Es gibt kaum ein Land in Europa, in dem Urlaub so günstig ist wie in Bulgarien. Sonne, Strand, Schwarzes Meer. In Slancev Brjag kostet ein halbes Bier gerade einmal gut 50 Cent. Party ist dort rund um die Uhr - und das in einem Land, in dem der monatliche Durchschnittsverdienst zwischen 300 und 500 Euro liegt und das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zwischen Aserbaidschan und Kolumbien rangiert. Nein, Bulgarien würde wahrscheinlich kaum jemand spontan mit Luxus in Verbindung bringen, geschweige denn mit dem Golfsport.
Aus der Feder von Gary Player - mit Tinte von Krassimir Gergow
An dieser Stelle kommt Krassimir Gergow ins Spiel. Der Medien- und Werbemogul gilt als einer der einflussreichsten Unternehmer Bulgariens, ist Präsident des nationalen Golfverbands und Bauherr des Thracian Cliffs Golf Resort. Knapp 50 Kilometer nördlich der Hafenstadt Varna entstand in den vergangenen fünf Jahren auf 4,5 Kilometern entlang der Schwarzmeerküste einer der spektakulärsten Golfplätze der Welt, mitten zwischen rauen Klippen und türkisem Wasser.
Gergow hat sich dafür den neunfachen Major-Sieger Gary Player ins Boot geholt. Dieser hat rund um den Globus bereits über 300 Golfplätze entworfen und nun auch den 85 Hektar großen Thracian Cliffs designt. Und obwohl der 77-jährige Player in den vergangenen fast 60 Jahren unzählige spektakuläre Plätze selbst gespielt hat, sagt er: „Ich habe noch nie auf einem Platz gespielt, auf dem man an jedem einzelnen Loch das Meer sehen kann. Das ist ein Platz, wie man ihn auf dem Planeten kein zweites Mal findet.“
Blick auf's Meer von jedem einzelnen Loch
Noch besser als Pebble Beach, was bislang als Players Lieblingscourse galt, sei jener Platz. Player schwärmt zu Recht. Die ersten acht Löcher schlängeln sich fast durchwegs an abschüssigen Klippen entlang. Jede Spielbahn der Anlage könnte als Signature Hole gelten. Offiziell ist dies aber das sechste Loch: Der Abschlag liegt hoch oben an der Spitze einer Klippe, das Grün befindet sich etwa 200 Meter entfernt und 40 Meter weiter unten auf einer Halbinsel im Meer. Da dürfte wohl selbst einem erfahrenen Golfer bei der steifen Meeresbrise und dem Blick auf den Abgrund sowie das extrem schmale Fairway das Händchen zittern.
An diesem Loch wurde im Mai 2011 auch die Eröffnung des Platzes gefeiert. Am nächsten Loch geht es ähnlich spektakulär weiter: Der Abschlag an Bahn sieben, einem 346 Meter langen Par 4, wurde mitten ins Schwarze Meer gebaut. Um auf Nummer sicher zu gehen, bedarf es hier schon einem Schlag knapp 180 Meter carry über die wogenden Wellen. Auch wenn es vom Design her so aussieht, es sei kein typischer Linkskurs, meint Player.
European Tour erstmals in Bulgarien
Am kommenden Wochenende kommt erstmals die European Tour an die thrakischen Klippen zur Volvo World Matchplay Championship. Für den krisengeschüttelten Turnierkalender in Europa ist das Resort in Kavarna ein Glücksfall. Spanien verlor in diesem Jahr aufgrund der Wirtschaftskrise sechs Turniere, unter anderem eben auch die Volvo World Matchplay Championship. Dank Oligarchen wie Gergow fließen in Bulgarien aber noch die Millionen, die die European Tour braucht. Zudem will sich Hauptsponsor Volvo stärker auf dem osteuropäischen Markt etablieren.
Zum genießen:
Thracian Cliffs, von jedem Abschlag das Meer zu sehen, nicht schlecht. Aber es gibt einen Platz im Norden von Marbella in den Bergen, da sieht man von jedem Abschlag das „Horn von Gibraltar“. Auch nicht schlecht. War mal ein toller Platz vor 30 Jahren, habe ihn seit dem nicht mehr gespielt. Zu der Zeit waren mehr Platzarbeiter als Spieler zugegen. Wenn öffentlich zugänglich, unbedingt mal probieren, wenn man eh´ an der Costa del Golf ist.