Hideki Matsuyamas Karriere wäre wohl anders verlaufen, hätte er im April 2011 nicht die Chance gehabt, damals noch als unerfahrener 19-Jähriger, beim großen US Masters zu spielen. Er hatte ein Jahr zuvor, 2010, die Asian Amateur Championship gewonnen und sein Ticket für die Reise in den Augusta National Golf Club gelöst. Eine Abfolge an Ereignissen, die nun, zehn Jahre später, angesichts seiner fabelhaften dritten Runde und dem damit einhergehenden Favoritenstatus auf das Green Jacket, schicksalhaft wirkt.
Hideki Matsuyama: "Ich bin dem Augusta National zu großem Dank verpflichtet"
Denn obwohl Hideki Matsuyama sich für das US Masters 2011 qualifizierte, war seine Teilnahme lange Zeit ungewiss. "Als ich zum ersten Mal hier spielte", erzählte Matsuyama, "war es eine sehr schwierige Zeit in Japan, gerade hatte ein Erdbeben und der Tsunami stattgefunden, und ich war nicht sicher, ob ich zum Masters kommen könnte oder nicht."
Den Widrigkeiten zum Trotz reiste der Japaner nach Augusta - und diese Reise sollte ihm sowie der Golföffentlichkeit noch lange Zeit in Erinnerung bleiben. Matsuyama spielte ein tolles Turnier. Er beendete es als bester Amateur auf dem geteilten 27. Platz, die interanationale Golfpresse staunte über den japanischen Amateur. "Diese Erfahrung - zu wissen, dass ich mit anderen Profis spielen konnte - gab mir wirklich viel Selbstvertrauen. Ich bin den Mitgliedern von Augusta National zu großem Dank verpflichtet, denn ohne sie wäre ich heute nicht hier", resümierte Matsuyama zehn Jahre später über diese Erfahrung.
Wie beim diesjährigen US Masters war es auch damals der Moving Day, der für den Japaner herausstach. Er spielte eine 68, nur Adam Scott, Bubba Watson und Angel Cabrera schossen an jenem Tag tiefer. Für Matsuyama war diese Runde prägend: "Besonders die 68 in der dritten Runde, das ist eine Runde, die ich nie vergessen werde. Ich erinnere mich noch daran, wie ich vom 18. Grün runterging und Steve Stricker gerade das neunte Loch beendete, vom neunten Loch runterging und mich sah und sagte: 'Gut gespielt, Hideki!' Das ist eine Erinnerung, die ich in Ehren halten werde."
US Masters 2021: Der erste japanische Majorsieger?
Seitdem ist der Augusta National ein ganz besonderer Ort für den mittlerweile 29-Jährigen, doch seine Begeisterung für das US Masters gärt bereits länger: "Ich habe viele tolle Erinnerungen daran, wie ich als kleiner Junge das Masters angeschaut habe. Das erste Mal, als ich es sah, war Tiger Woods der Sieger. Eine andere tolle Erinnerung ist, als er an der 16 den Hügel hinunter chippte, dieser Putt ging einfach rein. Ich habe immer davon geträumt, dass ich eines Tages hier spielen kann." Diesen Traum hat sich Matsuyama längst erfüllt. Seit 2011 reist er im April jeden Jahres nach Georgia, verpasste das Turnier seitdem nur 2013. Er spielte auch schon einige Male oben mit. 2015 wurde er fünfter, ein Jahr später geteilter siebter. Vergangenes Jahr, als das Masters im November stattfand, spielte er abermals solide und beendete das Turnier auf dem geteilten 13. Platz.
Obwohl Matsuyama vor dem Turnier von den Wenigsten zu den Favoriten gezählt wurde, wäre sein Triumph keine allzu große Überraschung. Dass der Augusta National dem Japaner liegt, war seit etlichen Jahren bekannt. Doch davon will er selbst noch nichts wissen. Angesprochen darauf, was sein möglicher Masters-Sieg - er wäre der erste männliche japanische Majorsieger - für sein Heimatland bedeuten würde, antwortete er bescheiden: "Ich bin mir nicht sicher, wie ich die Frage beantworten soll. Alles, was ich tun kann, ist, mich gut vorzubereiten, mein Bestes zu geben und morgen das Beste daraus zu machen."
Kurios: Die Regenunterbrechung als Initialzündung
Kurioses erzählte Matsuyama auch darüber, wie er Regenunterbrechung am Moving Day verbrachte. Er hatte gerade auf der elften Bahn abgeschlagen, als das Horn ertönte. Über eine Stunde später wurde die Runde fortgesetzt und Matsuyama spielte die restlichen acht Bahnen furios mit sechs unter. Die Frage, die ins Auge springt: Was hat Matsuyama in dieser Stunde gemacht, dass er nach der Unterbrechung so fantastisch aufspielte? Die Antwort: "Ich habe die Stunde damit verbracht, im Auto zu sitzen und auf mein Handy zu schauen."