Denken Sie einen Moment an die Driving Range ihres Heimatclubs. Kommen Ihnen da rostige Ballautomaten, abgespielte Abschlagmatten, löchrige Körbe in den Sinn? Das ist sicherlich zugespitzt formuliert, wäre aber nicht unüblich. Denn denken Sie an die Driving Range eines fremden Platzes, auf dem Sie zuletzt waren, dürfte sich das Bild nur marginal verändern. Die Driving Range auf dem Golfplatz besitzt meistens wenig Glanz, die Ansprüche an sie sind naturgemäß klein - genug Platz soll sie bieten, ein paar überdachte Abschläge wären nicht schlecht, und bestenfalls sind die Bälle nicht älter als Ihr Lieblingsputter.
Diese Driving Range ist das staubige Relikt einer dahinsiechenden Gattung, die massiv vom Aussterben bedroht ist, denn ein neuer Buhler hat die Bühne betreten. Im Vergleich mit der TopGolf-Variante einer Driving Range wirkt das Exemplar vor Ihrem Clubhaus bestenfalls wie ein graues Mäuschen. Die Neue im Revier setzt Maßstäbe in der Unterhaltung und das Konzept explodiert förmlich in den USA. Und ganz nebenbei könnte dabei einiges für die Zukunft des Golfsports herausspringen.
Das Beste aus Darts, Bowling und Golf
Auf den ersten Blick wirkt die Aufmachung der TopGolf-Einrichtungen wohl eher abschreckend auf den gemeinen Europäer: Überdimensionale Lettern markieren den Firmennamen, buntes Neonlicht soll ein modernes Bild vermitteln. Doch spätestens, wenn man auf der Rückseite angekommen ist, überwiegt das Wow-Gefühl. Eine dreistöckige Driving Range vor einem etwa 220 Meter langen Zielbereich. Die über 100 Abschlagboxen präsentieren sich im Stil einer Bowling-Bahn: Sitzgelegenheiten, ein Tisch, Getränke und Speisen direkt am Ball, sozusagen. Dazu zwei Monitore: Einer, um die Ergebnisse des eigenen Spiels nachzuverfolgen, einer, um Sportereignisse mitlaufen zu lassen - der Sportsbar-Charakter gehört zum Konzept.
Im Landebereich sind verschieden große Ziele, die wie Dartscheiben aussehen, in unterschiedlichen Distanzen angeordnet - etwa 20 bis 220 Meter weit weg. Sie zu treffen ist der Antrieb, durch einen Chip im Ball wird der genaue Landepunkt digital an das System in der Abschlagbox zurück geschickt, das je nach Spielvariante die Punkte zählt und abbildet. Zwischen fünf verschiedenen Spielen können die Golfer wählen, von denen viele gar keine Golfer sind. Laut TopGolf bezeichnet sich 70 Prozent ihrer Kundschaft als Nichtgolfer.
TopGolf | Die Spiele |
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TopGolf | Das Aushänge-Spiel: Die Spieler sammeln Punkte, indem sie die unterschiedlichen Ziele treffen: Je weiter das Ziel entfernt, und je näher der Ball an der Mitte, umso mehr Punkte gibt’s aufs Konto. |
TopChip | Für Anhänger des kurzen Spiels: Fünfmal auf ein rotes Ziel, fünfmal auf ein gelbes Ziel, zehnmal auf ein grünes Ziel. Ein Ziel-Treffer gibt Punkte, wird aber ein falsches getroffen, gibt’s Minuspunlte. |
TopPressure | Gefühl und Präzision ist gefragt: Es gilt alle Sektoren im gelben Ziel zu treffen. Ist die erste Runde geschafft, gibt es in der zweiten und dritten Stufe Multiplikatoren zu verdienen – aber Vorsicht: Zweimal der gleiche Sektor und es gibt Minuspunkte. |
TopBreak | Golf-Snooker: Das Ziel ist, immer abwechselnd ein rotes und ein farbiges Ziel zu treffen. Je weiter das farbige Ziel entfernt, desto höher die Punkte. |
TopShot | Vier Ziele gilt es in aufsteigender Distanz-Reihenfolge zu treffen, der Spieler hat fünf Versuche pro Ziel. Je weiter Entfernt die Start-Distanz, desto höher das Schwierigkeits-Level. |
Von Range-Langeweile zur heißesten Location im Golf
Während die Golf-Industrie an allen Ecken mit Umsatzeinbußen und roten Zahlen zu kämpfen hat, boomt TopGolf. Der Ursprung des Unternehmens liegt in England: Ende der 1990er-Jahre stehen zwei Brüder auf der Driving Range und überlegen, getrieben von der sie überkommenden Langeweile, wie man das Driving-Range-Erlebnis aufpeppen könnte. Genau zu wissen, wo der Ball landet, danach Punkte vergeben und sich miteinander messen, eine Kombination aus Wettbewerb und Unterhaltung - die Idee war geboren.
Im Jahr 2000 eröffneten sie die erste Range dieser Art in der Nähe von London, 2004 verkauften sie die Lizenz an einen amerikanischen Investor. Er übernahm das Konzept und erweiterte es - typisch amerikanisch - um einen Haufen Flatscreens, Neonlichter und - nicht typisch amerikanisch - gutes Essen. Der Erfolg war sensationell. Innerhalb kürzester Zeit lancierte die erste Einrichtung in Alexandria, im Bundesstaat Virginia, zu einem der angesagtesten Freizeitziele der Stadt.
Wie in einem TopGolf-Märchen
Was folgte war Wachstum in Dimensionen, von denen Geschäftsleute meist nur träumen: 2013 und 2014 verdoppelte sich die Zahl der TopGolf-Einrichtungen nahezu, bis zum Ende 2017 wollen die Verantwortlichen 50 TopGolf-Center eröffnet haben, mit 18 Millionen Besuchern jährlich. Das Unternehmen setzt vor allem auf lokales Marketing und Exklusivität, wer zu den Stoßzeiten kommt, der muss sich unter Umständen auf vier Stunden Wartezeit einstellen.
Das Überraschende: Die Menschen tun es, sie warten stundenlang auf eine Box. Und sie kommen wieder. TopGolf ist nämlich neben Driving Range und Sportsbar auch noch eine Party Location: Wenn die Sonne versinkt, die Ziele bunt erleuchtet sind und die alkoholischen Getränke höher frequentiert werden, dann wird auch die Musik lauter. Regelmäßig finden Motto-Partys statt, ein DJ legt auf der Dachterrasse auf, es wird getanzt und gegolft.
Leichter Einstieg, großer Zuspruch
Vor allem die junge Generation ist davon angezogen. Der GolfDigest erklärte Tom Leverton, CEO von TopGolf, die Chancen dessen: "Wir sehen eine komplett neue Gruppe, die mit Golf in Kontakt kommt, die normalerweise nicht mal in die Nähe eines Platzes gehen würde. Wir haben die Hürden des Einstiegs abgeschafft." Runtergebrochen könnte man sagen: Ein Spieleparadies für Jedermann, wie auch Randy Starr, Chef der Entwicklungsabteilung, das Feedback der Leute beschreibt: "Die Leute sagen: Wow, das ist etwas, das ich mit meiner Familie machen kann. Das ist etwas für meine Geschäftstermine. Das ist etwas, das ich mit meiner Kirchen-Gruppe machen kann. Das kann ich mit meinen Kindern tun. Wir brauchen das hier in unserer Stadt."
Wie viele von den TopGolf-Golfern auch den Schritt auf dem Platz wagen, darüber gibt es noch keine Zahlen. Und wie TopGolf auf Golf-Post-Anfrage mitteilte, soll die Expansion vorerst auf die USA beschränkt bleiben. Die Preise variieren nach Wochentag und Uhrzeit zwischen 20 und 40 Dollar pro Stunde für eine Box, die von bis zu sechs Spielern genutzt wird. Und zu guter Letzt dürfen auf die clubeigenen Driving Ranges aufatmen: Zum Aufwärmen und Trainieren braucht es den ganzen Glitter nicht.
TopGolf in Deutschland?
Heiß diskutiert ist in der Golf-Post-Redaktion die Übertragbarkeit des Konzeptes nach Deutschland - würde TopGolf hier funktionieren? Auf der einen Seite sind da Golf und Neon-Glitter. Ob das den Geschmack der Deutschen trifft, ist fraglich. Auf der anderen Seite steht Golf bei TopGolf in einem komplett anderen Kontext, und zwar nicht elitär, sondern spaßig, unterhaltsam, gesellig. Die GolfLounge in Hamburg macht es mit einem ähnlichen Konzept erfolgreich vor. Wenn die Botschaft rüberkommt, und die Leute es genauso erleben, könnte TopGolf auch in Deutschland eine Zukunft haben - und Golf insgesamt einen neuen Anstrich verpassen.
Tolles Konzept, dass ich in Houston-Texas zum ersten Mal ausprobieren konnte.
Macht super Spaß und keine Sekunde langweilig. Selbst erfahrene Golfer und Neulinge zusammen auf einer Range gesehen, die mächtig Spaß hatten. Für Familien oder auch Gruppenaktivität absolut zu empfehlen.
Ich habe es in Miami ausprobiert. Huer gibt es schon 3 anklagen. Eine vierte ist im aufbau. Es war wirklich spassig und eine andere art golf zu spielen. Meine frau habe ich nicht zum traditionellen golf uebereden zu koennen, aber dieses spiel hat sie gefangen. Ich glaube es hat potential viele neue menschen zu fangen. Hoffentlich kommt es bald nach Deutschland ( oder Danmark)
Hallo Community,
habe TopGolf gerade in Dallas kennengelernt.
Wenn es das in Berlin gibt, bin ich der erste Kunde
Stefan
Ich persönlich denke dass es gut funktionieren würde. Ich selbst war schon mal bei TopGolf in den USA und muss sagen dass es unglaublich viel Spaß macht. Hier in Deutschland benötigt man ja leider eine Lizenz um überhaupt Golf spielen zu dürfen. Natürlich spielen die Kosten dabei auch eine große Rolle.
Allerdings ist das bei TopGolf keineswegs der Fall. Es ist relativ günstig und macht einen höllen Spaß. Auch wenn man null Erfahrung mit Golf gemacht hat, ist es ein schöner Zeitvertreib für groß und klein.
Ich persönlich würde mich darüber freuen, wenn TopGolf es über den Atlantik und bis nach Deutschland schaffen würde.
Interessantes Geschäftsmodell, das sicherlich auch in D funktionieren wird. Allerdings schätze ich ein, dass diese Zielgruppe weniger am Golf an der frischen Luft interessiert ist. Zu wenig Alkohol, zu weite Wege, zu kalte Umgebung und dann noch das hohe Gras, das dürfte diese Klientel eher weniger am „richtigen“ Golf begeistern.