Er guckt gern in die Sterne, nicht nur weil seine Wahlheimat Texas, der „Lone Star State“, bloß ein Gestirn im Wappen hat: Mit der 98. PGA Championship heftete sich Astronomie-Nerd und „Star-Wars“-Fan Jimmy Walker seinen ersten eigenen Majorstern an die Golferbrust und darf sich jetzt wohl zurecht „Sky-Walker“ nennen. Zumal nach dem souveränen Durchmarsch, einen Start-Ziel-Sieg beim vierten Major vollführte zuletzt Phil Mickelson 2005, stimmigerweise ebenfalls im Baltusrol Golf Club.
Spätzünder in Sachen Siege
Der 37-jährige Walker, geboren in Oklahoma, ist ein Spätzünder. 2001 ins Profilager gewechselt, brauchte er 188 Turniere für den ersten Sieg, die Frys.com-Open im Oktober 2013. Im Januar 2014 folgte die Sony Open auf Hawaii, im Februar das AT&Pebble Beach National Pro-Am, drei Erfolge in acht Starts, das hatten zuvor nur Tiger Woods, Phil Mickelson und David Duval geschafft. Jedermann glaubte an einen neuen Stern am Golfhimmel.
Aber Walker glänzte nicht mehr, bis er 2015 den Hawaii-Titel verteidigte und gut acht Wochen später sein Heimspiel bei der Valero Texas Open gewann. Dann wurde es wieder ruhig um den Mann, der gern im Wohnmobil zu den Turnieren reist. Furore machte er bloß per Twitter mit einem Jedi-Lichtschwert, dem vorzeitigen Geburtstagsgeschenk seines Bruders.
All of @JimmyWalkerPGA's dreams came true today... pic.twitter.com/K16hSJRGmG
— Erin Walker (@tourwifetravels) November 27, 2015
Trainer war gefordert
Auf dem Golfplatz freilich war die Macht nicht mehr mit Walker: Geteilter Vierter bei der „Farmers“, Platz sechs bei der WGC – Cadillac Championship, das war‘s in Sachen vordere Platzierungen. Mit vier verpassten Cuts bei den letzten acht Starts reiste er zur PGA Championship an, und der Coach war nicht nur auf der Driving Range, sondern gleichsam „zwischen den Ohren“ gefordert. „Auf Deine Stärke Dich verlassen Du musst“, hätte Meister Joda einem „Padawan“ geraten, Butch Harmon sagte seinem Schützling ähnliches: „Er hatte das Vertrauen in sich verloren, und ich musste ihn daran erinnern, wie gut er ist.“
Walker erinnerte sich, spielte Runden von 65, 66, 68 und 67, die letzten 27 Löcher ohne Schlagverlust. Das nötigte auch dem entthronten Titelverteidiger Respekt ab: „Jimmy war zu gut“, anerkannte Jason Day: „Nur fünf Bogeys während der gesamten Woche, das ist eines Champions würdig.“
„Einiges ist eingerastet“
Walker selbst bilanzierte den Triumph eher nüchtern: „Ich habe gefühlt, dass da vergangene Woche einiges eingerastet ist. Alles fühlte sich gut an, ich musste es nur am Laufen halten.“ Aufregung und Euphorie spart er sich vermutlich für das Studium des Firmaments auf. Als Kind bereits schwärmte Walker für Astronomie, legte sich vor einigen Jahren ein leistungsstarkes Teleskop zu und fotografiert seither Sterne und Planeten.
Seine „Himmelsschüsse“, oft während der Reisen durch ein spezielles Schiebedach im Tourbus aufgenommen und zu sehen unter www.darkskywalker.com, sind sogar in der astronomischen Galerie der NASA vertreten. „So wie ich Golf trainiere, so versuche ich meine fotografischen Fertigkeiten zu verbessern“, hat Walker mal gesagt: „Es treibt mich an, in beidem der Beste sein zu wollen.“
Sonntägliche Seelenruhe
Nerven wie Drahtseile scheint er ohnehin zu haben. Zwischen den beiden sonntäglichen Durchgängen gönnte sich der 54-Loch-Führende in seinem Van seelenruhig eine Dusche und ein Nickerchen, Ehefrau Erin musst ihn an seine Startzeit erinnern und zum Aufbruch treiben. Auf dem Platz dann spielte Walker erst gelassen neun Pars, konterte anschließend jeden Schlaggewinn von Jason Day und vermied nach dem finale Eagle des Weltranglistenersten mit seinen Par-Putt auf dem Schlussloch überdies ein Stechen. Trainer Harmon hatte ihn immerhin mit der Losung raus geschickt: „Zeig allen, wer Jimmy Walker ist!“.
Mrs. Walker, selbst erfolgreiche Springreiterin, war derweil ein Nervenbündel („Ich wünsche ihm den Erfolg so sehr, weil er so hart dafür gearbeitet hat“), fragte Umstehende nach Zigaretten, „obwohl ich ja gar nicht rauche“, und stand schließlich mit den Söhnen Mclain und Beckett am Rand des 18. Grüns, um ihren „Sternsinger“ erleichtert in die Arme zu nehmen.
Wegen MS die Karriere beendet
Noch einer hatte besonderen Grund zur Freude: Walkers Caddie Andy Sanders. Das Duo kennt sich schon seit der „US Amateur“ 2000. Damals traten beide als Spieler an, in Baltusrol! Sanders war deutlich besser, trotzdem wurden sie Freunde. Vier Jahre später erkrankte der hochtalentierte Golfer und exzellente Putter an multipler Sklerose, hatte Probleme mit der Sehkraft und musste 2006 wegen der Therapie-Folgewirkungen die Schläger an den Nagel hängen.
Irgendwann später fragte Jimmy Walker nach ein paar Tipps fürs Grün, gewann anschließend auf der Nationwide-Tour und bot dem „Buddie“ prompt für 2008 seine Tasche an. Jetzt erlebte Sanders „durch Jimmys Augen“ (Ehefrau Megan Sanders) den Triumph, der ihm nie vergönnt war.