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The Riviera Country Club: Hollywoods Spielwiese droht in Flammen aufzugehen

09. Jan. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Jerry Lewis und Dean Martin drehten ihre Komödie "The Caddy" im Riviera Country Club. (Fotos: Twitter.com/@TVandFilmStars und Getty)

Jerry Lewis und Dean Martin drehten ihre Komödie "The Caddy" im Riviera Country Club. (Fotos: Twitter.com/@TVandFilmStars und Getty)

1250 Capri Drive, Pacific Palisades, CA 90272 ist das, was man gemeinhin Adresslage nennt: Auf dem Ziegelsteinmäuerchen vor der blickdichten Hecke steht in schlanken Lettern „The Riviera Country Club“, dahinter liegt inmitten des Häusermeers der westlichen Ausläufer von Los Angeles die Spielwiese Hollywoods. Über rund 100 Hektar Fläche breitet sich das splendide Refugium aus, ein Privatclub natürlich; unterhalb des massigen „Vereinsheims“ im spanischem Stil ergießt sich durch den Santa Monica Canyon einer der ikonischsten Golfplätze Amerikas.

Noch haben die Brände nicht auf den Platz übergegriffen

So jedenfalls war das Bild bis zum 7. Januar. Dann griffen die Waldbrände in der Umgebung auf Los Angeles über, verwandelten die Stadt der Engel vor allem an der nordwestlichen Peripherie in eine Feuerhölle und machten auch vor der noblen Nachbarschaft von Pacific Palisades nicht halt. Noch haben die Flammen den längst evakuierten Riviera Country Club nicht erobert, aber das scheint nur eine Frage der Zeit angesichts des Wassermangels und der Santa-Ana-Winde – nicht von ungefähr Teufelswinde genannt –, die im Januar zwar normal, aber selten so böig und stürmisch sind.

Ähnlich Schlimmes wie in den Hollywood Hills ist zu befürchten, immerhin trennen den schicken innerstädtischen Landclub keine 20 Kilometer von der Traumfabrik, die gerade einen Albtraum erlebt – wenngleich es wohl ein Nichts wäre im Vergleich zu den bislang elf Todesopfern, den vernichteten Existenzen, der Zerstörung von Hab und Gut, den Schäden an Seele und Substanz. Bei aller Golfliebe, diese Relativierung muss sein.

Wohl kein Platz hat mehr Promis gesehen

Angesichts der aktuellen Situation ist auch die im Februar anstehende Ausgabe des Genesis Invitational (13. bis 16.) akut bedroht. Selbst wenn Riviera verschont bliebe: Wer will schon eine opulente 20-Millionen-Dollar-Party inmitten eines nachapokalyptischen Trümmer- und Aschefelds feiern? Das wäre denn doch unangemessen, ignorant und pietätlos.

Nein, es dürfte so gut wie feststehen, dass die 2025er-Ausgabe des Traditionsturniers mindestens verlegt wird, dessen Gastgeber Tiger Woods dort 1992 vor nunmehr 33 Jahren – als Highschool-Zehntklässler – seinen ersten Start auf der PGA Tour absolvierte. Seinerzeit war der gerade 16-Jährige zwar mit seinem Wunderkindstatus schon ein Star, der wahre Protagonist damals wie heute freilich ist „The Riv“. Wohl kein Golfplatz auf dem Planeten hat im Lauf seiner Geschichte mehr Promis gesehen. Werfen wir einen Blick zurück, in der Hoffnung, dass es kein Nekrolog wird:

Film-Set und Bühne großer Wettbewerbe

Die Anfahrt bereits ist standesgemäß, vom Nobelviertel Beverly Hills geht‘s rund 13 Kilometer lang nahezu ausschließlich auf dem legendären Sunset Boulevard nach Pacific Palisades, vorbei an Filmstudios und Refugien wie dem Los Angeles Country Club oder dem Bel-Air Country Club. LA hat eine Handvoll megaexklusiver Golfanlagen. Bel-Air zum Beispiel ist einige Monate älter als Riviera, der Los Angeles CC möglicherweise um ein paar Mitgliedermillionen reicher.

Doch Riviera mit seiner einzigartigen Melange aus Mythos und Marketing ist seit der Eröffnung 1926 ein Universum für sich und in gleich mehrfacher Weise wahrlich ein Tummelplatz der Traumfabrik. Hier golfen nicht nur von jeher Kintopp-Berühmtheiten und sonstige Größen: Regisseure verlegten den Film-Set aufs üppige Grün und ließen spielen, zudem war das Areal von jeher Schauplatz großer Wettbewerbe.

Reitunterricht für eine spätere Diva

Dabei ging es nicht immer bloß um Golf, wenngleich die Annalen mit allein vier Majors – der US Open 1948, der PGA Championship 1983 und 1995 sowie der US Senior Open 1998 – diesbezüglich bereits gut bestückt sind. Auf den damals noch existierenden Polo-Anlagen von Riviera wurden einige Reiterwettbewerbe der Olympischen Sommerspiele von Los Angeles 1932 ausgetragen. Zehn Jahre später nahm dort eine Nachwuchsschauspielerin Reitunterricht, die auf der Leinwand wie im Leben zur vielleicht größten Diva aller Zeiten werden sollte: Liz Taylor. Mit dem Familien- und Pferdestreifen „National Velvet“ („Kleines Mädchen, großes Herz“) avancierte die Zwölfjährige zum Kinderstar.

Elizabeth Taylor zu Pferde. (Foto: Getty)

Elizabeth Taylor zu Pferde. (Foto: Getty)

Klamauk-Kino und Hogan-Biographie

1953 wiederum blödelte und sang sich das kongeniale Duo Jerry Lewis/Dean Martin – letzterer ebenso Clubmitglied wie „Rat Pack“-Kumpel Sammy Davis Jr. – im Zelluloid-Klamauk „The Caddy“ über Rivieras Fairways. Als Statisten ließen sich sogar Golfer vom Kaliber eines Ben Hogan, Byron Nelson und Sam Snead einspannen, die als beherrschende Akteure ihrer Zeit gelten.

1951 hatte Glenn Ford in der Biographie „Follow the Sun“ eben jenen Ben Hogan und dessen dramatische Karriere verkörpert; zahlreiche Szenen entstanden in Hogans zweiter sportlicher Heimat Riviera, wo „The Hawk“ 1947 und 1948 die Los Angeles Open und dann im Juni ‘48 auch seine erste von vier US Open gewann. Seit dieser Erfolgsserie trägt der Riviera-Golfplatz den Beinamen „Hogan‘s Alley“.

Stummfilmstars und die Golf-Weltelite

Selbst, als auf der Leinwand noch nicht gesprochen wurde, war der Club für Hollywood eine angesagte Hausnummer. Zu den frühen Mitgliedern gehörten die Stummfilm-Idole Mary Pickford und Douglas Fairbanks; das Paar war unter anderem maßgeblich an der Gründung der Academy of Motion Picture Arts and Sciences beteiligt, die vergangenen Sonntag zum 92. Mal ihre begehrten goldenen Gesellen verteilt hat, besser bekannt als Oscars. Wer im 21. Jahrhundert dem Riviera Country Club angehören will, muss 250.000 Dollar Eintrittsgebühr hinblättern.

Von Kino-Beau Douglas Fairbanks ist übrigens überliefert, dass er gern Prämien für besonders gute Golfergebnisse auslobte, beispielsweise anlässlich der Los Angeles Open 1929, die unter dem Sponsoring der Hyundai-Luxusauto-Marke Genesis heuer zum 59. Mal in Pacific Palisades ausgetragen wird. 400 Dollar Prämie winkten vormals demjenigen, der den Platzstandard am deutlichsten unterbot; 2020 spielt das Feld mit neun Akteuren aus den Top-Ten und 30 aus den Top-50 der Weltrangliste um einen Preisgeldtopf von 9,3 Millionen Dollar.

Bogart und seine obskure Thermoskanne

Es liegt sicherlich an der Extrovertiertheit, die solche Veranstaltungen mit sich bringen, dass Riviera nie Probleme mit der Aufnahme von Mitgliedern hatte, die im Licht der Öffentlichkeit stehen und naturgemäß gelegentlich für allerhand Rummel sorgen. So lesen sich gerade frühe Clubchroniken wie Hollywoods Who‘s Who: Charlie Chaplin, Walt Disney, Howard Hughes, Rita Hayworth, Gregory Peck, das Ehepaar Katherine Hepburn und Spencer Tracy, um nur einige wenige zu nennen. Tarzan-Legende Johnny Weissmüller war bekannt für weit fliegende Bälle, der fünffache Schwimm-Olympiasieger pflegte einen äußerst kraftvollen Golfschwung.

Und über Clubmitglied Humphrey Bogart schrieb der Los-Angeles-Times-Sportjournalist und Pulitzer-Preisträger Jim Murray mal: „Bogart saß gern unter dem Baum am Zugang zum zwölften Loch, im Mantel und mit einer Thermosflasche, von der nur der liebe Gott wusste, was sie enthielt.“

Charity und der Start einer kapitalen Karriere

Später hielten Bob Hope und Bing Crosby ihre berühmten Charity-Turniere in Riviera ab oder zockten einfach um Lochgewinne und Schlagverluste. „Detektiv Rockford“ James Garner ließ an der Bar seinen Charme spielen. Peter Falk vertauschte den zerknitterten Trenchcoat gegen das Golfer-Habit und erholte sich auf der Runde von den Ermittlungsarbeiten als TV-Privatdetektiv Columbo.

1992 stand ein hochtalentierter Teenager namens Eldrick Tont Woods auf dem Plateau vor der Clubhaus-Terrasse und drosch seinen Abschlag ins Tal, der amtierende US-Amateur-Champion nahm per Ausnahmegenehmigung und Sponsoreneinladung an der Nissan Open teil, dem ersten Profigolfturnier seiner kapitalen Karriere.

Tiger Woods im Riviera Country Club. (Foto: Getty)

Tiger Woods im Riviera Country Club. (Foto: Getty)

Intelligentes Spiel statt Kraftmeierei

Das Geläuf selbst, dies soll nicht unerwähnt bleiben, gehört mit seiner grandiosen Gestaltung zu den wenigen Kursen aus Amerikas sogenanntem „Goldenen Zeitalter der Golfplatz-Architektur“ zwischen 1910 und 1940, die sich im weitgehend originären Layout dem „Weltraum“-Material bei Schlägern wie Bällen und der Spielerathletik des modernen Golfsports widersetzen. Designer George C. Thomas heuerte vor genau 100 Jahren nur unter der Bedingung eines unbegrenzten Etats an und schuf ein wirkliches Meisterstück.

Das gesamte Country-Club-Projekt verschlang die damals horrende Summe von 243.827,63 Dollar. 15 Layout-Varianten entwarf Thomas, bis ihm der Plan passte, nach 18 Monaten Bauzeit war das Werk vollbracht und fand großen Anklang. Der Augusta-National-Schöpfer Dr. Alister MacKenzie lobte den Kurs als „so perfekt, wie man es nur machen kann“. Bobby Jones spielte 1931 eine 73 und fragte sich angesichts des Schwierigkeitsgrads, wie die Mitglieder zurecht kommen: „Wo sollen die denn spielen?“

 

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Die Zehn: Eines der weltbesten Par-4

Bis heute zählt das Par-71-Ensemble zu den großen strategischen Plätzen im Golfplatz-Atlas. Der Kurs ist einer aus der alten Schule – keins der modernen Monster, deren erste Schwierigkeit in der schieren Länge liegt. Vielmehr ein Parcours, der den modernen Spielern und ihrem Weltraummaterial mit grandioser Gestaltung und herausragendem Design Paroli bietet, Intelligenz statt Kraftmeierei verlangt.

Und die Bahn zehn gilt als eines der weltbesten Par-4: Der Back-Nine-Auftakt misst bloß 288 Meter, ist aber ein Loch für kluge Köpfe. Vorzulegen empfiehlt sich immer, auch wenn das schmale, stark hängende Grün vom Abschlag aus direkt erreichbar ist. Denn wehe, einer verfehlt es und muss sich aus einem der drei Bunker oder aus dem Rough an die Fahne kämpfen.

Tom Brady, Tom Cruise und olympisches Golf

Heutzutage genießen golfambitionierte Celebrities wie Hollywoods „Marky Mark“ Wahlberg, die Faxenmacher Adam Sandler, der demnächst mit „Happy Gilmore 2“ reüssiert, und Chevy Chase oder Altmeister Dennis Quaid das Idyll und die sportliche Herausforderung. Auch Tom Brady ist Mitglied, dank seiner sechs Super-Bowl-Triumphe mit den New England Patriots ebenfalls ein „Greatest of all Times“ (GOAT). Tom Cruise wiederum ist auf den Tenniscourts anzutreffen, die seit einigen Jahrzehnten über den einstigen Polo-Feldern errichtet wurden – wenn der „Mission Impossible“- und „Top Gun“-Star nicht gerade die Olympische Flagge von Paris nach Los Angeles bringt.

Adam Sandler, Tom Brady und Mark Wahlberg. (Fotos: Getty)

Adam Sandler, Tom Brady und Mark Wahlberg. (Fotos: Getty)

So reihen sich in Riviera sporthistorische Marken an gesellschaftliche Begebenheiten, golferische Anekdoten an Jetset-Schnurren. Vieles davon hängt in gerahmter fotografischer Form an den Wänden des weitläufigen Clubhauses. Die Sieger sowieso: Die Sieger sowieso: Sam Snead, Byron Nelson, Tom Watson, Fred Couples beim Tiger-Debüt 1992, Nick Faldo, Ernie Els, Phil Mickelson. Möge dieses Line-up und alles andere dem Inferno entgehen. Immerhin ist das nächste bedeutsame Kapitel schon angelegt: 2028 ist der Riviera Country Club erneut Olympiabühne, diesmal Gastgeber für das Golfturnier im Zeichen der fünf Ringe, wenn in LA – hoffentlich – die Sommerspiele der XXXIV. Olympiade  stattfinden.

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