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European Tour

Sprecher-Box: Chapeau, Herr Els!

24. Jun. 2013 von Gregor Biernath in Köln, Deutschland

Die Sprecherbox mit Sky-Kommentator Gregor Biernath. (Foto: Golf Post)

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Die BMW International Open. Das einzige Turnier der European Tour auf deutschem Boden. Weltklasse-Golf ‚fast‘ vor der Haustür, das bedeutete auch für mich einen deutlichen Unterschied im Arbeitsalltag. Die erste Hälfte der Strecke von Schwabing in den Münchener Norden war ja noch vertraut, doch dann ging es in der vergangenen Woche am Sky-Sendezentrum in Unterföhring einfach vorbei und weiter zum Golfclub München Eichenried. Zum 25-jährigen Jubiläum der BMW International Open wurde ich gleich am Eingang auf das eingestimmt, was sich über vier Tage auch bewahrheiten sollte: „An diesem Geburtstag wird sich nichts geschenkt!“

An dieser Stelle Hochachtung vor der Werbeagentur, über den Spruch musste ich auch nach ein paar Tagen noch schmunzeln. Am Mittwoch fand traditionell das Pro/Am statt, und bei ca. 35 Grad im Schatten, kamen Amateure und Pros gleichermaßen ins Schwitzen. Aber auch die Techniker von Sky waren nicht zu beneiden. Es galt alle technischen und baulichen Voraussetzungen zu schaffen, sowohl für unseren Kommentar aus einem „Container“ – da soll mir nochmal einer erzählen, Fernsehen hätte was mit Luxus zu tun – als auch für den Studio-Aufbau für die Call-In Show nach den Live Übertragungen in der sogenannten „Public Area“.

Bei den Temperaturen habe ich mich dann gerne in der klimatisierten Sprecher-Box häuslich eingerichtet. Kaum ein großer Unterschied zu den sonstigen Arbeitsbedingungen, mit Monitoren, Laptop, Audio Box, Kopfhörern etc. Was es aber auch für mich zu einer besonderen Wochen machte, war der schöne Umstand, dass ich in meinen Kommentar-Pausen einfach nur zur Tür hinaus musste, 100 Meter weiter auf den Golfplatz stiefelte – am Samstag „watete“ - und inmitten der Profis stand, über die ich kurz zuvor noch geredet hatte. In Runde 3 beispielsweise stand ich gerade an der 11, einem Par5, als auf dem Grün, aus über 220 Meter geschlagen, der zweite Schlag von Marcel Siem einen Meter neben dem Loch einschlug. Die Fahne steckte kurz hinter dem Wasser, es war ein absoluter Weltklasse-Schlag und auch für mich deutlich beeindruckender, den live gesehen zu haben, als am Bildschirm. Das wiederum konnte ich dann kurz darauf am Mikrofon gleich zum Besten geben und so dem Zuschauer noch authentischer vermitteln, wie gut die Jungs wirklich sind.

Nach meinen Kommentar-Einsätzen wollte ich dann die Tage über eigentlich langsam den Feierabend einläuten, doch Kollege und Call-In-Show-Moderator Irek Myskow versetzte mich kurzerhand zurück in die Vergangenheit, in meine ersten „Major-Tage“ bei Sky und bat mich um Unterstützung. Dazu muss ich sagen, dass ich im Jahr 2000 bei allen Majors (Augusta, Pebble Beach, St. Andrews und Valhalla) vor Ort dabei sein durfte, um Profis für einen Besuch in unserem Interview-Studio am Platz zu gewinnen. Und da uns Kommentatoren vom Sky-Team in Eichenried die Namen und die dazu gehörigen Gesichter am geläufigsten sind, ging ich also auf die Pirsch, um den einen oder anderen für unsere Live-Show einzuladen. Unter anderem der Österreicher Martin Wiegele und der bis dahin noch völlig unbekannte Franzose Alexander Levy waren sympathische Gäste. Letzterer schaute mich mit großen Augen an, da er wohl noch nicht so viele TV-Auftritte hatte, noch dazu in Englisch. Aber ich beruhigte ihn und meinte, dass wir nur ein paar Fragen zum Spiel stellen würden, „ganz easy“. Er freute sich und schlug sich nicht nur im Studio gut. Im Turnier wurde er letztlich Dritter.

Wer mich in München gleich doppelt beeindruckt hat, war Martin Kaymer. In einer persönlich anberaumten PK am Dienstag vor dem Turnier, gab der sonst eher etwas emotionslos wirkende 28-jährige Major-Sieger einen Einblick in sein Seelenleben. Die Inhalte können hier bei Golfpost nachgelesen werden, mir geht es vielmehr um die Wirkung und möglichen Folgen. Es hatte den Anschein, als lägen Martin einige Themen so auf dem Herzen, dass ich seine Ausführungen als kleinen Befreiungsschlag werte. So duster, wie andere Medien, habe ich seine Form in diesem Jahr eh nicht gesehen, aber nun bin ich mir sicher, dass es weiter nach vorne geht. Vor heimischer Kulisse, in einem starken Teilnehmerfeld, spricht ein geteilter vierter Platz für sich. Sowieso haben die Leistungen der vier Deutschen, die den Cut schafften, Spaß gemacht. Marcel Siem spielt beständig oben mit (T10), auch bei ihm kann ich mir einen zweiten Saisonsieg nach Marokko gut vorstellen. Die Überraschung war sicherlich Bernd Ritthammer, der vielleicht sein European-Tour-Trauma am Sonntagabend in Eichenried lassen konnte.

Und ‚last but not least‘ war da ein Maximilian Kieffer, der nicht hundertprozentig mit seiner spielerischen Leistung  zufrieden war (T35), dafür aber richtig viel Spaß an den zwei Co-Kommentatoren-Strecken hatte. Am Samstag und Sonntag kam er jeweils für etwa 30 Minuten zu mir in die Sprecher-Box, streifte sich routiniert das Headset über und beantwortete meine Fragen zu seiner Person, seinem Spiel und auch dem laufenden Live-Geschehen im Turnier erstaunlich routiniert für das erste Mal. Ich hoffe, wir wiederholen das, Max. 😉 Ihn erwarten im Übrigen wirklich harte Wochen. Sonntagabend noch ging es nach London, wo er ab heute in Sunningdale 36 Löcher Open-Quali spielt, ein wahrer Marathon. Ab Donnerstag spielt er in Irland, kommende Woche Frankreich, darauf Schottland und dann „hoffentlich“ die British Open. Ein Tour-Plan, der zeigt, dass er Golf liebt und hoch motiviert ist, sich weiter gen Dubai Finale zu verbessern! Sie werden bei Golfpost natürlich auf dem Laufenden gehalten.

Abschließen möchte ich meinen kleinen BMW International Open Ausflug standesgemäß mit dem Gewinner. Ernie Els hatte bereits im vergangenen September Turnierdirektor Marco Kaussler seine Zusage für Eichenried gegeben. Dass sich der amtierende Open-Champion aber nach dem US Open-Reisestress am Ende auf beeindruckende Art und Weise durchsetzen konnte, war für mich schon etwas überraschend. Am Mittwoche spielte er beim Pro/Am, bei 35 Grad und extrem hoher Luftfeuchtigkeit, über knapp sechs Stunden, seine erste Proberunde. Und als würden Jetleg und Hitze einem 43-Jährigen so gar nichts ausmachen, notierte er mit einer 9-unter-Par 63 am Donnerstag auch noch die beste Turnierrunde und ebnete den Weg zum späteren Erfolg. Ein „Veteran“ offensichtlich nur ob seiner Erfahrung im Profigolf, die körperliche Ausdauer gleicht der eines 20-Jährigen. Chapeau, Herr Els. Da bin ich dann auch nicht allzu nachtragend, weil sie nach der abschließenden PK den Hinterausgang gewählt haben und mich nicht mit in unser Studio begleiteten, wie der letztjährige Sieger Danny Willett. 😉

Es war auch mit der Regenverzögerung am Samstag und einem teils gefluteten TV-Bereich eine für mich tolle und abwechslungsreiche Woche. Die Zuschauer hatten sichtlich Spaß, einige deutsche Profis haben Hoffnung auf mehr generiert und es wird Zeit, dass wir wieder ein zweites European Tour Event in Deutschland austragen. Lasst die German Open wieder aufleben! Das Zuschauer- und Medieninteresse besteht!

 Nach einer abschließenden 5-stündigen Heimfahrt lag ich dann um Mitternacht auch wieder in meinem Kölner Bett und freue mich drauf, den einen oder anderen Schlag der Profis diese Woche hoffentlich kopieren zu können, und sei es nur der 50cm-Putt zum Par……

Viele Grüße,

Gregor Biernath


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