Tiger Woods steht mit dem Rücken zur Wand. Wegen seiner Rücken-OP Ende März konnte er in dieser Saison bis jetzt lediglich fünf Turniere spielen. Seine lange Pause macht sich in diversen Wertungen bemerkbar: Nicht nur die FedExCup-Playoffs sind in Gefahr, sondern auch seine Teilnahme am kommenden Ryder Cup. Das WGC Bridgestone Invitational und die PGA Championship sind die letzten Chancen für den 38-Jährigen, sein Saisonende zu retten.
Tiger Woods über seine Verletzung: "Zehrender, als ich dachte"
Über die Jahre hinweg konnte sich Tiger Woods' Verletzungsbilanz sehen lassen, aber keine einzige seiner bisherigen Blessuren - das gab er im Vorfeld des WGC Bridgestone Invitationals zu - sei härter gewesen als seine jüngste Rückenverletzung. "Es gibt keinen Vergleich zwischen Knie und Rücken", sagte die Golfikone am Mittwoch, "mit dem Knie fertig zu werden und sich davon zu erholen ist so viel einfacher, als von einer Rücken-OP zurückzukehren. Ich hatte Verletzungen an der Achillessehne, Knieverletzungen, aber diese Sache ist einfach ganz anders. Sie ist irgendwie zehrender, als ich dachte."
Keine Ausnahmen für verletzte Spieler beim Saison-Finale
Auf dem Medientag für The Barclays am Dienstag warf Woods Verletzungspause die Frage auf, ob für den Golfstar beim ersten Turnier der FedExCup-Playoffs eine "medizinische Ausnahme" möglich sei, er also auch dann teilnehmen dürfe, wenn er sich nicht mehr über das Ranking regulär qualifizieren kann. Die Antwort von PGA Tour Commissioner Tim Finchem hätte kaum klarer ausfallen können: "Nein", sagte er, "es ist nicht nur ein Playoff-Event, es ist ein einjähriger Wettkampf. So etwas würde die konkurrierende Natur des Wettstreits trüben."
Derzeit befindet sich Woods auf dem 215. Platz des FedExCup-Rankings, in die Playoffs ziehen aber nur die ersten 125 Spieler ein. Wahrscheinlich wird der ehemalige Weltranglistenerste sowohl beim WGC Bridgestone Invitational als auch bei der PGA Championship eine Top-3-Platzierung erreichen müssen, um die Kurve in die Playoffs hinein noch zu bekommen. In einer ähnlichen Situation hatte sich Woods bereits 2011 nach beinahe drei Monaten Verletzungspause befunden - damals landete er außerhalb der begehrten 125.
Eindeutiger Vorteil bei der World Golf Championship
Die Chancen, dass er beim WGC Bridgestone Invitational an diesem Wochenende mit einer Topplatzierung abschließt, stehen allerdings gut. Achtmal konnte er sich im Firestone Country Club bereits die Trophäe sichern und ist als Vorjahressieger außerdem der derzeitige Titelverteidiger. Auch der Platz für die PGA Championship liegt ihm - als das Turnier das letzte Mal im Valhalla Golf Club ausgetragen wurde, konnte Woods den Titel mit nach Hause nehmen. Allerdings ist die letzte Austragung in Valhalla inzwischen auch schon 14 Jahre her.
Bei seinen ersten beiden Turnieren nach der Zwangspause hatte Woods allerdings seine liebe Mühe gehabt. Bei der British Open vor zwei Wochen fuhr er eines der schlechtesten Major-Ergebnisse seiner Karriere ein, zuvor hatte er bei der Quicken Loans National den Cut verpasst. Diese Bilanz sorgt für Kopfzerbrechen im Hinblick auf die nächsten Tage.
Wieder ein Herbst ohne Tiger Woods?
Wenn Tiger Woods diese Topleistungen nicht gelingen, wird sich die PGA Tour erneut einem Herbst ohne ihren größten Star gegenübersehen. Das war bereits einmal im Jahr 2008 der Fall gewesen, als Woods die zweite Hälfte der Saison verpasste, sowie 2011, als er nach einem verpassten Cut bei der PGA Championship mit Platz 132 im FedExCup-Ranking aus dem Teilnehmerfeld für die Playoffs herausfiel.
Auch der Ryder Cup könnte dann ohne die amerikanische Legende stattfinden, denn derzeit befindet sich Woods auf Platz 70 der Rankings - weit entfernt von den automatisch für das Team qualifizierten ersten Neun. Der einzige Weg ins Team wäre für ihn momentan Tom Watsons Captain's Pick. Das einzige Mal, dass Tiger Woods den Ryder Cup bisher verpasste, war 2008, als er sich gegen Ende der Saison einer Knie-OP hatte unterziehen müssen und das amerikanische Team ohne ihn den Cup gewann.
Sein Gewinner-Geist allerdings ist weiter ungebrochen. Auf die Frage eines Reporters am Montag, was nach all den Jahren im Rampenlicht seinen Kampfgeist weiter erhielte, antwortete der 14-fache Majorsieger: "Weiter zu siegen, ich genieße das voll und ganz. Das ist der Grund, warum ich schon seit jungen Jahren spiele. [...] Für mich fühlt sich die Erfüllung davon gut an, fähig zu sein sich vorzubereiten und dann rauszugehen und es zu schaffen. Ich habe das nicht verloren. Ich sehe das auch sicher nie passieren." Eben jenen Kampfgeist gilt es nun an diesem Wochenende wieder zu erwecken, damit noch eine Chance auf ein Saisonfinale mit Tiger Woods besteht.