In entspannter Atmosphäre traf Golf Post Stephan Jäger auf der Terrasse des Golf Clubs München-Eichenried zum Interview. Der 26-Jährige erlebt derzeit aufregende Wochen: Bei der US Open feierte er sein Majordebüt, nun teet er zum zweiten Mal bei der BMW International Open in seinem Heimatclub auf.
Vor vier Jahren spielte er das European-Tour-Event noch als Amateur. Nun ist er als Profi auf dem Platz zurück, auf dem er das Golfspielen lernte und in dessen Nähe er aufwuchs. Logisch, dass die Zielsetzung nun eine andere ist als 2011: "Ich will vorn mitspielen. Am liebsten hätte ich am Sonntag eine späte Startzeit." Doch nicht nur sich, auch den anderen 13 deutschen Teilnehmern wünscht er das Beste beim Heimturnier. "Für die jungen Spieler ist es so oder so eine gute Erfahrung", sagt Jäger mit Blick auf die beiden deutschen Amateure Max Rottluff und Yannik Paul.
"Es sollte nur ein Austauschjahr sein" - Nun sind es zehn
Seine Reise nach München ist, abgesehen von Familienbesuchen, eher eine Ausnahme. Denn sein Geld verdient Jäger auf der amerikanischen Web.com Tour. Mittlerweile lebt er schon zehn Jahre in den USA, hat an der University of Tennessee-Chattanooga erfolgreich Sportpsychologie studiert und in den Südstaaten eine "zweite Heimat" gefunden. Dabei sollte das Abenteuer USA eigentlich nur ein Jahr dauern: "Es sollte nur ein Austauschjahr sein, wie es viele Schüler machen." Doch es gefiel ihm so gut, dass er blieb, obwohl ihm die strengen Regeln an der Highschool zunächst zu schaffen machten.
Zurück nach Europa zog und zieht ihn dennoch nichts: "Vom Golfen her, das Training und die Lebensweise - da gefällt mir der amerikanische Weg besser", sagt Jäger, der 2012 ins Profilager wechselte. "Auch die Übungsmöglichkeiten sind besser. Wenn die (die Amerikaner; Anm. d. Red.) einen Platz bauen, hauen die 15 Millionen raus. In Deutschland sind es vielleicht zwei", beschreibt Jäger die Unterschiede zwischen Wahlheimat und Herkunftsland. Und das Ziel eines jeden European-Tour-Spielers sei ja am Ende doch die USA. "Daher werde ich bleiben."
"Ich hoffe, dass ich noch mehr Majors spielen darf"
Seine Freunde und Bekannten aus Deutschland hat er deswegen nicht vergessen. "Mit Moritz Lampert, Max Kieffer und Marcel Schneider habe ich im Team gespielt, da verfolgt man die Ergebnisse." Wenn auch nicht zwingend in den Medien. Lieber schreibt Jäger mal eine SMS und fragt persönlich nach, wie das letzte Turnier gelaufen ist.
Seine eigenen Saisonziele hat sich der gebürtige Münchner hoch gesteckt - er will auf die PGA Tour. Die erste Majorerfahrung bei der US Open hat ihn nur noch mehr angestachelt, seinen Weg weiter zu verfolgen. "Ich hoffe, dass ich noch mehr Majors spielen darf. Neun Stunden Zeitverschiebung", wie zwischen Chambers Bay und München, "nimmt man da auf sich." Trotz der Strapazen sagt Jäger: "Ich würde es nicht anders wollen." Und wenn es beim beschwerlichen Ausflug zur BMW International Open nicht so gut läuft? "Dann nehme ich es halt als Besuch bei der Familie. Bei der Familie zu übernachten ist auch schön."
Das komplette Interview mit Stephan Jäger hören Sie in der Sounddatei. Erfahren Sie unter anderem, was der Tourprofi über Deutschlands Ryder-Cup-Bewerbung denkt.
Das komplette Interview mit Stephan Jäger
Entweder ... oder? - Sechs schnelle Fragen an Stephan Jäger
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München-Eichenried oder TPC Sawgrass? - München-Eichenried
Golfspielen oder am Strand (Stephan Jäger unterbricht sofort und antwortet)? - Golfspielen
Lieber eine Runde mit Martin Kaymer oder Rory McIlroy? - Rory McIlroy