dahinter
Bernhard Langer: Ich glaube ein Teil der Faszination im Golf ist, dass die Bälle sehr weit fliegen. Das lieben alle Spieler. Das gab es bisher noch nicht im Golf, dass Profis dann jetzt andere Bälle spielen, d.h. die sehr guten Spieler spielen ein anderes Produkt wie die weniger guten Spieler. Ich bin nicht überzeugt von der Sache.
Die Liste der Teilnehmer des Masters 2023 ist wie immer prall gefüllt mit den hochkarätigsten Namen des Golfsports.
Interview geführt von Tim Bausch für Mercedes Benz