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Golf-Stars

Stephan Jäger: „Ich kann fast nicht über Par spielen“

10. Aug. 2018 von Alexandra Caspers in Köln, Deutschland

Stephan Jäger arbeitet auf der PGA Tour konstant daran, sich zu verbessern. (Foto: Getty)

Stephan Jäger arbeitet auf der PGA Tour konstant daran, sich zu verbessern. (Foto: Getty)

Wie ein Paukenschlag machte die 58er Runde und der damit einhergehende Turniersieg den Weg frei, der Stephan Jäger bis auf die PGA Tour führte. Der in München-Eichenried aufgewachsene Golfer lebt in den USA und berichtete Golf Post, wie er sich in der Königsklasse einlebt, wie man sich von einem Caddie trennt, der gleichzeitig ein guter Freund ist und was die Stärken und Schwächen seines Golfspiels sind.

Stephan Jäger im Interview

Golf Post: Es ist mittlerweile fast zwei Jahre her: Wie lebt es sich mit der 58?

Stephan Jäger: Das war damals für mich schon ein großer Sprung. Nicht nur die 58, es war noch mehr der Turniersieg, der mich auf das nächste Level gebracht hat. Damit ein bisschen Geschichte zu schreiben, ist sensationell. Man wird halt immer wieder danach gefragt: Wie war es, wie hat es sich angefühlt? Als Sportler ist das natürlich sensationell, wenn man in so einer fokussierten Zone ist, wo eigentlich nichts schief gehen kann. Das schafft man nicht oft, vielleicht zwei-, dreimal im Leben, dass man eigentlich keine Fehler machen kann.

Golf Post: Wie ist es im Nachlauf, immer wieder darauf angesprochen zu werden? Ich glaube, es erwartet keiner, dass du noch eine 58 spielst.

Stephan Jäger: Ich würde lieber bei den Majors mitspielen und vorne dabei sein und Turniere gewinnen. Aber es hat vor mir keiner auf einem von der PGA sanktionierten Event geschafft. Das ist schon super, aber ich bin jemand, der da jetzt ein bisschen mehr will, wie Turniere in Amerika gewinnen. Auf der Web.com-Tour habe ich ziemlich gut abgeschnitten in den letzten Jahren, der nächste Schritt für mich ist jetzt auf der PGA Tour weiter mitzuspielen und auch zu gewinnen. Das ist mein Ziel in den nächsten Jahren.

Golf Post: Die 58 kommt immer wieder. Vielleicht brechen dich viele auf die 58 runter, weil der Fokus nicht so auf der Web.com Tour lag. Der Fokus auf der PGA Tour ist größer. Wie nimmst Du deine mediale Darstellung und den Support der Fans, vor allem hier aus Deutschland, wahr?

Stephan Jäger: Im großen und ganzen habe ich in den letzten Jahren schon mehr Medienrummel gehabt, wegen der 58 und auch wegen der Turniersiege. Es ist schwierig für die deutschen Medien. Ein Deutscher, der in Amerika wohnt und in Amerika spielt interessiert die Deutschen nicht. Nicht nur die Medien, sondern auch die deutschen Zuschauer wollen einen Deutschen, der in Deutschland wohnt und das unterstützt, glaube ich. Aber ich finde, dass der Golfsport so international ist, dass viele Deutsche einfach nach Amerika wollen.

Jeder will auf die PGA Tour. Jedes Jahr gehen die Besten, die auf der European Tour spielen, auf die US-Tour. So ist das halt. Deswegen glaube ich, dass dieser Medienrummel nicht zu viel und nicht zu wenig ist. Im Moment ist alles gut. Klar, in den Wochen, in denen ich jetzt in Deutschland bin, ist es viel, (Stephan Jäger war zur 30. BMW International Open nach Köln gereist, Anmerkung der Redaktion) aber in Amerika habe ich mal hier eine Kolumne, mal da ein Artikel, wenn ich mal wieder gut spiele. Je besser du spielst, desto höher ist das Interesse. Und das soll auch so sein. Es will keiner in der Zeitung schreiben „73-74 und Cut verpasst.“ Das interessiert keinen Menschen. Man muss halt besser spielen, dann wird das auch mehr. Aber im Moment ist alles okay.

Stephan Jäger mit Tobias Hennig und Robin Bulitz von der Golf Post. (Foto: Golf Post)

Stephan Jäger mit Tobias Hennig und Robin Bulitz von der Golf Post. (Foto: Golf Post)

Golf Post: Dein Ziel ist es natürlich, Turniere zu gewinnen. Im Moment hast du auf der PGA Tour noch ein bisschen Steigerungsbedarf. Wie geht es da weiter?

Stephan Jäger: Wir machen so weiter, wie bis jetzt. Wir arbeiten an den gleichen Dingen. Manchmal bist du vom Mentalen her nicht so ganz ready und brauchst noch ein wenig Eingewöhnungszeit. Die Golfplätze sind anders, sie spielen sich anders und ich war immer einer, der ein bisschen länger braucht, um sich wohl zu fühlen. Ich habe auf der Web.com Tour zwei Jahre gebraucht, hoffentlich bin ich jetzt auf der PGA Tour etwas schneller.

"Wenn Jordan Spieth mal drei Cuts verpasst, verpasse ich halt fünf"

Golf Post: Du hast immer noch nicht das Gefühl, so richtig angekommen zu sein?

Stephan Jäger: Letztes Jahr in der Fall-Series, die wir Oktober bis November spielen, habe ich eigentlich richtig gut gespielt, ich habe mich da auch echt wohlgefühlt. Da habe ich den Ball auch richtig gut getroffen, weil, wenn du den Ball nicht gut triffst auf der PGA Tour, dann hast du es sehr sehr schwer, da viele Birdies zu machen. Auf der Web.com Tour kannst du mal einen reinhauen und es geht. Du musst im langen Spiel sehr, sehr präzise sein und das habe ich 2018 noch nicht geschafft, wie ich das wollte und das nagt schon ein bisschen an einem. Du willst gut spielen und trainierst auch hart, das ist mental schwierig, wenn es dann nicht geht.

Aber frag mal andere Golfer, zum Beispiel Lee Westwood, der war da und dann ist er auf Platz 600, oder 700 sogar, in der Weltrangliste runtergerutscht und dann ist er wieder hochgekommen. Deshalb war das mit Tiger Woods so erstaunlich. Der war zehn Jahre lang immer top, top, top und ein normaler Golfer, wie zum Beispiel Jordan Spieth, der ist gerade ein bisschen in einem Tief. Ich meine, sein Tief ist ein bisschen anders als meines, aber er verpasst ein paar Cuts, auch bei Majors und er ist ein Top 5 Spieler in der Welt. Wenn der Mal drei Cuts verpasst, verpasse ich halt fünf. Ja mei, das ist halt einfach so. Golf ist sehr schwierig, auch mental und es ist schwierig, geradeaus zu denken und einfach zu sagen „Kopf runter und durch.“ So mache ich das und wir haben jetzt noch zwei Monate und ich werde mein bestes geben und wenn es klappt, klappts, wenn es nicht klappt... Ich habe da überhaupt keine Bedenken. Ich bin nicht einer, der überanalysiert und sagt „Ah, da muss ich alles umändern.“ Ne, das ist das Schlimmste, was man machen kann.

Golf Post: Eine Sache hast du geändert: Du hast den Caddie gewechselt. Was war der Anlass dafür?

Stephan Jäger: Ich habe in Amerika den Caddie gewechselt. Der Caddie, den ich hatte, war ein sehr guter Freund von mir. Wenn du gut spielst, ist es vollkommen egal, wen du da am Bag hast. Du spielst gut, du haust den Ball gut, du puttest gut, wenn es aber nicht so gut läuft... Wir haben ein paar Monate daran gearbeitet und haben auch an uns selber gearbeitet und gesagt „Probieren wir mal das, spielen wir das mal mehr aggressiv oder weniger aggressiv.“ Du probierst herum, weil du nicht so spielst wie du willst. Ich habe alles durchgecheckt: Mache ich genügend, trainiere ich genügend, mache ich mental genügend, ist das Training von der Struktur her gut genug und einer der letzten Punkte war halt: Ist mit dem Caddie alles okay? Aber wenn du mit einem Freund ärgerlich wirst, dann ist das schlecht. Aber er hat jetzt einen guten Freund von mir auf der PGA Tour bekommen und die beiden haben gut gespielt und ich habe die erste Woche, in der Billy am Bag war, gleich gewonnen, in Knoxville. Mein Caddie und ich, wir waren so viel zusammen, wenn das zu viel wird, muss man manchmal etwas daran ändern. Aber wir sprechen drei- viermal die Woche miteinander und sind immer noch gute Freunde, aber vom beruflichen her musste ich halt irgendwann mal was ändern. Das heißt jetzt nicht, ich habe meinen Schwung verändert, sondern meinen "Vibe", würde man in Amerika sagen, mein Gefühl auf dem Golfplatz geändert und das war am wichtigsten.

Golf Post: Hast du Ambitionen, langfristig auch auf der European Tour zu spielen?

Stephan Jäger: Mein langfristiges Ziel ist es, genügend Turniere auf der European Tour zu spielen, um den Ryder Cup zu spielen. Ich glaube, dass sind Sieben im Jahr. Ich bin jetzt einfach in den USA zu Hause. Ich bin zwar Deutscher und würde auch gerne die BMW Open jedes Jahr mitspielen. Das ist ein Turnier, bei dem ich mit dem Herzen auch mit dabei bin, das ist in Deutschland. Ich bin schon als 10-Jähriger zur BMW International Open gegangen und habe zugeschaut und habe mir Bälle und Kappen geholt, das liegt mir am Herzen. Aber ansonsten ist für mich die US-Tour zu Hause.

"Ich kann fast nicht über Par spielen"

Golf Post: Kannst du uns dein Golfspiel einmal beschreiben? Was sind deine Stärken und Schwächen?

Stephan Jäger: Ich bin normalerweise einer, der gut puttet. Meine Wedges sind ziemlich gut, so zwischen 140 und 40 Metern. Ich bin normalerweise ein ziemlich guter Chipper, aber wenn du in einen Laden kommst, zum Beispiel auf der PGA Tour, wo du richtig fettes Rough hast und den Berg hoch musst, ist es vollkommen wurscht, ob du ein guter Chipper bist. Wo ich besser werden könnte, ist das lange Spiel. Mehr Fairways treffen, mehr Grüns treffen. Wenn ich mehr Grüns treffe, kann ich auch mal eine Woche schlecht putten, aber normalerweise bin ich ein guter Putter, das heißt, dann kann ich fast gar nicht über Par spielen. Daran habe ich die letzte Zeit gearbeitet.

Früher habe ich ganz viel chippen geübt und gedacht, dann machst du keine Bogeys, aber du machst trotzdem Bogeys, egal wie gut du chippst. Also warum nicht das lange Spiel üben, dann haust du aufs Grün, dann machst du keine Bogeys. Ich habe ein bisschen überlegt, mache ich alles richtig im Training, trainiere ich die richtigen Sachen, wie viel trainiere ich chippen, wie viel trainiere ich putten? Verschiedene Touren fordern Verschiedenes. Auf der Web.com Tour sind es viele Wedges, viel Putten, sie ist ein bisschen kürzer und da schlägst du auch mal mit einem Eisen ab. Auf der PGA Tour schlägst du fast nur mit dem Driver ab, das heißt, der Driver muss besser werden. Wenn du nicht auf dem Fairway bist, kommst du nicht aufs Grün, wenn du nicht aufs Grün kommst, bist du wieder beim Chippen, das baut sich so alles auf. Deshalb habe ich meine Trainingseinheiten ein bisschen verändert. Ich will besser werden. Um Turniere zu gewinnen, musst du viele Grüns treffen und gut putten, ganz einfach.

Golf Post: Bist du im langen Spiel, ob mit Driver oder Eisen, jemand, der viel shaped - rechts, links - oder bist du grundsätzlich darauf bedacht, gerade zu spielen? Hast du eine Lieblingskurve?

Stephan Jäger: Je gerader, desto besser. Also nur ganz kleine Kurven mit dem Wind. Also Wenn der Wind von links kommt, mache ich einen kleinen Fade und wenn er von rechts kommt, dann wird es ein kleiner Draw. Für mich ist ganz wichtig, dass der Ball in der richtigen Richtung startet. Wenn mein Ball rechts oder links von der Richtung startet, dann habe ich ein Problem, weil wenn dann noch ein Draw kommt und du startest links vom Ziel, dann ist das schlecht. Wenn ich einen Ball auf der richtigen Linie starten lasse, habe ich normalerweise keine Probleme. Es ist ganz viel Set-up, also Ansprechposition, wo ist der Ball, wie stehst du zum Ball? Das ist auch ein bisschen langweilig, weil das musst du jede Woche checken. Aber insgesamt hoffe ich, dass wir mit dem veränderten Training die Früchte in den nächsten Wochen ernten können.

Quick Facts über Stephan Jäger

Golf Post: Zum Abschluss würden wir Dir gerne noch ein paar Quick Facts entlocken. Beschreibe in einem Wort, wie es ist, PGA Tour Profi zu sein.

Stephan Jäger: Unglaublich.

Golf Post: Was ist dein Lieblingssport, außer Golf?

Stephan Jäger: Fußball.

Golf Post: Lieblingsteam?

Stephan Jäger: Bayern München.

Golf Post: Lieblingsband?

Stephan Jäger: The Revivalists, das ist eine amerikanische Band, die Alternative Rock und Punk spielen.

Golf Post: Dein Lieblingslied aller Zeiten?

Stephan Jäger: Eigentlich war es Despacito.

Golf Post: Wirklich?

Stephan Jäger: Ja.

Golf Post: Was wärst du geworden, wenn du nicht Golfer geworden wärst?

Stephan Jäger: Ich hätte das Reisebüro meines Vaters übernommen.

Golf Post: Was hast du studiert?

Stephan Jäger: Psychologie.

Golf Post: Wo hast du studiert?

Stephan Jäger: In Tennessee.

Golf Post: Wo lebst du im Moment?

Stephan Jäger: Immer noch Tennessee, in den Staaten.

Golf Post: Welches ist dein Lieblingsland?

Stephan Jäger: Deutschland. (lacht) Nein, ich sag jetzt mal USA, weil ich jetzt seit zwölf Jahren da bin und sozusagen ausgewandert bin, also muss ich USA sagen.

Golf Post: Lieblingsgolfplatz weltweit?

Stephan Jäger: Pebble Beach. Oder Valderrama. Das ist ziemlich gleich.

Golf Post: Diesen Traum möchte ich mir einmal im Leben noch erfüllen?

Stephan Jäger: Eine Ralley fahren.

Das Interview führten Tobias Hennig und Robin Bulitz.

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