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The Links Valley: Doppeltes Spielvergnügen durch ein reversibles Layout

13. Jun. 2022 von Michael F. Basche in Ermelo, Niederlande - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

"Die nächste Runde geht rückwärts": The Links Valley im Gelderland lässt sich mit und gegen den Uhrzeigersinn bespielen. Foto: Michael F. Basche

„Die nächste Fahrt geht rückwärts!“ Auf der Kirmes, im „Music Express“ oder in der „Raupe“, löst das stets Begeisterung aus. Im Golf auch. Jedenfalls, wenn man am Abschlag eines „Reversible Course“ steht und sich die Runde vorwärts wie rückwärts spielen lässt.

(Foto: The Links Valley)

(Foto: The Links Valley)

Im niederländischen Gelderland, unweit der deutschen Grenze, lässt sich das erleben. Mit ihrem Links Valley gehen die Inhaberfamilien Woltering und Rozendaal seit Sommer 2018 sehr innovative Wege – nicht nur, weil die Driving Range längst mit dem „Toptracer“-System ausgestattet ist und auf den Fairways autonome Mäher summend ihren Dienst verrichten:

Im und gegen den Uhrzeigersinn

Der holländische Designer Frank Pont und sein deutscher Kompagnon Dr. Hendrik Hilgert mit ihrer Firma Infinite Variety Golf haben nahe dem Städtchen Ermelo Kontinentaleuropas ersten reversibel, also im und gegen den Uhrzeigersinn bespielbaren Golfkurs in die waldreiche und hügelige Gegend namens Veluwe gebaut.

Den zweiten konzipierten sie übrigens für die Golfanlage Patting-Hochriesblick im bayerischen Riedering, aber das ist eine andere Geschichte.

Wobei der Hügel von The Links Valley keines natürlichen Ursprungs, sondern eine einstige Sandgrube und spätere Mülldeponie ist, die hufeisenförmig von etlichen Bahnen gerahmt wird. Genau das, die Renaturierung der Brache und der reduzierte Raum, gaben den Ausschlag für das Konzept der aus zwei Seiten anspielbaren Grüns. Reversibel angelegte Layouts sind ein probates Mittel, um auf kleinem Raum einen großen Golfplatz anzulegen. „Im Vergleich zu einem herkömmlichen 9-Loch-Kurs bietet diese Lösung doppelte Vielfalt, während der Flächenbedarf, die Investitionen und die Pflegekosten nahezu gleich sind“, verdeutlicht Hilgert.

(Foto: Michael F. Basche)

(Foto: Michael F. Basche)

Sein Partner Pont hat es geschafft, angesichts des Platzmangel nicht den geringsten Raum zu verschwenden und aus der verfügbaren Fläche von lediglich 26 Hektar mit zahlreichen Anleihen an den Linksstil einen abwechslungsreichen, durch die Höhenunterschiede von hier und da über 20 Metern fast dramatischen Parcours zu machen, der im täglichen Wechsel von Nord- und Südkurs absolviert wird.

Wenn der Gast sich erstmal im „Gewirr“ der zahlreichen Abschlagsmöglichkeiten auf den Teeboxen – halt in die eine wie in die andere Richtung – zurecht gefunden hat, dann ist das in der Nord-Süd-Kombi insgesamt 5.949 Meter lange Par-70-Layout von The Links Valley ein kurzweiliges Spielvergnügen, dem es auch an Kniffligkeiten nicht mangelt. Prädikat: Sollte man erlebt haben. Zumal im modernen, architektonisch ansehnlichen Clubhaus familiäre Herzlichkeit herrscht.

(Foto: Michael F. Basche)

(Foto: Michael F. Basche)

Die Gestaltung einer von beiden Seiten bespielbaren Golfbahn verlangt jede Menge designerische Fähigkeiten, ein Schuss Genialität schadet ebenfalls nicht. Die Konturen müssen wohl erwogen sein, ebenso das Arrangement der Hindernisse, von der Anordnung der Grünkomplexe ganz zu schweigen.

Stets auf einen autonomen Parcours

Egal in welche Richtung, der Golfer muss stets auf einem autonomen Parcours unterwegs sein, unterschiedliche Anspielwinkel vorfinden, statt bloß gegen den eigentlichen Verlauf zu spielen. „Es ist für den Architekten intellektuell etwas anstrengender, einen guten reversiblen Platz zu kreieren“, sagt Pont dazu. Reversible Courses sind eine seltene Kunstform des Platzdesigns.

(Foto: The Links Valley)

(Foto: The Links Valley)

Die Blaupause liefert einmal mehr der Old Course in St. Andrews. Die originäre Spielrichtung des ehrwürdigen Geläufs nämlich führte über das heutige 18. Fairway aufs 17. Grün, dann vom aktuellen 18. Abschlag übers 17. Fairway zum 16. Grün – und so weiter.

Der Old Course als Blaupause

Natürlich muss im Layout eines Reversible Course nicht jedes Fairway zwingend das Äquivalent der jeweiligen Gegenrunde sein, nur weil der Old Course durch sein „Out-and-In“-Routing so funktioniert. So ist im Links Valley beispielsweise Bahn zwei des Nordkurses ein Par 4, dessen Grün von der Sieben des Südkurses als Par 3 genutzt wird.

(Foto: The Links Valley)

(Foto: The Links Valley)

„Neben der Platzierung der Grüns ist die Position der Tees das schwierigste bei der Konzeption eines Reversible Course“, erklärt Pont. 40 Abschlagsbereiche mit Boxen für unterschiedliche Spielstärken legte er auf dem sandigen Heideboden an, und ergänzte die drei Grüns auf dem Hügel sowie die sechs im Hufeisen um ein zehntes am Clubhaus, was der Topographie und dem Zuschnitt des Geländes geschuldet ist. Dafür verzichtete der Niederländer mit einer Ausnahme in der Mitte von Bahn eins bzw. neun auf Fairwaybunker – das ondulierte Linksdesign der Bahnen und etliche „Grassy Hollows“ sind Hindernis genug auf dem Weg zu Grün.

(Foto: The Links Valley)

(Foto: The Links Valley)

Die Puttflächen wiederum sind großes Kino. Pont klimpert sich durch die komplette Klaviatur des Grün-Designs: erhöht gebaute Grüns, die man gegen den Horizont anspielt; in die Hänge gebaute Grüns, die nicht minder präzise anvisiert werden wollen; extrem ondulierte Grüns mit mehreren Plateaus oder falschen Fronten. Da macht Putten einen Heidenspaß. (www.thelinksvalley.nl)


Golf, Heide und Van Gogh


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Where to be: Die Veluwe, so weiß es Wikipedia, ist das größte zusammenhängende Waldgebiet der Niederlande, besteht vornehmlich aus Kiefernmischwäldern und Heidegebieten auf sandigem Geestboden, und belegt in der Provinz Gelderland eine Fläche von rund 1.100 Quadratkilometern. Die Veluwe war ein traditionelles Jagdgebiet des niederländischen Königshauses und ist heute durch die zahlreichen Rad-, Reit- und Wanderwege eine beliebte touristische Destination.

What to see: Arnheim, die Kapitale des Gelderlands, mit ihren Brücken und dem niederländischen Freilichtmuseum, das Wohnarchitektur aus vergangenen Zeiten zeigt, ist gewiss einen Stadtbummel wert. Und im Nationalpark De Hoge Veluwe hütet das Kröller-Müller-Museum eine bedeutende Sammlung an Werken von Vincent van Gogh. (krollermuller.nl)


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Where to eat: Warum in die Ferne schweifen – die Brasserie von The Links Valley ist ein gemütlicher Ort fürs leibliche Wohl und offeriert klassische Bistroküche in exzellenter Qualität. (www.thelinksvalley.nl/menukaart)


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Where to stay: Nur fünf Minuten Fahrt von The Links Valley entfernt liegt „De Zwarte Boer“, ein charmantes 4-Sterne-Boutique-Hotel mit ebenfalls feiner Küche, dessen Wurzel bis 1600 zurückgehen, das jedoch 2007/2008 von Grund auf renoviert wurde. (www.dezwarteboer.com)

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