Spricht man von SwinGolf, so schaut man oftmals in viele ahnungslose Gesichter. Um diesem scheinbar relativ neuen Phänomen auf die Spur zu kommen, war Golf Post auf zwei SwinGolf-Anlagen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz unterwegs, um die Sportart selbst einmal zu testen.
Das SwinGolf-Konzept ist einfach: Für ungefähr zehn Euro, je nach Anlage verschieden, gibt es für Erwachsene einen Leihschläger, Tees und zwei Bälle, um die 18-Loch Anlage zu bespielen. Viele SwinGolf-Anlagen bieten auch Equipment zum direkten Verkauf vor Ort an. Die eigene komplette Ausrüstung gibt es für unter 100 Euro zu kaufen.
Die ersten Eindrücke vom SwinGolf
Sobald wir die Anlage betraten, fühlten wir uns äußerst willkommen. Nach einer herzlichen Begrüßung in einem der meist provisorisch gebauten oder umstrukturierten "Clubhäuser" und der Beschaffung des notwendigen Equipments legten wir los.
Die Regeln sind ähnlich wie beim Platzgolf, jedoch in vielerlei Hinsicht vereinfacht und zur Sicherheit auf der Rückseite der Scorekarte vermerkt. Eine offizielle Kleiderordnung wie auf einer traditionellen Golfanlage ist nicht zu erkennen und laut Regelwerk des Dachverbands für SwinGolf nicht vorgeschrieben. Festes Schuhwerk und witterungsgeeignete Sportkleidung für einen festen Stand und ein sicheres Spiel sind jedoch stark zu empfehlen und bei allen Spielern, denen wir auf der Anlage begegnen, zu erkennen.
Einiges kommt dem Golfer spanisch vor
Zehn Minuten vor Abschlag am Tee bereit zu stehen, kann man sich hier getrost sparen. Startzeiten gibt es beim SwinGolf nicht. Wer hier starten will, schlägt einfach ab und der Nächste wartet mit seinem Start, bis genügend Platz ist und folgt dann. Recht ungewöhnlich und gefährlich erscheint uns als traditionellen Golfern die Länge der Grashalme, die an besonders gemeine Roughs auf dem Golfplatz erinnert. Auch die Kürze der vor allem mit Par 5 gekennzeichneten Spielbahnen, die eine durchschnittliche Länge von 300 Metern haben, wirken im ersten Moment leicht irritierend.
Doch durch ausführliche Erklärungen einiger SwinGolf-Experten und einem Testlauf auf der Driving Range werden bald alle Fragezeichen in den Köpfen der Golf Postler beseitigt und das Spiel kann beginnen. Zur Erklärung: Im Durchschnitt sind die Golfbahnen auf einer SwinGolf-Anlage zwischen 100 und 300 Meter lang und wie auf einer Golfanlage in Par 3, 4 und 5 aufgeteilt. Die Gesamtlänge der Anlagen entspricht im Schnitt der einer 9-Loch Golfanlage. Da Swingolf-Anlagen traditionell auf nicht mehr bewirtschafteten Ackerflächen entstehen, ist auch der Pflegeaufwand weniger intensiv als auf einer Golfanlage. Die anfangs gefürchtete Länge des Rasens stellt sich als nicht weiter schwierig heraus, denn jeder Schlag wird vom Tee ausgeführt. Einziges Manko: Bei nassem Boden ist die Rutschgefahr in Hanglagen nicht zu unterschätzen - daher das empfohlene feste Schuhwerk. Auch die Lieblings-Golfbekleidung freut sich darüber, im Schrank hängen zu bleiben.
Abschlagen mit einem Multifunktions-Schläger
Nach genauer Inspektion des SwinGolf-Schlägers sind drei verschiedene Schlagflächen an dem großen Schlägerkopf zu erkennen, die jeweils einen anderen Loft besitzen. Der Schläger wird je nach gewünschter Länge des Schlags in die jeweilige Position gedreht. Danach folgt ein voller Golfschwung und ein dumpfer Klang des großen Balls im Treffmoment.
Sobald der Ball sich in puttgerechter Entfernung zum Loch befindet, gibt es eine weitere Besonderheit zu beobachten: Viele Swingolfer, vor allem auch Turnierspieler, haben sich eine besondere Putt-Haltung angewöhnt. Statt wie regulär den Golfschläger vor sich zu halten und den Ball mit einer Pendelbewegung in das Loch zu befördern, steht der professionelle SwinGolfer seitlich hinter dem Schläger. Mit einer leichten Stoßbewegung wird der SwinGolf-Ball mit der frontalen Schlägerfront vor dem Körper in Richtung Loch geputtet.
Um die Sache einmal zu veranschaulichen
Wie sieht es denn nun aus, dieses dubiose SwingGolf? Impressionen vom Probetag in Essen.
Wer und wo spielt überhaupt SwinGolf?
Die Zielgruppe für SwinGolf ist breit gefächert: Zu beobachten sind sowohl zahlreiche SwinGolfer-Familien, die mit Kind und Kegel im Bollerwagen über den Platz touren, als auch gleichgeschlechtliche Truppen, die einen Junggesellenabschied feiern. Genauso wie beim traditionellen Golf gibt es aber auch ambitionierte SwinGolfer, die hier eine Übungsrunde vor dem nächsten Turnier spielen.
Internationale Wettkämpfe steigern die Popularität
Auch bei der Sportart SwinGolf werden Turniere auf unterschiedlichen Ebenen ausgetragen. Neben Kleinturnieren und Vereinsmeisterschaften gibt es eine jährlich stattfindende Europameisterschaft im SwinGolf sowie den Champions-Cup. Gespielt wird nach den Regeln des deutschen SwinGolf-Dachverbands, der hierzu ein eigenes Reglement entwickelt hat.
„Etepetete“, was für ein Bericht..